Amazon investiert ohne Rücksicht auf Verluste

E-Commerce-Handel

Montag, 28. Juli 2014 um 12:31
Amazon

(IT-Times) - Amazon-Aktien gerieten zum Wochenausklang deutlich unter die Räder, nachdem der weltgrößte Online-Händler im jüngsten Quartal einen deutlich höheren Verlust ausweisen musste. Auch im laufenden dritten Quartal ist keine Besserung in Sicht, Amazon.com erwartet einen operativen Verlust von bis zu 810 Mio. Dollar.

Der Grund für die Misere: Amazon.com befindet sich nach wie vor im Investitionsmodus. Dieser hat dazu geführt, dass der Online-Händler im jüngsten Quartal den höchsten Quartalsverlust seit 2012 ausweisen musste. Die operativen Kosten schnellten um knapp 35 Prozent auf 5,96 Mrd. US-Dollar in die Höhe.

Logistik, Video-Streaming und Cloud kosten Geld


Neue Logistik- und Abwicklungszentren, sowie Investitionen in Video-Inhalte als auch massive Preissenkungen bei der Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS) haben die Ertragsseite belastet.

Das Problem: Amazon.com will an vielen Fronten gleichzeitig die erste Geige spielen. Im Bereich Video-on-Demand (VoD) Dienste legt sich Amazon.com (Nasdaq: AMZN, WKN: 906866) mit seinem Dienst Amazon Prime Instant Video mit Netflix an. Allein im jüngsten Quartal flossen in die Eigenproduktion von Videoinhalten mehr als 100 Mio. US-Dollar.

Dennoch konnten eigene TV-Serien wie „Alpha House“ nicht die Popularität von Netflix-Serien wie „Orange Is the New Black“ oder „House of Cards“ erreichen. Erste Analysten wie S&P Capital IQ Experte Tuna Amobi hinterfragen daher die Investitionen von Amazon.com.

Amazon.com legt sich mit Samsung und Apple an


Mit der Vorstellung seines neuen Fire Phones hat Amazon.com eine weitere Front gegen Apple und Samsung eröffnet, nachdem der Online-Händler bereits seinen Kindle Fire Tablet auf den Markt warf. Allerdings konnte das 649 US-Dollar teure Fire Phone bei kritischen Review-Seiten bislang nicht überzeugen. War die Markteinführung des E-Book-Readers Kindle und Kindle Fire Tablets aufgrund der Nähe zum E-Book-Geschäft noch verständlich, stellt der Einstieg in den Smartphone-Markt eine ganz neue Kategorie dar.

Marktbeobachter sehen nunmehr die Gefahr, dass sich Amazon-Chef Jeff Bezos mit seinen Investitionen verzettelt. Vermögensverwalter wie Michael Yoshikami (Destination Wealth Management) kritisieren zudem, dass Amazon.com kaum Informationen preisgibt, wofür das Geld im Detail investiert wird. Analysten fordern daher zu Recht einen sensibleren Umgang mit Aktionären und Investoren.

Kurzportrait

Die in Seattle ansässige Amazon.com öffnete seine virtuellen Einkaufstüren im Jahre 1995. Als Online-Buchhändler an den Start gegangen, entwickelte sich das Unternehmen im vergangenen Jahrzehnt zu einem universellen Online-Kaufhaus, das nicht nur Bücher, sondern auch Musik-CDs, Videos, DVDs, Spielzeug, Computerspiele, Elektronikgeräte, Küchenzubehör, Lebensmittel (Amazon Fresh) und vieles mehr anbietet. Insgesamt ist das Internet-Unternehmen in mehr als 220 Ländern weltweit aktiv und betreut über 100 Millionen Kunden weltweit. Allein der Express-Lieferservice Amazon Prime zählt inzwischen über 10 Millionen Mitglieder.

Dabei operiert Amazon.com heute aus zwei Kerngeschäftsbereichen heraus: Nordamerika und International. Neben dem eigentlichen Online-Produktangebot, bietet Amazon.com aber auch Auktionen und E-Commerce Plattformen (zShops) für Geschäftskunden an Mit seiner Einheit Amazon Web Services (AWS) ist Amazon.com inzwischen auch im Cloud Computing Markt vertreten. Über die Einheit Amazon.com Anywhere will das Unternehmen den Markt für mobiles E-Commerce erschließen. Mit seinem Online-Buchshop joyo.com ist Amazon.com auch in China präsent.

Niederlassungen in Asien und in Lateinamerika ergänzen den globalen Auftritt von Amazon.com. Ende 2007 brachte Amazon seinen eBook-Reader Amazon Kindle auf den Markt. Mit Audible, Shelfari, AbeBooks.com, Withoutabox, Fabric.com und dem Spielespezialisten Reflexive wurden weitere Zukäufe getätigt. Nach der Übernahme von SnapTell, übernahm Amazon.com in 2009 den Online-Schuhhändler Zappos.com. Zudem kündigte Amazon.com mit AmazonBasics eine eigene Produktlinie an. Im Herbst 2010 verstärkte sich Amazon.com durch die Übernahme von BuyVip.com. Anfang 2011 übernahm Amazon.com den europäischen DVD-Verleiher Lovefilm vollständig. Im Herbst 2011 stellte Amazon mit dem Kindle Fire seinen ersten Tablet PC vor. Mitte 2012 gründete Amazon mit den Amazon Game Studios sein eigenes Entwicklerstudio. Anfang 2013 schnappte sich Amazon.com den Softwarespezialisten IVONA Software, später folgte die Übernahme von TenMarks Education. Anfang 2014 schluckte Amazon.com den Spielespezialisten Double Helix Games, kurze Zeit später wurde Iconology aufgekauft.

Der visionäre Unternehmensgründer Jeff Bezos, welcher gleichzeitig als CEO der Gesellschaft fungiert, hält zusammen mit seiner Familie etwa ein Drittel der Anteile am Unternehmen.

Markt und Wettbewerb

Der weltweite E-Commerce-Markt dürfte im Jahr 2014 ein Volumen von 1,5 Billionen US-Dollar erreichen und im Jahr 2016 die Marke von 2,0 Billionen US-Dollar überschreiten (Quelle: eMarketer).

Amazon.com gilt als weltweit größtes Online-Kaufhaus als dominierender Marktführer im Bereich Online-Einzelhandel. Mit seinem Angebot konkurriert Amazon.com insbesondere mit dem traditionellen Buchhändler Barnes & Noble.

Im Online-Vertrieb von Musik-CDs und DVDs sieht sich Amazon.com der Konkurrenz von Apple und dessen iTunes-Plattform ausgesetzt. Daneben hat sich inzwischen im Bereich DVD-Verleihservice auch der Online-Anbieter Netflix etabliert.

Meldung gespeichert unter: E-Commerce, Amazon, Hintergrundberichte, Hardware, Internet, Medien

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