Q-Cells weiter in der Defensive

Freitag, 27. November 2009 um 13:34
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(IT-Times) - Deutschlands Solarindustrie steht vor einem gewaltigen Umbruch. Mittendrin Deutschlands führender Solarzellenhersteller Q-Cells SE (WKN: 555866), der in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Verlust von 958 Mio. Euro anhäufte.

Mit dem Restrukturierungsprogramm „Q-Cells Reloaded“ will das Unternehmen wieder aus der Krise fahren, wobei das Unternehmen nicht nur den Hebel bei Kosteneinsparungen, sondern auch im Bereich Technologieentwicklung und Liquiditätsmanagement ansetzen will. Im Rahmen dieser Maßnahme sollen 500 Arbeitsplätze abgebaut und die Produktion an andere Billig-Standorte wie nach Malaysia verlagert werden.

Q-Cells will Kosten für die Zellfertigung drücken


Daneben will sich Q-Cells mit Innovationen von der asiatischen Billig-Konkurrenz abheben. Die Produktion einer neu entwickelten Solarzelle mit einem höheren Wirkungsgrad ist seit Herbst dieses Jahres in Thalheim zu niedrigeren Kosten angelaufen. Insgesamt sollen durch Personalanpassungen und den Abbau von Verwaltungsfunktionen die Kosten für die Zellfertigung um 25 Prozent gesenkt werden.

Ob dies ausreicht, um langfristig gegen asiatische Wettbewerber bestehen zu können, bleibt fraglich. Analysten wie die Raiffeisen Centrobank Experten Magdalena Wasowicz und Helge Rechberger sehen subventionierte Standorte wie Deutschland langfristig nicht wettbewerbsfähig. Die Konkurrenz aus China produziert qualitativ hochwertige Zellen inzwischen 30 Prozent günstiger als in Deutschland und kann zudem auf üppige Subventionen aus Peking im Rahmen des Golden Sun Förderprogramms hoffen.

Während deutsche Hersteller wie Q-Cells zunehmend in der Defensive sind und ihre Produktion teilweise ruhen lassen, baut die asiatische Konkurrenz ihre Produktionskapazitäten massiv aus, um sich für die Nachfrage aus dem In- und Ausland zu rüsten.

Marktbeobachter erwarten weiteren Preisverfall


Daher dürfte sich der Preisverfall in der Solarindustrie trotz der wieder anziehenden Nachfrage nach Solarmodulen weiter fortsetzen, glauben die Experten aus dem Hause Boston Consulting Group (BCG). Nachdem die Zellpreise im dritten Quartal um 20 Prozent gesunken sind, rechnen die BCG-Berater auch im Jahr 2010 mit einem weiteren Preisrückgang von zehn bis 20 Prozent.

Um die Krise zu meistern, raten die BCG-Berater Herstellern zu Kooperationen oder Firmenzusammenschlüssen. Hintergrund ist der Umstand, dass vertikal integrierte Hersteller derzeit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Anbietern wie Q-Cells genießen, während der Thalheimer Hersteller droht, zwischen Wafer-Zulieferern und Solarmodule-Herstellern aufgerieben zu werden…

Kurzportrait

Die im Jahre 1999 gegründete und Thalheim/Sachen-Anhalt ansässige Q-Cells SE ist einer der weltweit größten Hersteller von Solarzellen. Im Jahr 2001 nahm Q-Cells die Produktion auf, wobei heute fünf hochmoderne Produktionslinien betrieben werden.

Das Unternehmen hat sich hauptsächlich auf die Produktion von mono- und multikristalline Solarzellen auf Siliziumbasis spezialisiert. Inzwischen bietet Q-Cells aber auch Dünnschicht-Module an. Daneben arbeitet Q-Cells im Bezug auf die Fertigung ganzer Solarmodule mit führenden Moduleherstellern weltweit zusammen.

Die gesamte Solarzellenfertigung bei Q-Cells ist vollautomatisiert. Insgesamt bietet Q-Cells Solarzellen in 48 verschiedenen Qualitätsklassen an. Q-Cells legt bei der Fertigung und Herstellung seiner Zellen auf beste Qualität, Optik und Leistung. Das Unternehmen legt auch großen Wert auf Schwachlichtverhalten und Leistungstoleranzen, die Q-Cells mit +/- 1,5 Prozent angibt. Mit der Einführung der ersten 6-Zoll-Solarzelle Q6 und dem Zellformat Q6L will sich das Unternehmen von seinem Wettbewerbern abgrenzen.

Q-Cells verkauft seine Produkte weltweit in mehr als 32 Ländern (Spanien, Frankreich, Italien, Türkei, Japan, Südkorea, China, USA, Südafrika usw.) und beliefert mehr als 67 Kunden wie zum Beispiel die Solon AG. Der Exportanteil liegt inzwischen bei weit über 50 Prozent, Tendenz steigend. Im Ausland ist das Unternehmen unter anderem mit seiner Tochter Q-Cells Asia Ltd. präsent. Zudem hält das Unternehmen weitere Beteiligungen an der EverQ GmbH und der CSG Solar AG. 33 Prozent werden an der kalifornischen Solaria Corporation gehalten, während Q-Cells 100 Prozent der Anteile an Sontor und Calyxo hält. Die Tochter Sontor wurde in 2009 mit dem Spezialisten Sunfilm fusioniert, um einen neuen Dünnschichtanbieter zu schaffen, an welchem Q-Cells mit 50 Prozent beteiligt sein wird. Darüber hinaus hat Q-Cells eine Kooperation mit der chinesischen LDK Solar im Bereich Silizium-Wafer geschlossen, den entsprechenden Kontrakt jedoch wieder aufgelöst. Mitte 2009 stockte Q-Cells seine Beteiligung an der Solibro GmbH auf 100 Prozent auf.

Mit der Q-Cells International GmbH hat das Unternehmen in 2007 eine neue Tochter gegründet, die sich auf die Projektierung von Dachanlagen und Freiflächenanlagen konzentrieren soll. Im Mai 2009 trennte sich Q-Cells von seiner 17,2%igen Beteiligung an dem norwegischen Spezialisten Renewable Energy Corp (REC).

Unternehmensmitgründer Anton Milner führt das Unternehmen als CEO. Insgesamt beschäftigte Q-Cells zuletzt rund 2.000 Mitarbeiter, davon über 100 Wissenschaftler und Ingenieure.

Zahlen

Bisher zeigen die von Q-Cells eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen nur wenig Wirkung. Zwar stieg der Umsatz der Q-Cells AG von Juli bis September 2009 im Vergleich zum schwachen zweiten Quartal 2009 um 30,2 Prozent auf 184,1 Mio. Euro. Mit einem Rückgang um 47,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal wurde der Wert jedoch annähernd halbiert. Das dritte Quartal 2009 war stark durch Einmalaufwendungen und Sondereffekte im Zusammenhang mit der laufenden Restrukturierung beeinflusst. Unter Berücksichtigung aller Einmal- und Sondereffekte wies das Unternehmen einen operativen Verlust (EBIT) von 163,8 Mio. Euro aus.

Meldung gespeichert unter: Global PVQ, Hintergrundberichte, Solartechnik

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