SolarWorld bleibt in der Defensive

Montag, 9. November 2009 um 14:05
SolarWorld

(IT-Times) - Der Bonner Solarkonzern SolarWorld AG (WKN: 510840) sieht sich weiter in der Defensive. Obwohl alle Produktionsstandorte nahe an der Kapazitätsgrenze arbeiten und ausgelastet sind, musste SolarWorld einen weiteren deutlichen Rückgang beim Gewinn und bei der EBIT-Marge hinnehmen, die zuletzt auf 14,9 Prozent gesunken ist.

SolarWorld führt den Rückgang vor allem auf den internationalen Preisdruck zurück, wodurch auch der Bonner Solarkonzern gezwungen war, seine Preise für Solarmodule zu senken. Vor allem die Konkurrenz aus Asien und insbesondere China macht SolarWorld zu schaffen, da Suntech & Co stellenweise bis zu 30 Prozent günstiger produzieren können als der deutsche Konzern.

Förderprogramme befeuern Nachfrage


Dennoch hat sich die Nachfragesituation insgesamt im dritten Quartal verbessert, so dass auch SolarWorld seine Produktion in den USA, Deutschland und Südkorea weiter ausbauen will. Hintergrund ist die nach wie vor hohe Nachfrage aus Deutschland, wobei auch die US-Regierung Anreize für Investitionen im Solarbereich geschaffen hat. Daneben rüstet sich auch China mit einem ehrgeizigen Förderprogramm, um zu einem der weltweit führenden Solarmärkte aufzusteigen.

Genau darin sieht Barclays Capital Analyst Vipul Shah aber auch die Risiken für die Solarbranche. Die künstlich erzeugte Nachfrage könnte den Preisverfall weiter beschleunigen, besonders wenn chinesische Hersteller ihre Produktionskapazitäten infolge der zu erwartenden Nachfrage weiter drastisch ausbauen. Sollte der erhoffte Nachfrageboom ausbleiben, drohen neue Angebotsüberhänge und damit ein weiterer Preisverfall. Shah geht daher davon aus, dass das Überangebot bei Solarmodulen weiter bis ins zweite Halbjahr 2010 hinein bestehen bleiben wird.

FDP-Forderung vom Tisch


Auch in Deutschland bleibt die Lage unsicher. Zwar ist die Forderung der FDP vom Tisch, die Einspeisevergütung für Photovoltaik-Anlagen 2010 um bis zu 30 Prozent zu senken, dennoch rechnen Marktbeobachter damit, dass langfristig wohl eine deutliche Reduzierung der üppigen Vergütungen folgen wird. So haben sich Koalitionspartner auf eine Neufassung des EEG zum 1.1.2012 geeinigt, wobei schon im Vorfeld die Förderung der Photovoltaik-Branche auf den Prüfstand kommen soll.

Bis dahin hat die Branche Zeit ihre Produktionskosten zu senken, denn langfristig dürften nur die Kostenführer am Markt überleben, die auch ohne Subventionen auskommen und profitabel produzieren können…

Kurzportrait


Die SolarWorld AG mit Sitz in Bonn gilt als ein weltweit führender Spezialist für Solarstromtechnik und bietet Produkte beginnend mit dem Rohstoff über das Modul bis hin zum individuellen System. Diese Produktionstiefe verfolgt das Unternehmen mit dem Ziel, die Entwicklung der Technologie auf allen Produktionsstufen zu bestimmen und optimieren zu können. SolarWorld gibt dabei an, dass laut Konzernstrategie alle Wertschöpfungsbereiche für sich profitabel arbeiten. Diese rein auf Solarenergie ausgerichtete Strategie wird in dem Unternehmen seit 1999 verfolgt. Gegründet wurde SolarWorld allerdings bereits im Jahr 1988, seinerzeit als Ingenieurbüro für Industrieanlagen. Bereits im Jahr 1999 erfolgte der Gang an die Börse. Seit Dezember 2004 sind die Anteile des Unternehmens im TecDax notiert.

Mit seinen Sunkits-Bausätzen will das Unternehmen individuell auf den Kunden zugeschnittene Lösungen bieten, wobei SolarWorld bei seinen Solarmodulen auf hohe Qualität, Haltbarkeit und Stabilität Wert legt. Im Marktbereich Solarmodule ist das Unternehmen mit seinem Produkt Sunmodule Plus am Start, das einen hohen Wirkungsgrad bei gleichzeitig hoher Qualität und Sicherheit verspricht.

Mit dem Energiedach bietet SolarWorld auch eine Dacheindeckung mit Solarlaminaten an, wobei der Kunde die Auswahl zwischen einem Komplettdach und einer Indach-Lösung hat. Neben kleineren Projekten offeriert SolarWorld aber auch Lösungen zur Realisierung von Großanlagen. In diesem Bereich ist das Unternehmen nicht nur Deutschland, sondern verstärkt auch im Ausland aktiv.

Ein weiteres wichtiges Standbein bei der Beschaffung von Silizium ist die Recyclingfähigkeit der Module bzw. Zellen. Hier ist das Unternehmen über die 100prozentige Tochtergesellschaft Deutsche Solar AG aktiv. Um sich den langfristigen Zugriff auf Solarsilizium zu sichern, gründete SolarWorld im Jahr 2002 das Joint Venture Joint Solar Silicon. Während die Degussa AG 51 Prozent der Anteile an diesem Venture hält, ist SolarWorld mit 49 Prozent beteiligt. Im Jahr 2006 wurde ein weiteres Joint Venture mit der niederländischen Scheuten Solarholding B.V. gegründet. Sowohl Scheuten Solarholding als auch SolarWorld halten jeweils 50 Prozent an dem Joint Venture SolarWorld Solizium GmbH. Daneben hält SolarWorld noch 35 Prozent der Anteile an dem schwedischem Solarmodulehersteller Gälllivare PhotoVoltaic (AB). Bereits im Jahr 2006 verstärkte sich die SolarWorld durch die Übernahme der kristallinen Solaraktivitäten der Shell Solar.

Die Tochtergesellschaft Deutsche Solar AG fertigt multi- und monokristalline Solarsilizium-Wafer, die sowohl durch SolarWorld selbst weiterverarbeitet als auch weltweit an Industriekunden verkauft werden. In den USA gilt SolarWorld im Bereich der monokristallinen Solarwafer als technologisch führend. Die Tochtergesellschaften Deutsche Cell GmbH und der in der SolarWorld Industries America LP angesiedelte Geschäftsbereich „Zelle" produziert aus dem Vorprodukt der Solarsiliziumwafer Solarzellen, um aus Sonnenlicht Strom zu produzieren. Im Geschäftsbereich „Module“ fertigt SolarWorld aus Solarzellen zusammengefügte Module, das eigentliche Endprodukt, bereit zur Stromerzeugung und dessen Einspeisung. Die Modulfertigung erfolgt durch die Tochtergesellschaften Solar Factory GmbH in Freiberg, der Gällivare Photovoltaic AB (GPV) in Schweden sowie bei der SolarWorld Industries America LP in Camarillo.

Zahlen


Der Umsatz in den Monaten Juli bis September 2009 belief sich auf 232,5 Mio. Euro nach 238,8 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Es wurde ein EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) von 34,7 Mio. Euro gemeldet (2008: 90,8 Mio. Euro). Der Gewinn nach Steuern fiel mit 16 Mio. Euro ebenfalls geringer als der Vorjahreswert von 36,1 Mio. Euro aus. Die Absatzmenge verbesserte sich auf 125 Megawatt (MW) nach 109 MW im dritten Quartal 2009.

In den ersten neun Monaten 2009 erzielte SolarWorld einen Umsatz von 634,1 Mio. Euro (2008: 665,4 Mio. Euro). Auch beim EBIT konnte das Unternehmen nicht an die Vorjahreswerte anknüpfen. Waren in 2008 noch 209,3 Mio. Euro erreicht worden, lag dieser Wert nun noch bei 117,7 Mio. Euro. Nachsteuerlich wies SolarWorld einen Gewinn von 67,7 Mio. Euro. Auch dieser reichte nicht an das 2008er Ergebnis von 109,8 Mio. Euro heran.

Mit den vorgelegten Zahlen verfehlte SolarWorld die Markterwartungen. Analysten hatten im Schnitt mit Einnahmen von 270 Mio. Euro sowie ein EBIT von 38 Mio. Euro erwartet.

Meldung gespeichert unter: SolarWorld, Hintergrundberichte, Solartechnik

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