SolarWorld setzt auf Wachstum und nimmt hohe Verschuldung in Kauf

Mittwoch, 9. Juni 2010 um 15:10
Solaranlage auf Gebaeude Quelle Centrotec.jpg

(IT-Times) - Frank Asbeck, Vorstandsvorsitzender des Bonner Solarkonzerns SolarWorld AG (WKN: 510840), ist sich schon seit längerem sicher: Auf die globale Solarbranche wartet noch eine große Konsolidierungsphase. In dieser könnten viele Unternehmen von anderen gekauft werden, bis am Ende nur noch wenige Große in der Branche übrig bleiben. Erklärtes Ziel von Asbeck: SolarWorld wird eines der Unternehmen sein, das weiterhin Bestand hat. Und die Strategie zum Erreichen des Ziels scheint auch klar. SolarWorld muss wachsen und weiter an Größe gewinnen, auch wenn es bereits zu den größten Anbietern auf dem weltweiten Solarmarkt gehört und das Wachstum bislang über höhere Schulden und negativen Cash-Flow finanziert wird. Die Devise heißt anscheinend: Wachstum um jeden Preis.

In Deutschland hatte sich SolarWorld zuletzt über die geplante Förderkürzung für die Netzeinspeisung von Solarstrom ärgern müssen. Man rechnete hier mit einem Nachfragerückgang und einem noch stärkeren Wettbewerb als er ohnehin aktuell schon am Markt zu verzeichnen ist - ein Wettbewerb, der aufgrund von durch Subventionen hervorgerufene Überkapazitäten, allein durch einen Preiskampf ausgefochten wird. Nun scheint es allerdings so, dass die eigentlich bereits beschlossene Kürzung der Fördergelder für die Einspeisung von Solarstrom zum 1. Juli 2010 erst einmal gestoppt ist, nachdem einige Ländervertreter im Bundesrat das Vorhaben blockiert und den Vermittlungsausschuss angerufen haben. Damit kann die Kürzung nicht wie geplant am 1. Juli in Kraft treten.

Die Branche kann nunmehr darauf hoffen, dass die ursprünglich geplante Kürzung der Einspeisevergütung deutlich milder ausfallen wird. Originär stand eine Verringerung der Fördersumme um 16 Prozent im Raum. Laut Marktkreisen zufolge befürworten Länder wie Bayern oder Baden Württemberg einen Kompromiss, wonach die Einspeisevergütung nur um zehn Prozent sinken soll.

Nun scheinen die Sorgen der deutschen Hersteller offenbar nicht nur vor der Haustür sondern auch in Fernost zu liegen. Frank Asbeck nimmt dabei besonders chinesische Hersteller in die Kritik. Diese erhielten Kredite zu günstigen Konditionen und könnten damit entsprechende Vorteile auch an Zulieferer weitergeben. Sollte keine Tilgung erfolgen, würden die Verbindlichkeiten erlassen. Damit entstehe für Anbieter und Hersteller aus China allerdings ein deutlicher Wettbewerbsvorteil. Beweise für die unterstellten unlauteren Methoden habe man, so Asbeck, in der Bilanzierung der Unternehmen gefunden. Hinzu kämen Vorteile für chinesische Wettbewerber durch subventionierte Energiekosten, geringere Umweltauflagen sowie durch deutlich geringere Arbeitskosten. Dies führe zu einer Überschwemmung des Weltmarktes durch chinesische Produkte und zu einem deutlichen Preisrückgang. Auch SolarWorld habe unter diesen Effekten zu leiden gehabt.

Die aktuelle Euroschwäche wiederum spielt SolarWorld in die Karten, da chinesische Anbieter einen Teil ihrer Marge an den Wechselkurs abtreten müssen. Daher können diese ihre Kostenvorteile auf dem europäischen Markt nicht mehr so aggressiv durchsetzen wie noch zuletzt.

Ausweitung der Kapazitäten

Solarworld plant weiterhin, die Produktionskapazitäten entlang der kompletten Wertschöpfungskette zu erweitern. Der Schwerpunkt des Ausbaus soll auf den Modulproduktionen in Freiberg und Hillsboro (USA) liegen. Grund für das geplante Wachstum sei die steigende Nachfrage auf den Endkundenmärkten, so Solarworld. Die Kapazitätserweiterung soll bis zum Jahr 2011 zu einer Modulkapazität von 1,25 GW führen. Allein in 2010 soll die Produktionsmenge planmäßig um mehr als 30 Prozent steigen.

Auch auf der Arabischen Halbinsel ist SolarWorld zusehends präsent. In Katar ist SolarWorld im Rahmen eines Joint-Ventures aktiv und errichtet derzeit eine Produktionsstätte für hochreines Polysilizium. Das Silizium soll dann in Deutschland und den USA für die Herstellung von Solarwafern genutzt werden. Nicht nur Solarworld sucht derzeit in der Golfregion nach Wachstumsmöglichkeiten. Auch Conergy hatte vergangene Woche mitgeteilt, in Saudi-Arabien eine zwei Megawatt-starke Dachanlage errichtet zu haben. Trotz des reichhaltigen Ölvorkommens will Saudi-Arabien den Solarsektor des Landes massiv ausbauen, hieß es. Im Mittleren Osten werden in den kommenden fünf Jahren Solar-Wachstumsraten von 50 Prozent erwartet. Vor allem dem Wechsel von Solarthermie hin zu Photovoltaik ist dort immer mehr ein Thema: Die direkte Umwandlung von Sonnenlicht in Elektrizität rücke dort immer mehr in den Vordergrund.

Es muss gespart werden

Schon im Geschäftsjahr 2009 brach der Cash-Flow von SolarWorld vollständig ein und rutschte ins Minus. Dem will das Unternehmen - allen Wachstumsplänen zum Trotz - auch mit Sparmaßnahmen begegnen. Ziel sei es, die jährlichen Kosten um vier bis fünf Prozent zu senken. Daneben soll das Joint Venture im Emirat Katar für Entlastung sorgen. Ob diese Schritte ausreichen werden, gilt unter Marktbeobachtern als fraglich. Zudem hofft man bei SolarWorld darauf, dass die eines Tages kommende sinkende Einspeisevergütung nicht vollständig an die Hersteller durchgereicht werde. Vielmehr soll sich die Degression auch auf Produzenten, Handwerker und Endkunden verteilen.

Kurzportrait

Die SolarWorld AG mit Sitz in Bonn gilt als ein weltweit führender Spezialist für Solarstromtechnik und bietet Produkte beginnend mit dem Rohstoff über das Modul bis hin zum individuellen System. Diese Produktionstiefe verfolgt das Unternehmen mit dem Ziel, die Entwicklung der Technologie auf allen Produktionsstufen zu bestimmen und optimieren zu können. SolarWorld gibt dabei an, dass laut Konzernstrategie alle Wertschöpfungsbereiche für sich profitabel arbeiten. Diese rein auf Solarenergie ausgerichtete Strategie wird in dem Unternehmen seit 1999 verfolgt. Gegründet wurde SolarWorld allerdings bereits im Jahr 1988, seinerzeit als Ingenieurbüro für Industrieanlagen. Bereits im Jahr 1999 erfolgte der Gang an die Börse. Seit Dezember 2004 sind die Anteile des Unternehmens im TecDax notiert.

Mit seinen Sunkits-Bausätzen will das Unternehmen individuell auf den Kunden zugeschnittene Lösungen bieten, wobei SolarWorld bei eigenen Solarmodulen auf hohe Qualität, Haltbarkeit und Stabilität Wert legt. Im Marktbereich Solarmodule ist das Unternehmen mit dem Produkt Sunmodule Plus am Start, das einen hohen Wirkungsgrad bei gleichzeitig hoher Qualität und Sicherheit verspricht.

Mit dem Energiedach bietet SolarWorld auch eine Dacheindeckung mit Solarlaminaten an, wobei der Kunde die Auswahl zwischen einem Komplettdach und einer Indach-Lösung hat. Neben kleineren Projekten offeriert SolarWorld aber auch Lösungen zur Realisierung von Großanlagen. In diesem Bereich ist das Unternehmen nicht nur Deutschland sondern verstärkt auch im Ausland aktiv.

Ein weiteres wichtiges Standbein bei der Beschaffung von Silizium ist die Recyclingfähigkeit der Module bzw. Zellen. Hier ist das Unternehmen über die 100prozentige Tochtergesellschaft Deutsche Solar AG aktiv. Um sich den langfristigen Zugriff auf Solarsilizium zu sichern, gründete SolarWorld im Jahr 2002 das Joint Venture Joint Solar Silicon. Während die Degussa AG 51 Prozent der Anteile an diesem Venture hält, ist SolarWorld mit 49 Prozent beteiligt. Im Jahr 2006 wurde ein weiteres Gemeinschaftsunternehmen mit der niederländischen Scheuten Solarholding B.V. gegründet. Sowohl Scheuten Solarholding als auch SolarWorld halten jeweils 50 Prozent an dem Joint Venture SolarWorld Solizium GmbH. Daneben besitzt SolarWorld noch 35 Prozent der Anteile an dem schwedischem Solarmodulehersteller Gälllivare PhotoVoltaic (AB). Bereits im Jahr 2006 verstärkte sich die SolarWorld durch die Übernahme der kristallinen Solaraktivitäten der Shell Solar. Anfang 2010 gründete SolarWorld das Joint Venture Qatar Solar Technologies (QST), an welchem das Unternehmen 29 Prozent der Anteile hält.

Die Tochtergesellschaft Deutsche Solar AG fertigt multi- und monokristalline Solarsilizium-Wafer, die sowohl durch SolarWorld selbst weiterverarbeitet als auch weltweit an Industriekunden verkauft werden. In den USA gilt SolarWorld im Bereich der monokristallinen Solarwafer als technologisch führend. Die Tochtergesellschaften Deutsche Cell GmbH und der in der SolarWorld Industries America LP angesiedelte Geschäftsbereich „Zelle" produziert aus dem Vorprodukt der Solarsiliziumwafer Solarzellen, um aus Sonnenlicht Strom zu produzieren. Im Geschäftsbereich „Module“ fertigt SolarWorld aus Solarzellen zusammengefügte Module, das eigentliche Endprodukt, bereit zur Stromerzeugung und dessen Einspeisung. Die Modulfertigung erfolgt durch die Tochtergesellschaften Solar Factory GmbH in Freiberg, der Gällivare Photovoltaic AB (GPV) in Schweden sowie bei der SolarWorld Industries America LP in Camarillo.

Meldung gespeichert unter: SolarWorld, Hintergrundberichte, Solartechnik

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