Wirecard - und plötzlich sind auch Kunden verschwunden

E-Commerce: Digitale Bezahllösungen (Digital Payment)

Mittwoch, 5. August 2020 um 10:54

ACHHEIM/MÜNCHEN (IT-Times) - Die insolvente Wirecard AG war dafür bekannt, alles, was nach einer neuen Kundenbeziehung aussehen könnte, auch sofort zu kommunizieren. Dazu wurden diese auch schon mal frei erfunden.

Doch seit dem Rücktritt vom erneut inhaftierten und vorzeitig entlassenen Vorstandsvorsitzen der Wirecard AG gibt es überhaupt keine Pressemitteilungen mehr zu neuen Aufträgen für den Payment-Anbieter.

Im Durchschnitt wurde mindestens jede Woche bei Wirecard ein neuer Auftrag vermeldet. Oftmals waren es nur Absichtserklärungen, sogenannte MoUs, wobei es nicht zu einem Vertragsabschluss kommen musste.

Sicherlich schreckt die Insolvenz der Wirecard AG so manchen (Neu-)Kunden ab, weil man nicht mehr weiß, ob und wenn ja, wie es mit dem deutschen Zahlungsdienstleister weitergeht.

Das Geschäft von Wirecard aber wird vom Insolvenzverwalter weiter fortgeführt, der gerade versucht, zumindest einen Teil des gescheiterten Unternehmens zu retten. Bei einem Verkauf könnte also vielleicht ein Teil fortgeführt werden.

Die letzte Meldung über eine neue Kundenbeziehung gab es am 16. Juni 2020, interessanterweise genau zwei Tage vor dem Vaux-Pax, dass mindestens 1,9 Mrd. Euro an Geldern bei Wirecard spurlos verschwunden sind.

Wirecard schloss den letzten Auftrag mit einem hierzulande eher unbekannten Online-Händler mit der Bezeichnung Wildberries aus Russland ab, der angeblich sein Geschäft auf dem europäischen Markt und in Asien ausbauen will.

Die Wirecard AG ist wegen ihres nicht leicht zu durchschauenden Geschäftsmodells und der undurchsichtigen Partnerstruktur auch in Sachen Kunden eine Black Box, da die meisten aus dem Ausland stammten und hier eher unbekannt waren.

Die PR-Abteilung war wohl eine der wenigen Units, die beim deutschen FinTech-Unternehmen überhaupt funktionierte. Angekurbelt wurde die PR-Maschine so richtig im Jahr 2016. Geworben wurde seither mit großen Namen wie Aldi, SAP und SoftBank, um nur einige zu nennen.