SolarWorld setzt auf Wachstum und nimmt hohe Verschuldung in Kauf

Mittwoch, 9. Juni 2010 um 15:10

Gleichzeitig wird SolarWorld immer internationaler. Erst kürzlich gab das Unternehmen bekannt, den Standort Hillsboro in den USA ausbauen zu wollen. Hier sollen zusammen mit der Niederlassung in Camarillo in Zukunft 500 MW produziert werden. Die SolarWorld Korea Ltd. verfügt bereits über eine Kapazität von 300 MW. Auch dort sei ein Ramp-up auf 500 MW möglich. Das Joint Venture Qatar Solar Technologies soll nun dazu beitragen, die notwendigen Rohstoffe zu liefern. Ab Ende 2012 werde SolarWorld über diese zusätzliche Siliziumversorgung direkt an den Energiequellen verfügen.

  Unter dem Namen Solar2World fördert der Konzern Hilfsprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern mit netzunabhängigen Solarstromlösungen, unter anderem sehr prestigeträchtig auf den Osterinseln. Weltweit beschäftigt SolarWorld über 2.700 Mitarbeiter.

Zahlen

Absatzmenge und Umsatz stiegen im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2010 im Vergleich zum Vorjahr, das Ergebnis litt indessen unter der rückläufigen Preisentwicklung. Der Umsatz verbesserte sich um 29 Prozent von 176,3 Mio. Euro im ersten Quartal 2009 auf nunmehr 225,6 Mio. Euro. Solarworld meldete ein EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von 24,8 Mio. Euro nach 37,8 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Die EBIT-Marge verringerte sich entsprechend von 21,4 Prozent auf elf Prozent. Nachsteuerlich verblieb ein Ergebnis von 5,27 Mio. Euro verbucht (Vorjahr: 23,78 Mio. Euro). Der Cash-Flow aus laufender Geschäftstätigkeit wurde mit plus 28,5 Mio. Euro angegeben, im ersten Quartal 2009 waren es noch minus 83,7 Mio. Euro. Zum Ende des ersten Quartals 2010 wies SolarWorld Verbindlichkeiten von knapp zwei Mrd. Euro aus.

  Die Absatzmenge verbesserte sich gegenüber dem ersten Quartal 2009 um 22 Prozent auf 139 MW. Dabei gelang es Solarworld nach eigenen Angaben, die branchenweit gesunkenen Preise durch eine Steigerung der Absatzmenge und eine Verschiebung im Produktmix zumindest zum Teil zu kompensieren. Künftig will Solarworld die neue Gesamtproduktionskapazität von 750 MW in Freiberg nutzen, für einen Ausbau auf ein GW stünden Gebäude und Infrastruktur bereit. Durch die Kapazitätssteigerung will Solarworld nicht nur die internationale Marktstellung als integrierter Anbieter ausbauen, sondern auch die steigende Nachfrage aus den eigenen Modulproduktionen bedienen.

Markt und Wettbewerb

Der Bundesverband Solarwirtschaft BSW-Solar rechnet vor, dass langfristig 25 bis 30 Prozent des Energiebedarfs in Deutschland durch Solarenergie abgedeckt werden können. Bis 2015 soll der Solarstrom in Deutschland wettbewerbsfähig sein und damit dann nicht mehr teurer als der Strom der großen Energieversorger sein. In sonnenreichen Ländern wie Italien oder Griechenland soll die Schwelle zur Wettbewerbsfähigkeit bereits in 2011 erreicht werden.

Im Jahr 2017 wird nach Schätzungen der Weltbank ein Marktvolumen für Solar-Energiesysteme von 100 Mrd. überschritten. SolarWorld gilt nicht nur in Deutschland als einer der marktführenden Anbieter in Sachen Solarstromtechnik. Nach der Übernahme der Solar-Aktivitäten von Shell Solar stieg das Unternehmen auch in den USA zum größten Produzenten von Solarstromtechnologien auf. Insgesamt gilt SolarWorld als der weltweit drittgrößte Hersteller von Solarzellen. Auch in Afrika ist SolarWorld gemeinsam mit Osram und Nokia aktiv, um Menschen, die bislang vom Stromnetz ausgeschlossen waren, durch Solartechnologie mit Strom zu versorgen.

Im Bereich Solarmodule steht SolarWorld im Wettbewerb zu einer ganzen Reihe von internationalen Anbietern. Neben großen internationalen Konzernen wie Suntech, Yingli Green, Trina Solar, Sharp, SunPower, First Solar, BP Solar, Kyocera und Sanyo konkurriert SolarWorld hier auch mit Photowatt, Solar-Fabrik und Isofoton.

Im Bereich Solarzellen sieht sich SolarWorld dem Wettbewerb von Q-Cells gegenüber. Im Bereich der integrierten Solarkonzerne, die alle Produktsortimente abdecken, steht SolarWorld Wettbewerbern wie der chinesischen Trina Solar gegenüber. Auch die Conergy AG will sich nach einer Neupositionierung als vollintegrierter Solarkonzern neu aufstellen. Seit dem Einstieg von Bosch bei der ersol Solar Energy zählt auch das Unternehmen zu den größeren Wettbewerbern.

Wettbewerber aus dem Ausland, insbesondere aus China leiden aktuell unter der Schwäche des Euro. Genossen chinesische Solarspezialisten in der Vergangenheit noch enorme Kostenvorteile, könnten diese demnächst bald zusammenschmelzen. Marktbeobachter und Analysten, wie Janney Capital Markets Experte John Roy, gehen davon aus, dass sich die Währungsverluste mit einem weiter sinkenden Eurokurs in den nächsten Quartalen weiter fortsetzen werden. Neben der geringeren Profitabilität, sinkt gleichzeitig auch der Wettbewerbsvorteil gegenüber europäischen Konkurrenten wie SolarWorld. Das, verbunden mit dem möglicherweise gestoppten Absinken der Einspeisevergütung in Deutschland, könnte SolarWorld ein wenig beflügeln.

Ausblick

Bei SolarWorld will man im laufenden Geschäftsjahr bei den abgesetzten Mengen stärker als der Markt wachsen. Für Deutschland sowie für den internationalen Markt wird mit einem Anstieg um 30 Prozent gerechnet, international würde dies einem Wert von zehn Gigawatt an Marktvolumen entsprechen. Als Wachstumstreiber sieht SolarWorld neben Europa vor allem die USA. Man wolle die Umsatzmarke von einer Mrd. Euro halten.

Bewertung

Analysten aus dem Hause UniCredit Research stufen die Solarworld-Aktien mit einem „verkaufen“ ein. Begründet wird diese Bewertung damit, dass das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr seine Schuldenproblematik nicht in den Griff bekommt und weitere Nettoschulden anhäuft. Als Kursziel werden 9,00 Euro gesehen. Bei Goldman Sachs sieht man die Dinge ein wenig positiver, auch wenn man das Kursziel dort jüngst von 12,00 Euro auf 11,00 Euro herabstufte. Die Aktie wird indes als „neutral“ eingestuft.

Aktuell notieren die Solarworld-Aktien bei einem Kurs von 8,2 Euro, nachdem sie vor rund einem Jahr noch mehr als 20,00 Euro wert gewesen waren. Damit ergibt sich eine Marktkapitalisierung von 908,5 Mio. Euro. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2010 beläuft sich auf 17,98 Euro, für 2011 auf 13,78 und für 2012 auf 11,99.

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