Verschläft die Software AG wichtige Zukunftstrends?

Dienstag, 12. Juni 2012 um 14:38
Software AG

IT-Times) - Die Aktien Darmstädter Softwarehauses Software AG brachen am Vortag kräftig ein. Hintergrund war offenbar die Umsatz- und Gewinnwarnung des US-Rivalen Progress Software am vergangenen Freitag. Investoren fürchten nunmehr, dass auch bei der Software AG die Zahlen für das zweite Quartal 2012 schwächer ausfallen könnten.

Investoren fürchten schwaches zweites Quartal


Noch aber gibt es keine offizielle Stellungnahme von der Software AG (WKN: 330400) zum Geschäftsverlauf im zweiten Quartal. Auch gegenüber Cheuvreux-Analyst Michaël Beucher wollte sich das IR-Team der Software AG nicht zu einer Änderung der Prognose äußern.

Zuletzt rutschten die Aktien der Software AG unter die Marke von 23 Euro im Xetra-Handel. Nicht nur die Befürchtungen über schwächere Zahlen im zweiten Quartal belasteten die Stimmung rund um die Aktie, auch steht die Frage im Raum, ob die Software AG langfristig mit den Großen der Branche mithalten kann.

Software AG spielt im BPE-Markt nur untergeordnete Rolle


Im größten Umsatzbereich Business Process Excellence (BPE) konnte die Software AG zwar zuletzt ihren Umsatz leicht auf knapp 124 Mio. Euro steigern, gleichzeitig spielt das deutsche Softwarehaus in diesem Marktbereich insgesamt aber nur eine untergeordnete Rolle. Die Analysten aus dem Hause Cheuvreux verweisen insbesondere auf IBM, die 25 bis 30 Prozent des BPE-Marktes kontrollieren, während die Software AG mit einem Marktanteil von zwei bis drei Prozent deutlich hinterherhinkt.

Derzeit bemühen sich alle Unternehmen ihre Anwendungen Cloud-kompatibel zu machen. Auch die Software AG hatte sich im Vorjahr durch die Übernahme des Cloud-Spezialisten Terracotta verstärkt. Daneben hatte man webMethods Middleware und ARIS-Tools für den Einsatz auf Amazon Cloud (Amazon EC2) und VMware Umgebungen zertifiziert. Dies seien nur erste Schritte gewesen, so Software AG Senior Vice President Matt Durham.

Cloud-Strategie erfordert weitere Investitionen


Nunmehr will die Software AG seine gesamte Produktpalette für die Cloud ummodellieren. Dies werde einige Zeit dauern, so Durham gegenüber der PCWorld. Ultimatives Ziel der Software AG ist es, eine vollwertige Plattform als Platform as a Service Lösung zu errichten, wodurch Kunden Anwendungen nicht nur entwickeln, sondern auch testen und produzieren können.

Mit webMethods und Terracotta hat die Software AG zwar bereits einige Puzzle-Teile zusammen, einige fehlen aber noch. Geplant ist eine Collaboration-Ebene, wodurch virtuelle Teams egal welchen Standorts und Sprache zusammenarbeiten können. Zudem können Kunden auch eine Echtzeit-Kommunikationsplattform erwarten, welche die Event-Processing-Technik der Software AG nutzt.

Hier ist die Konkurrenz dem deutschen Softwarehaus aber schon weit voraus. Der US-Konkurrent Tibco hat mit Tibbr bereits eine Enterprise Social Networking Plattform an den Start gebracht, die bereits über eine Million Nutzer zählt. Mit Silver ist Tibco zudem bereits mit einer Cloud Application Delivery Plattform vertreten. Dieser spezielle Markt für Business-Software dürfte im Jahr 2016 bereits ein Volumen von 6,4 Mrd. US-Dollar erreichen, so Forrester Research. Die Software AG muss sich also sputen, will das Unternehmen diesen Wachstumsmarkt nicht verschlafen.

Kurzportrait

Die in Darmstadt ansässige Software AG ist ein weltweit agierender Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für IT-Infrastrukturen mit serviceorientierten Architekturen (SOA). Das Unternehmen ist auf zwei Geschäftsfeldern tätig und hat Produktentwicklung sowie Vertrieb in zwei Geschäftsbereiche ausgerichtet: Enterprise Transaction Systems (ETS) und Crossvision.

ETS besetzt das Feld Datenbanken und basiert vor allem auf dem Datenbankmanagementsystem Adabas sowie der Entwicklungsumgebung Natural. Crossvision ist eine SOA-Suite, die XML (Extended Markup Language) ist eine universale Datenbeschreibungssprache; Tamino XML Server ist eines der Hauptprodukte in diesem Bereich) und Prozessintegrationstechnologien (EntireX, ApplinX) miteinander kombiniert. Hierdurch können Nutzer neue Geschäftsprozesse in ihre bestehende IT-Infrastruktur integrieren. Operativ agiert das Unternehmen in den drei Regionen Zentral- und Osteuropa/Asien, Nordamerika/Nordeuropa und Süd- und Westeuropa/ Lateinamerika. Zu den wichtigsten Produkten der Software AG zählen das Datenbankmanagementsystem Adabas, die SOA-Registry und -Repository Centrasite, die Entwicklungsumgebung Natural, das SOA-Paket webmethods und Analyseplattform Aris. Die Software AG bietet Wartung, Lizenzierung und weitere Dienstleistungen an. Inzwischen wird ein Drittel des Umsatzes über Lizenzen erwirtschaftet.

Im Frühjahr 2007 verstärkte sich das Unternehmen im Bereich Web Services und SOA-Lösungen durch die Übernahme der amerikanischen webMethods. Bereits zuvor übernahm das Softwarehaus mehrheitlich die israelische SPL Software. Ende 2007 schluckte die Software AG die Softwaresparte von Jacada. Mitte 2009 übernahm die Software AG den Schweizer IT-Spezialisten Teconomic AG. Gleichzeitig übernahm die Software AG im Jahr 2009 Deutschlands drittgrößtes Softwarehaus IDS Scheer. Im Frühjahr 2010 wurde der CEP-Spezialist RTM Realtime Monitoring GmbH übernommen. In 2011 verstärkte sich die Software AG durch die Übernahme von Metismo und Terracotta. Anfang 2012 übernahm die Software AG den britischen Technologieanbieter my-Channels.

Sechs Mitarbeiter des Beratungshauses AIV (Institut für Angewandte Informationsverarbeitung) gründeten das Unternehmen 1969 in Darmstadt. Adabas ist eines der ersten Produkte, schnell folgte die Internationalisierung mit dem Markteintritt in den USA. Seit 2008 vermarktet die Software AG seine Produkte direkt in Brasilien. Am 26. April 1999 ging die Software AG an die Börse und notiert heute im TecDAX. Die Software beschäftigte zuletzt mehr als 5.600 Mitarbeiter und betreut weltweit mehr als 5.000 Kunden in über 70 Ländern. Die Software AG gehört zu 29 Prozent der Software AG Stiftung.

Zahlen

Für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2012 meldet die Software AG einen Umsatz von 254,6 Mio. Euro, sieben Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Den größten Umsatzanteil erzielte das Unternehmen dabei im Bereich Business Process Excellence (BPE), wo der Umsatz von 123,9 Mio. Euro auf 124,3 Mio. Euro stieg. Der Bereich Enterprise Transaction Systems erwirtschaftete einen um zwei Prozent gesunkenen Umsatz von 94,4 Mio. Euro, im Sektor IDS Scheer Consulting fiel der Umsatz um 31 Prozent.

Meldung gespeichert unter: Software AG, Hintergrundberichte, Software

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