Roth & Rau: Erhöhte Wertschöpfungstiefe durch Zukäufe

Montag, 1. September 2008 um 16:28
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(IT-TIMES) In der letzten Woche hatte der deutsche Solarzulieferer Roth & Rau AG (WKN: A0JCZ5) bekannt gegeben, dass er weitere Zukäufe plant. Erst vor kurzem hatte das Unternehmen das Softwareunternehmen AIS gekauft. Um sich im globalen Wettbewerb behaupten zu können, plant man bei Roth & Rau durch Zukäufe die Wertschöpfungstiefe zu erhöhen. Aus diesem Grund wurde jüngst auch eine Kapitalerhöhung durchgeführt. Dier hieraus noch verfügbaren liquiden Mittel sollen für Zukäufe eingesetzt werden. Bei Roth & Rau möchte man aber auch nicht ausschließen, über den Kapitalmarkt weitere Quellen anzuzapfen, um mögliche Zukäufe auch finanzieren zu können.

Übernahme von AIS

AIS ist als System- und Softwareunternehmen auf dem Gebiet der Automatisierungs- und Informationstechnik für die Photovoltaik- und Halbleiter-Branche tätig. Das Unternehmen bietet Maschinen- und Anlagensteuerungen, Systeme für die Fertigungs- und Prozessautomatisierung sowie die kundenspezifische Entwicklung von System- und Anwendersoftware an. Die Roth & Rau AG sicherte sich mit dieser Akquisition den Zugriff auf wesentliche Softwarekomponenten für ihre Anlagen und Turnkey-Produktionslinien und erweitert den eigenen Anteil innerhalb der Wertschöpfungskette in der Produktion kristalliner Sililzium-Solarzellen entsprechend. Roth & Rau hat die Anteile von den geschäftsführenden Gesellschaftern und Gründern der AIS erworben, die das operative Geschäft des Unternehmens weiterhin führen sollen. Über den Kaufpreis wurde unterdessen Stillschweigen vereinbart. Im Geschäftsjahr 2007 erwirtschaftete AIS einen Umsatz von rund 9,4 Mio. Euro. Die Roth & Rau AG wird die AIS Automation Dresden GmbH rückwirkend zum 1. Januar 2008 in den Konsolidierungskreis einbeziehen.

Kooperationen festigen internationales Standbein

Im Juni 2008 wurde mit SVTC Technologies, einer US-Halbleiter-Entwicklungsgesellschaft, ein Vertrag über die Zusammenarbeit mit der Roth & Rau AG geschlossen. Im Rahmen des Vertrages wird Roth & Rau mit dem Geschäftsbereich SVTC Solar von SVTC zusammenarbeiten. Roth & Rau liefert dabei eine Turnkey-Entwicklungs- und Produktionslinie für Siliziumsolarzellen in das neue Photovoltaik-Entwicklungszentrum von SVTC Solar im Silicon Valley (siehe Pressemitteilung zur Einweihung des neuen Zentrums). Neben der Einrichtung einer kompletten Turnkey-Solarproduktionslinie in San Jose umfasst die Vereinbarung die weitere Zusammenarbeit zwischen SVTC Solar und Roth & Rau bei Entwicklung und Marketing von Produkten und Systemen. Bereits bestehende Solarzellenhersteller und Start-up-Unternehmen im Solarbereich können in Zukunft die Anlagen von Roth & Rau für ihre Produktentwicklung nutzen. Roth & Rau profitiert dabei von der Tatsache, dass potenzielle Kunden bereits mit ihrem Equipment arbeiten. Darüber hinaus nutzt Roth & Rau künftig das Photovoltaik-Entwicklungszentrum im Silicon Valley als Showroom für Kunden aus Nordamerika.

Kurzportait

Roth & Rau entwickelt und fertigt Komponenten und Prozessanlagen für plasma- und ionenstrahlgestützte Verfahren der Dünnschicht- und Oberflächentechnik für den Einsatz in Produktion, Pilotfertigung und Forschung & Entwicklung in den verschiedensten industriellen Branchen. Vor allem in der Photovoltaik ist Roth & Rau AG ein international agierender Anbieter von Plasmaprozesssystemen für die Photovoltaikindustrie. Der Geschäftsbereich Photovoltaik trug im Geschäftsjahr 2007 zu 90 Prozent zum Unternehmensumsatz bei. In diesem Segment stellen Produktionsanlagen für Antireflexbeschichtungen (PECVD-Anlagen) für kristalline Silizium-Solarzellen ein Kernprodukt von Roth & Rau dar. Ferner konzipiert und installiert Roth & Rau als Generalunternehmer in Kooperation mit Partnern aus Forschung und Industrie unter der Bezeichnung ASCM (Advanced Solar Cell Manufacturing) international automatisierte Produktionslinien für die industrielle Fertigung von kristallinen Silizium-Solarzellen (Turnkey-Produktionslinien). Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Fertigung von Anlagen für die Beschichtung von Dünnschichtsolarmodulen mit leitfähigen transparenten Oxidschichten (TCO), die in Kooperation mit dem schweizerischen Unternehmen OC Oerlikon Balzers AG erfolgt.

Im Geschäftsbereich Plasma- und Ionenstrahltechnologie produziert Roth & Rau maßgeschneiderte Prozesssysteme für plasma- und ionenstrahlgestützte Dünnschicht- und Oberflächenbearbeitungsverfahren. Kunden sind insbesondere Unternehmen der Halbleiter- und der Automobilindustrie, Forschungs- und Entwicklungsabteilungen verschiedener anderer industrieller Branchen einschließlich der Photovoltaik sowie Forschungsinstitute und Universitäten.

Zu Roth & Rau zählen insgesamt sechs Beteiligungen. So verfügt das Unternehmen über vier Auslandsgesellschaften: Die Roth & Rau Shanghai Trading Ltd., die Roth & Rau Switzerland AG und die Roth & Rau USA Inc. befinden sich jeweils zu 100 Prozent im Besitz des Roth & Rau-Konzerns. Auch die Solar Holding Inc. und die Roth & Rau Dünnschicht Solar GmbH befinden sich zu 100 Prozent im Besitz des Konzerns. Zusätzlich ist man noch zu 51 Prozent an der SLS Solar Line Saxony GmbH beteiligt. SLS Solar Line Saxony ist ein Gemeinschaftsunternehmen mit der USK Karl Utz Sondermaschinen GmbH zur Herstellung von Automatisierungsanlagen für die Solarzellenfertigung.

Roth & Rau wurde 1990 gegründet und brachte ein Jahr später als erstes Produkt Komponenten zur Erzeugung von Plasma auf den Markt. Nachdem in den Folgejahren der Schwerpunkt auf der Fertigung von kompletten Plasma- und Ionenstrahlungsprozesssystemen lag und die Expansion ins Ausland (Asien und USA) vorangetrieben wurde, konzentriert sich das Unternehmen seit 2002 strategisch auf den Geschäftsbereich Photovoltaik. Im Jahr 2005 wurde nach eigenen Angaben die Marktführerschaft bei PECVD-Anlagen für die Siliziumnitrid-Antiflexbeschichtung von Solarzellen übernommen. Ein Jahr später erfolgte der Börsengang des Unternehmens. Seither wurde die Belegschaft auf mehr als 200 Mitarbeiter verdoppelt.

Sowohl im operativen Geschäft als auch an der Börse konnte das Unternehmen seither rasant wachsen. Im Zuge der im April dieses Jahres abgeschlossenen Bezugsrechtskapitalerhöhung erfolgte der Wechsel aus dem Entry Standard in den Prime Standard, der die Grundlage für die Aufnahmen in den TecDAX schaffte. Seither erfüllte die Roth & Rau-Aktie sowohl bei Marktkapitalisierung als auch bei Handelsvolumen die Aufnahmekriterien der Deutschen Börse für den Aktienindex TecDax, in den das Unternehmen im Juni dieses Jahres aufgenommen wurde.

Zahlen



Der Roth & Rau-Konzern konnte im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2008 wichtigen Kennzahlen deutlich verbessern und seinen Wachstumskurs damit fortsetzen. Der Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahr um 59 Prozent auf 103,7 Mio. Euro. Dabei legte auch der Auslandsanteil vom Umsatz zu: Der Anteil des durch Exporte erzielten Umsatzes lag bei 89,6 Prozent nach 53,8 Prozent im Vorjahr. Der Geschäftsbereich Photovoltaik trug mit 99,88 Mio. Euro zum Konzernumsatz bei. Damit konnte der Anteil gegenüber 2007 (96,3 Prozent) noch einmal gesteigert werden. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verzeichnete der Solartechnikkonzern einen Anstieg von 6,9 Mio. Euro auf 10,6 Mio. Euro. Beim Konzernergebnis wurde ein Anstieg von 4,9 Mio. Euro auf 9,6 Mio. Euro verbucht, während der Gewinn je Aktie von 53 Cent auf 83 Cent anstieg. Besonders profitieren konnte Roth & Rau dabei vor allem von der gestiegenen Nachfrage nach Produktions-Equipment für kristalline Silizium-Solarzellen.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Roth & Rau, Hintergrundberichte, Solartechnik

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