Ericsson meldet sich zurück und steigt zum IPTV-Marktführer auf

IPTV: Mediaroom-Coup bringt Ericsson an die Spitze

Mittwoch, 10. April 2013 um 14:06
Ericsson Unternehmenslogo

(IT-Times) - Seit Jahresbeginn ging es mit den Aktien des schwedischen Telekomausrüsters LM Ericsson kräftig auswärts. Rund 40 Prozent legten die Papiere von November 2012 bis April 2013 zu. Das Unternehmen will sich in Teilbereichen neu aufstellen und so vom Wachstum im Bereich IPTV profitieren.

Ericsson und STM wickeln Verlustbringer ab
Zunächst wurde das Problem um das defizitäre Gemeinschaftsunternehmen ST-Ericsson gelöst. Das Chip-Venture, welches gemeinsam mit STMicroelectronics betrieben wurde, wird zerschlagen. Ericsson (Nasdaq: ERIC, WKN: 850001) wird die Unternehmensbereiche übernehmen, die sich mit der Entwicklung, dem Design und dem Verkauf von Multimode-Modems (2G, 3G, 4G) beschäftigen.

Der Rest des Unternehmens soll abgewickelt werden. Damit ziehen Ericsson und STMicroelectronics einen Schlussstrich unter die unglückliche Partnerschaft. Da ST-Ericsson mit Qualcomm und anderen Halbleiterspezialisten aus Asien nicht mithalten konnte, häufte das Venture insgesamt Verluste in Höhe von 2,7 Mrd. US-Dollar an, allein 749 Mio. Dollar im letzten Jahr.

Damit ist nun Schluss. Ericsson kann sich künftig wieder stärker Wachstumsbereiche wie zum Beispiel dem vielversprechenden Geschäft mit IPTV-Services widmen.

Ericsson steigt zum führenden Anbieter von IPTV STB Middleware auf
Hierfür hatte das Unternehmen zu Wochenbeginn das Mediaroom-Geschäft von Microsoft übernommen. Medienberichten zufolge soll sich der Kaufpreis für das Geschäft bei rund 200 Mio. US-Dollar bewegt haben.

Mit dem Zukauf steigt Ericsson mit einem Schlag zum führenden Anbieter von IPTV- und Multiscreen-Angebote mit einem Marktanteil von mehr als 25 Prozent auf. Vor der Übernahme hatte Ericsson lediglich einen Marktanteil von 1,0 Prozent im Markt für Internet-Protocol Television (IPTV) Set-Top-Boxen (STB) inne, so die IHS-Marktforscher. Durch die Mediaroom-Übernahme kommen weitere Kunden wie AT&T (U-verse) und die Deutsche Telekom (Entertain) im IPTV-Segment hinzu. Zuvor betreute Ericsson mit seinen TV-Lösungen bereits 2.000 Kunden weltweit.

IPTV STB Markt soll sich verdoppeln
Mit der Übernahme sichert sich Ericsson einen Vorsprung von sieben Prozentpunkten vor dem nächst größeren Wettbewerber UT Starcom, so die IHS-Experten. Die Marktforscher erwarten, dass sich die Zahl der IPTV STB Auslieferungen von 73,3 Millionen Einheiten in 2011 auf mehr als 158 Millionen Einheiten in 2016 mehr als verdoppeln.

Hiervon hofft auch Ericsson zu profitieren. Den weltweiten Markt für IPTV-Nutzer taxiert Ericsson derzeit auf 76 Millionen Nutzer und ein Umsatzvolumen von 32 Mrd. US-Dollar. Im Jahr 2015 dürfte dieses Geschäft auf 45 Mrd. Dollar und 105 Millionen Nutzer wachsen, glaubt man bei Ericsson.

Kurzportrait

Gegründet im Jahre 1918 und ansässig im schwedischen Stockholm, bietet LM Ericsson Telephone Company (Ericsson) Mobilfunk- und Kommunikationsservices weltweit an. Der Konzern operiert heute aus vier Geschäftssegmenten heraus: Networks, Multimedia, Global Services und Support Solutions. Über 1.000 Netze in mehr als 180 Ländern nutzen Ericsson-Equipment und mehr als 40 Prozent des weltweiten Mobilfunkverkehrs läuft über Ericsson-Netze.

Anfang 2009 wurde das Joint Venture ST-Ericsson geformt, welches aus der Fusion von ST-NXP Wireless und Ericsson Mobile Platforms hervorging. In 2013 entschieden sich Ericsson und STM für die Auflösung des Ventures, wobei Ericsson die Unternehmensteile übernehmen wird, die sich mit Entwicklung, Design und Verkauf von Multimode-Modems nach 2G-, 3G- und 4G/LTE-Standard beschäftigen.

In China ist Ericsson unter anderem mit dem Joint Venture Nanjing Ericsson Panda Communications Company präsent. Im Geschäftssegment Networks vermarktet Ericsson Telekom- und Mobilfunklösungen. Dabei bietet Ericsson nicht nur 2G-, 2,5G- und 3G-Mobilfunklösungen an, sondern auch Upgrade-Systeme an.

In den letzten Jahren kaufte Ericsson verstärkt zu. So wurde im Jahr 2005 der schwedische Systemintegrator Teleca OSS AB sowie das Telekom-Geschäft von Marconi übernommen. Ende 2006 verstärkte sich Ericsson im Netzwerkbereich durch die Übernahme von Redback Networks, wobei auch die Firmen Entrisphere und UIQ übernommen wurden. Über UIQ wollen Motorola und Sony Ericsson in Zukunft zusammenarbeiten und in die Weiterentwicklung der UIQ Plattform investieren. Anfang 2008 trennte sich Ericsson von seinem PBX-Firmenkundengeschäft und verkauft dieses an die kanadische Aastra Technologies.

Ende 2010 kaufte Ericsson das CDMA- und LTE-Geschäft der insolventen Nortel Networks in Nordamerika. Im Februar 2010 wurden die restlichen Anteile an der LHS AG übernommen. Im April 2010 kaufte Ericsson dann auch das GSM-Geschäft von Nortel, wenige Monate später übernahm Ericsson die 50%ige Beteiligung an dem Venture LG-Nortel. Ende 2010 wurde die Optimi Corporation übernommen. Mitte 2011 kündigte Ericsson die Übernahme von Telcordia für 1,2 Mrd. Dollar an. In 2012 kaufte Ericsson den Spezialisten BelAir Networks, gleichzeitig wurde das Glasfaser-Zugangsgeschäft an Calix abgestoßen. In 2013 kaufte Ericsson das Mediaroom IPTV-Geschäft von Microsoft.

Meldung gespeichert unter: Ericsson, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Medien

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