SolarWorld mit Pyrrhussieg? Warum Strafzölle das Unternehmen nicht retten

Marktumfeld bleibt für SolarWorld weiter schwierig

Mittwoch, 2. Juli 2014 um 12:50
SolarWorld

(IT-Times) - Anfang Juni hatte die SolarWorld AG einen Etappensieg errungen. In den USA importierte chinesische Solarprodukte werden mit Strafzöllen von bis zu 35 Prozent belegt - ein Rückschlag für die chinesische Billig-Konkurrenz.

Doch bislang konnte die SolarWorld-Aktie von diesem Teilsieg nicht profitieren. Zum Leidwesen der Anleger markierte das Papier Ende Juni ein neues Jahrestief bei knapp über 14 Euro. Der Grund: Der Sieg gegen die chinesischen Anbieter könnte nur ein Pyrrhussieg sein.

Strafzölle: Konkurrenz freut sich über Schützenhilfe
Durch US-Strafzölle auf China-Module profitieren insbesondere US-Solarkonzerne wie SunPower, First Solar und SolarCity, die sich über die unerwartete Schützenhilfe aus Deutschland freuen, wird die chinesische Billig-Konkurrenz dadurch ausgebremst.

Auch Taiwans größter Solarmodulhersteller Winaico dürfte sich über die Strafzölle der chinesischen Konkurrenz freuen, produziert das Unternehmen vor allem in Taiwan. Die Nachfrage nach WST-Modulen für gewerbliche Projekte nahm zuletzt stark zu, so Winaico Europachef Mac Ortmanns in einer jüngsten Presseerklärung.

Zwar dürfte auch SolarWorld kurzzeitig von einer Nachfragebelebung auf den Solarmärkten profitieren, doch ob dies ausreicht, den Bonner Solarkonzern nachhaltig aus der Krise zu führen, bleibt abzuwarten.

Branchenverband fürchtet weiteren Markteinbruch
Vor allem aus Deutschland und der Politik gibt es weiter Gegenwind. Nachdem der Bundestag Ende Juni eine „Sonnensteuer“ im Rahmen der EEG-Reform beschlossen hatte, dürfte das Geschäft mit gewerbsmäßigen Solarstromanlagen in Deutschland möglicherweise zum Erliegen kommen. Nach einem Einbruch von rund 60 Prozent im Vorjahr, war der Zubau bei Solarstromanlagen in Deutschland im Frühjahr 2014 nochmals um rund 45 Prozent eingebrochen, so der Branchenverband BSW Solar. Durch die neue „Sonnensteuer“ dürften viele Investitionen in neue Solarstromanlagen ausbleiben, fürchtet der Verband.

Zwar bleiben Kleinstanlagen bis zu 10 Kilowatt Leistung von der EEG-Umlage befreit, doch dies dürfte einheimischen Solarmodulen wie SolarWorld AG (WKN: A1YCMM) kaum helfen, denn diese Anlagen zeichnen nur für ein Fünftel zum Photovoltaik-Ausbau verantwortlich.

US-Tochter startet Produktion von 280-Watt-Modulen
SolarWorld wird deshalb sein Innovationstempo erhöhen müssen, um sich im internationalen Markt zu behaupten. Einen Schritt in die richtige Richtung hat das Unternehmen mit der Produktionsaufnahme von neuen Solarmodulen (280 Watt Nennleistung) im US-Bundestaat Oregon getan. Durch eine höhere Leistung im Vergleich zu anderen Modulen hofft das deutsche Unternehmen im zweiten Halbjahr auf mehr Aufträge aus den USA.

Kurzportrait
Die SolarWorld AG mit Sitz in Bonn gilt als ein führender Spezialist für Solarstromtechnik und entwickelt Solarmodule beginnend mit dem Rohstoff über das Modul bis hin zum individuellen System im eigenen Haus. Gegründet wurde SolarWorld bereits im Jahr 1988, seinerzeit als Ingenieurbüro für Industrieanlagen. Im Jahr 1999 folgte der Gang an die Börse. Nachdem SolarWorld in der Vergangenheit den Großteil seiner Umsätze in Deutschland erzielte, wuchs der Auslandsanteil am Gesamtumsatz inzwischen auf weit über 50 Prozent.

SolarWorld setzt bei bei seinen Solarmodulen auf hohe Qualität, Haltbarkeit und Stabilität und das Prädikat „Made in Germany“. Neben Dachanlagen und Angeboten zur Produktion von Eigenstrom offeriert SolarWorld aber auch Lösungen zur Realisierung von Großanlagen. In diesem Bereich ist das Unternehmen nicht nur in Deutschland, sondern verstärkt auch im Ausland aktiv.

Ein weiteres wichtiges Standbein bei der Beschaffung von Silizium ist die Recyclingfähigkeit der Module bzw. Zellen. Hier ist das Unternehmen über die 100prozentige Tochtergesellschaft Deutsche Solar AG aktiv. Um sich den langfristigen Zugriff auf Solarsilizium zu sichern, gründete SolarWorld bereits im Jahr 2002 das Joint Venture Joint Solar Silicon.

Im Jahr 2006 wurde zudem ein weiteres Joint Venture mit der niederländischen Scheuten Solarholding B.V. gegründet. Im gleichen Jahr verstärkte sich die SolarWorld durch die Übernahme der kristallinen Solaraktivitäten der Shell Solar. Anfang 2010 gründete SolarWorld das Joint Venture Qatar Solar Technologies (QST), an welchem das Unternehmen 29 Prozent der Anteile hält. Ende 2010 gab SolarWorld die Übernahme der Solarparc AG bekannt. Ende 2013 kaufte SolarWorld einen Teil der Solarsparte der Robert Bosch GmbH und übernahm den Standort in Arnstadt. Gleichzeitig wurde die Tochter Solarworld Industries-Thüringen GmbH gegründet. Ende 2013 sicherte sich Qatar Solar Technologies (QSTec) 29 Prozent an SolarWorld.

Meldung gespeichert unter: SolarWorld, Hintergrundberichte, Solartechnik

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