VATM und Dialog Consult stellen Studie zum deutschen Telekommunikationsmarkt 2020

Telekommunikationsmarkt Deutschland

Mittwoch, 7. Oktober 2020 um 10:10
VATM

Höchste Investitionen seit 19 Jahren – 55 Prozent kommen von den Wettbewerbern

Mehr neue FTTB/H-Anschlüsse denn je – Zahl nimmt um fast 1 Million zu

28,8 Millionen gigabitfähige Anschlüsse in Deutschland verfügbar

Ende 2020 können 62 Prozent aller Haushalte einen Gigabit-Anschluss buchen

Deutsche erzeugen 72 Milliarden Gigabyte im Festnetz

Deutschland telefoniert so viel wie nie zuvor mit dem Handy und über OTT

Branche setzt 58,9 Milliarden Euro um – Mobilfunk wächst 

VATM: Umdenken in der Regulierung erforderlich

Köln, 6. Oktober 2020. In diesem Jahr werden die Unternehmen der Telekommunikationsbranche mit 9,7 Milliarden Euro in Deutschland so viel wie seit 2001 nicht mehr investieren (Abb. 6). Mit 28,8 Millionen verfügbaren Gigabit-Anschlüssen (+56 Prozent) stehen Ende des Jahres rund 62 Prozent der deutschen Haushalte gigabitfähige Netze zur Verfügung (Abb. 13 u. 14). Beim Neubau von Glasfaseranschlüssen bis ins Haus oder die Wohnung (FFTB/H) wird mit rund einer Million ein neuer Höchststand innerhalb eines Jahres erreicht (Abb. 10). Das sind einige der Ergebnisse der 22. gemeinsamen TK-Marktstudie, die DIALOG CONSULT und VATM heute in Köln vorgestellt haben.

Bei den verfügbaren gigabitfähigen Anschlüssen – HFC-Kabel-(DOCSIS-3.1)- und FTTB/H-Anschlüssen – geht es hierzulande 2020 deutlich voran. Neun von zehn dieser Anschlüsse stammen von den alternativen Anbietern. Die Zahl der gigabitfähigen Anschlüsse in Kabel-HFC-Netzen (DOCSIS 3.1) steigt von Ende 2019 bis Ende 2020 um 65 Prozent von 14,35 auf 23,7 Millionen (Abb. 12). Die Zahl der „echten“ Glasfaseranschlüsse wächst um fast ein Viertel auf 5,1 Millionen (Abb. 10). Mehr als ein Drittel der FTTB/H-Anschlüsse wird von Kundinnen und Kunden genutzt. Die Zahl der gebuchten FTTB/H-Anschlüsse steigt seit Ende 2019 um 31 Prozent.

„Während die Wettbewerbsunternehmen hier eine Take-up-Rate von knapp 50 Prozent erreichen, liegt diese bei der Telekom Deutschland nur bei unter 20 Prozent. Die Telekom holt bei den Glasfaseranschlüssen zwar auf, vermarktet diese aber noch nicht annährend so erfolgreich wie die Wettbewerber“, sagte Studienautor Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, wissenschaftlicher Beirat der Unternehmensberatung DIALOG CONSULT und Inhaber des Lehrstuhls für TK-Wirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.

„Die Investitionen im Telekommunikationsmarkt nehmen angesichts der Herausforderungen durch den (Aus-)Bau leistungsfähiger Festnetzanschlüsse und die Errichtung neuer 4G- und 5G-Mobilfunkgenerationen zu. 55 Prozent der Investitionen davon entfallen auf Wettbewerbsunternehmen“, erläuterte Prof. Gerpott. Die alternativen Anbieter steigern die Investitionen von 5,1 auf 5,3 Milliarden Euro, die Telekom senkt ihre leicht um 0,1 Milliarde auf 4,4 Milliarden Euro (Abb. 6).

Der Gesamtumsatz der TK-Anbieter steigt 2020 leicht um 600 Millionen Euro (+1 Prozent) auf 58,9 Milliarden Euro (Abb. 1-4). Die Erlöse im Mobilfunkmarkt wachsen um 0,4 Milliarden Euro auf 25,9 Milliarden Euro. 17,7 Milliarden (+0,4 Milliarden Euro) entfallen auf die Wettbewerber und 8,2 Milliarden Euro auf die Telekom. Im Festnetzmarkt werden die Unternehmen stabil 33 Milliarden Euro (+0,2 Milliarde Euro) umsetzen – 13,9 Milliarden Euro davon entfallen auf die Telekom (+0,2 Milliarde Euro), die TK-Wettbewerber (ohne Kabelnetze) verbuchen dieses Jahr 12,9 Milliarden Euro (2019: 13,1 Milliarden Euro). Der Kabelmarkt wächst erneut um 0,2 auf nunmehr 6,2 Milliarden Euro.

Besonders wichtig für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist der Geschäftskundenmarkt (Abb. 3). Dieser ist weiterhin hart umkämpft. Hier sind die Wettbewerber bei der Umsetzung von Geschäftskunden-Anschlüssen immer noch sehr stark auf die Telekom angewiesen. Nach einer aktuellen Mitgliederbefragung sind die allermeisten Geschäftskundenanbieter noch immer in 80 bis 90 Prozent aller regionalen oder bundesweiten Ausschreibungen der deutschen Wirtschaft auf die Leitungen der Telekom angewiesen, um ein wettbewerbsfähiges Angebot abgeben zu können.

„Den noch fehlenden Wettbewerb nutzt die Telekom und versucht, ganz aktuell massive Preiserhöhungen bei den betroffenen Unternehmen durchzusetzen“, kritisierte VATM-Präsident Martin Witt im Anschluss an die Vorstellung der Studienergebnisse scharf. DSL-Anschlüsse auf Basis der angemieteten „letzten Meilen“ (Teilnehmeranschlussleitung/TAL) nehmen weiter ab (-500.000). Um 300.000 wuchs hingegen das Segment der Wettbewerber-Anschlüsse auf Basis von Telekom-Bitstrom-Vorleistungen.

„Vor allem infolge der zweiten Vectoring-Entscheidung der Bundesnetzagentur müssen viele Wettbewerber verstärkt auf diese noch teureren Vorleistungen zurückgreifen, die noch teurer sind als die TAL. Die Abhängigkeit der alternativen Festnetzanbieter von Vorleistungen der Telekom Deutschland ist in den vergangenen Jahren also nicht geringer geworden“, erläuterte Prof. Gerpott. „Rund 70 Prozent aller genutzten Anschlüsse werden weiter physikalisch auf dem Netz des Ex-Monopolisten bereitgestellt.“

Datenvolumen nimmt weiter rasant zu

Die Kunden in Deutschland wollen bei ihren Anschlüssen immer mehr Geschwindigkeit. „Dazu hat auch die Corona-Pandemie mit Homeoffice, Homeschooling und Freizeitnutzungen zu Hause beigetragen“, sagt Prof. Gerpott. Die Zahl der Haushalte, die mehr als 250 Mbit/s buchen, verdoppelt sich von 1,3 auf 2,9 Millionen. Der Anteil der nachgefragten Festnetzanschlüsse mit mindestens 50 Mbit/s Downstream-Bandbreite wird 2020 auf fast 47 Prozent wachsen (Abb. 15). Der Datenhunger in Deutschland nimmt weiter rasant zu: Im Festnetz werden in diesem Jahr insgesamt 72 Milliarden Gigabyte (GB) verschickt oder heruntergeladen (Abb. 16) – das bedeutet eine Steigerung um 28,6 Prozent im Vergleich zu 2019. Das durchschnittliche Datenvolumen pro Anschluss und Monat beträgt 168,1 Gigabyte (+25 Prozent).

„Ich bin sehr froh und es ist sehr gut, dass unsere Netze in diesen Zeiten der besonderen Herausforderungen und Zusatzbelastungen durch Corona so stabil laufen. Das zeigt, dass wir sehr gute und sichere Netze haben“, sagte VATM-Präsident Martin Witt später. Im Mobilfunk übertragen die Nutzer 2020 insgesamt rund 5,2 Milliarden GB – das bedeutet eine Steigerung von 52,9 Prozent (Abb. 20). Pro Monat verbraucht der User durchschnittlich 3 GB. „Trotz steigender Datennutzung bleiben die Preise für die Kunden weiter stabil“, betonte Witt.

5G-Aufbau schreitet zügig voran

Mehr als zwei Drittel der Ende 2020 aktiven persönlichen Mobilfunk-SIM-Karten ermöglichen es den Kunden, Mobilfunknetze der vierten oder fünften Generation zu nutzen (Abb. 18). „Die Anzahl der 5G-fähigen SIM-Karten liegt Ende 2020 bei 4,2 Millionen. Der Aufbau der 5G-Mobilfunknetze schreitet in 2020 zügig voran“, erläuterte TK-Experte Prof. Gerpott.

Meldung gespeichert unter: Mobile, Big Data, Festnetz, 5G, Mobilfunknetzbetreiber (Mobile Carrier), Telekommunikationsnetzbetreiber (Carrier), Kabelnetzbetreiber, Vectoring, Digital Subscriber Line (DSL, Digitaler Teilnehmeranschluss), Glasfaser, FTTH, VATM, Marktdaten und Prognosen, Telekommunikation, Verbände

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