Unternehmensberatung McKinsey warnte Wirecard bereits vor einem Jahr vor Zusammenbruch des Payment-Anbieters

E-Commerce: Digitale Bezahllösungen (Digital Payment)

Mittwoch, 15. Juli 2020 um 09:37

James Freis kam am 18. Juni dieses Jahres vorzeitig von der Deutschen Börse als Group Compliance Officer zu Wirecard. Am folgenden Tag wurde er bereits zum Interim Chief Executive Officer befördert, als Braun zurücktrat.

Ein imposanter Aufstieg - Freis dürfte allerdings überrascht gewesen sein, in einem Unternehmen zu beginnen, dass, wenn die Banken „Nein“ sagen, direkt in die Insolvenz geschickt wird.

Mit dem Aufbau einer Compliance-Struktur aber wurde schließlich nicht McKinsey, sondern der Wettbewerber PwC beauftragt. Diese soll sich weniger um das Drittpartnergeschäft gekümmert haben.

Der Risiko- und Compliance-Ausschusses von Wirecard selbst wurde im März 2019 unter dem Vorsitz von Wirecard-Aufsichtsratsmitglied und Unternehmensberaterin Anastassia Lauterbach gegründet.

Sowohl Braun als auch der Finanzvorstand von Wirecard, Alexander von Knoop, hatten immer wieder beteuert, dass die Compliance-Struktur im Unternehmen gut funktioniere, aber man weitere Verbesserungen vornehme.

Alexander von Knoop, war neben den Ressorts Finanzen und Recht zuvor auch für die Einhaltung der Compliance-Richtlinien verantwortlich. Knoop, ein früherer PwC-Prüfer, ist seit 2018 Vorstandsmitglied und seit 2005 im Unternehmen.

Die Vorwürfe wegen Bilanzmanipulation und Geldwäsche bei Wirecard sind nicht neu und begannen bereits mit Gründung des Unternehmens durch einen Reverse-Merger der Wire Card und der InfoGenie AG in 2005.

Whistleblower in Singapur hatten Anfang 2019 einen Buchhaltungsbetrug bei Wirecard kolportiert und die Financial Times sorgte mit mehreren Beiträgen dafür, dass der Fall dieses Mal weiterverfolgt wurde.

Letztendlich wurde so, wenngleich äußerst schmerzhaft, für (potenzielle) Wirecard-Investoren und den Wirtschaftsstandort Deutschland ein noch größerer Schaden verhindert.

Markus Braun hatte Wirecard dennoch bis zum Schluss verteidigt und als prosperierendes Finanztechnologieunternehmen dargestellt. Noch im Mai 2020, also einen Monat vor der Insolvenz, sagte er auf Twitter Folgendes:

„Wenn sich Lärm und Staub gelegt haben, wird Wirecard weiterhin ein Unternehmen sein, das in diesem Jahr ein EBITDA von einer Milliarde Euro erwirtschaftet und eines der am schnellsten wachsenden seiner Branche ist“.

Das Twitter-Konto machte er zwischenzeitlich für die Öffentlichkeit dicht, auch die Zahl seiner Follower ist rückläufig. Seine Tweets sind geschützt und nur noch mit Bestätigung von Braun einzusehen.

Selbst bei seinem Rücktritt am 19. Juni 2020 sagte er in einer persönlichen Erklärung, dass "die Wirecard AG über ein ausgezeichnetes Geschäftsmodell, herausragende Technologie und ausreichende Ressourcen für eine großartige Zukunft verfüge“.

Diese Zukunft wolle er nicht belasten. Genau eine Woche später musste die Wirecard AG wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und/oder Überschuldung Insolvenzantrag stellen… (lim/rem)

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