Datenpannen bringen Deutsche Telekom in Bedrängnis

Montag, 13. Oktober 2008 um 12:58
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(IT-Times) Die Deutsche Telekom AG (WKN: 555750) kommt nicht aus den Negativschlagzeilen. Durch Sicherheitslecks waren offenbar 30 Mio. Datensätze und Kontodaten von Mobilfunkkunden über das Internet mittels eines einfachen Passworts einzusehen und manipulierbar.

Zuvor wurde bekannt, dass der Telekom-Tochter T-Mobile 17 Mio. Kundendaten abhanden gekommen waren. Auch sieht sich die Telekom derzeit Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegenüber, wonach Verbindungsdaten von Aufsichtsräten und Journalisten ausspioniert worden sind. Die neuerliche Datenpanne bringt zunehmend das Telekom-Management unter Druck. Zwar hat das Unternehmen unmittelbar reagiert und die Sicherheitslücke mit einem TAN-Verfahren geschlossen, doch ein fader Nachgeschmack bleibt.

Wird Obermann Opfer der Pannenserie?


Derzeit ist noch nicht absehbar, wie viel Geld die Telekom in neue Sicherheitssysteme investieren muss, um solche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden. Auch wenn Kunden bislang noch nicht im großen Stil abgesprungen sind, leidet das Image des Rosa-Riesen. Zudem muss sich das Management mit Themen außerhalb des Kerngeschäfts beschäftigen, was zusätzlich Ressourcen bindet, die jedoch notwendig sind, um das Unternehmen sicher durch die aktuelle Konjunkturkrise zu manövrieren.

Stattdessen bestimmen derzeit Krisensitzungen das Tagesgeschehen bei der Telekom. Dessen Spitze hofft, dass keine weiteren Pannen mehr auftauchen, denn schon mehren sich erste Stimmen (BDK), die den Rücktritt des Konzernchefs Rene Obermann fordern. Dies wäre ein harter Schlag für den Magenta-Konzern, da Obermann als Reformer gilt, der Baustellen mutig angeht.

T-Mobile gut fürs Weihnachtsgeschäft gerüstet


Im operativen Geschäft steht die Telekom nämlich gar nicht mal so schlecht da. Zwar verliert das Unternehmen weiter Festnetzkunden, doch im Wachstumsmarkt Mobilfunk hat sich die Telekom-Tochter T-Mobile vielversprechende Kontrakte gesichert. So sitzt T-Mobile USA bei der Markteinführung des ersten Android-Handys G1 mit im Boot. Aufgrund der hohen Nachfrage hat T-Mobile seine Bestellungen beim taiwanschen Hersteller HTC bereits verdreifacht.

Zudem wird T-Mobile USA auch das erste klappbare BlackBerry-Smartphone BlackBerry Pearl Flip 8220 exklusiv in den USA vermarkten. Auch das iPhone 3G, welches ebenfalls über T-Mobile zu haben ist, dürfte sich zum diesjährigen Weihnachtsgeschäft in Deutschland gut verkaufen. Die Weichen für die Zukunft scheinen also gestellt, wenn es die Telekom endlich schafft die Pannenserie beim Datenschutz abzustellen…

Kurzportrait


Die Deutsche Telekom AG ist Europas größtes Telekommunikationsunternehmen. Der Konzern ist in die Sparten T-Mobile (Mobilfunk), T-Com (Festnetz und Internet) sowie T-Systems (Geschäftskunden) gegliedert. Über T-Home bietet die Telekom Breitbandangebote für Privatkunden an. Zum Portfolio des Unternehmens gehören Mobilfunkdienstleistungen aller Art, die Bereitstellung von Festnetz- und Internetzugängen sowie der Wiederverkauf von Internetzugängen (Wholesale). Das Geschäftsfeld T-Systems ist auf mittelständische, große und internationale agierende Geschäftskunden ausgerichtet, wobei auch IT-Dienstleistungen erbracht werden. Zudem bietet die Telekom über das neue VDSL-Hochgeschwindigkeitsnetz auch Internetfernsehen und terrestrisches Fernsehen an. Im Markt für günstige DSL-Anschlüsse ist das Unternehmen durch die Tochter Congstar vertreten.

Die Deutsche Telekom AG ist aus der Telekommunikationssparte der Deutschen Bundespost hervorgegangen. Anfang 1995 erfolgte die Umwandlung in eine AG, im November 1996 der Börsengang. In der Folgezeit wurde die internationale Expansion vorangetrieben, Schwerpunkte waren Ost- und Südosteuropa. Aber auch in Asien erwarb man einige Beteiligungen, die bis 2003 jedoch wieder allesamt abgestoßen wurden.

Der Kapitalarm der Telekom, T-Venture gehört zu den größten Kapitalgebern in Europa. T-Venture investiert in junge wachstumsstarke Unternehmen, die Synergien für die Telekom-Sparten T-Com, T-Systems, oder T-Mobile versprechen.

Eine der spektakulärsten Transaktionen war die Übernahme des US-Mobilfunknetzbetreibers Voicestream Wireless für rund 40 Mrd. US-Dollar im Jahr 2001, welches unter dem Namen T-Mobile USA mit aufgegangen ist. Im Herbst 2007 verstärkte sich die Telekom in den Niederlanden und erwarb für 1,33 Mrd. Euro den niederländischen Mobilfunker Orange Niederlande. Zudem verstärkte die Telekom seine Präsenz in den USA durch die Übernahme der amerikanischen SunCom Wireless. Daneben wurde das Immobilien-Portal ImmobilienScout24 vollständig übernommen. Damit gehört die gesamte Scout24-Gruppe zum Magenda-Konzern: Autoscout24, Friendscout24, Local24 und Jobs.de. Anfang 2008 expandierte Telekom in Griechenland beteiligte sich mit 20 Prozent ander Hellenic Telecom (OTE) für 2,5 Mrd. Gleichzeitig trennte sich die DTAG im Herbst 200 von seiner Immobilien-Tochter DeTeImmobilien und verkaufte die Einheit an Strabag.

Kooperationspartner sind unter anderem Apple (exklusiver Vertrieb des iPhones in Deutschland), BT, EnBW, sowie der FC Bayern (Sponsoring), Microsoft und Yahoo.

Das TV-Kabelnetz wurde in den vergangenen Jahren sukzessive abgestoßen. Heute hält der Bund direkt und indirekt noch rund 30 Prozent an dem Unternehmen.

Zahlen


Für das vergangene zweite Quartal 2008 meldet die Deutsche Telekom einen Umsatzrückgang um 2,9 Prozent auf 15,125 Mrd. Euro. Neu im Vergleich zum Vorjahresquartal ist zudem, dass die Deutsche Telekom mittlerweile mehr Umsatz im Ausland generiert, als im Inland. Neu ist jedoch auch, dass der Umsatz im Ausland trotz Zukäufen erstmals rückläufig war, er ging um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal zurück.

Auf der Ergebnisseite wies die Deutsche Telekom AG noch deutlichere Rückgänge aus. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging um 5,1 Prozent auf 4,566 Mrd. Euro zurück. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) schrumpfte von 2,043 Mrd. Euro im zweiten Quartal 2007 auf 1,868 Mrd. Euro im zweiten Quartal 2008, ein Minus von 8,6 Prozent. Vor Steuern verzeichnete die Deutsche Telekom ein Ergebnis von 892 Mio. Euro, nach 1,254 Mrd. Euro im zweiten Quartal 2008 ein Rückgang um 28,9 Prozent. Übrig blieb am Ende des zweiten Quartals 2008 ein Konzernüberschuss von 394 Mio. Euro, welcher 34,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau lag. Anzumerken ist jedoch, dass Sondereinflüsse, welche im Vorjahresquartal noch 34 Mio. Euro mehr in die Kassen gespült hatten, das Ergebnis im nun abgelaufenen zweiten Quartal um 239 Mio. Euro belasteten. Ohne diese Sondereinflüsse hätte die Deutsche Telekom einen Überschuss von 633 Mio. Euro verzeichnet, ein Plus von 11,1 Prozent.

Pro Aktie verdienten die Bonner im zweiten Quartal 2008 0,09 Euro (verwässert) und damit 35,7 Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Um 16,9 Prozent ausbauen konnte die Deutsche Telekom allerdings den Cashflow aus der operativen Geschäftstätigkeit, welcher im zweiten Quartal 2008 3,682 Mrd. Euro betrug.

Meldung gespeichert unter: Datenschutz, Deutsche Telekom, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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