Shanda Interactive: IPO-Pläne sorgen für Verunsicherung

Montag, 7. September 2009 um 13:06
Shanda Interactive

(IT-Times) - Chinas führender Online-Spielentwickler Shanda Interactive Entertainment (Nasdaq: SNDA, WKN: A0CAS4) konnte zuletzt erneut mit steigenden Umsatz- und Gewinnzahlen aufwarten und einmal mehr die Markterwartungen der Analysten deutlich übertreffen.

Dennoch gaben Shanda-Papiere an der Nasdaq unmittelbar nach den vorgelegten Rekordzahlen deutlich nach. Hintergrund ist die Ankündigung des Unternehmens, sein Kerngeschäft Shanda Games auszugliedern und als eigenständige Einheit an die Börse zu bringen.

Shanda will 95 Prozent seines Umsatzes ausgliedern


Die Pläne des Unternehmens lösten teilweise nur Kopfschütteln in Analystenkreisen aus, denn Shanda Games zeichnete zuletzt für rund 95 Prozent der Umsätze des Konzerns verantwortlich, weiß Sterne Agee Leech Analyst James Lee. Shanda Games betrieb zuletzt 29 Spiele, darunter 18 MMORPGs und elf Casual Games für Gelegenheitsspieler. Zudem plant Shanda Games 16 weitere Online-Rollenspiele und acht weitere Gelegenheitsspiele in den nächsten Jahren.

Eine Ausgliederung der Spielesparte Shanda Games würde zwar die Shanda-Einheit gegen Wettbewerber wie Tencent stärken, gleichzeitig aber das Unternehmen Shanda Interactive als de facto leere Hülle hinterlassen, denn die übrigen Entertainment-Aktivitäten trugen bislang kaum nennenswert zum Wachstum des Unternehmens bei. Die Wachstumsfantasie, im Bezug auf das zuletzt rapide wachsende Gaming-Geschäft, wären damit dahin.

Übernahme von Hurray! soll für neuen Schwung sorgen


Shanda hofft, durch die Übernahme des Klingelton- und Musikspezialisten Hurray! Holding neues Wachstumspotential im Entertainment-Sektor zu generieren. Ob diese Strategie aufgehen wird, ist ungewiss, schrieb Hurray! bei rückläufigen Umsätzen zuletzt weiter rote Zahlen. Hoffnungsträger bleibt damit einzig allein das Geschäft mit Online-Spielen, welches jedoch künftig im neuen Unternehmen Shanda Games mit aufgehen wird…

Kurzportrait

Shanda Interactive Entertainment Networks, ansässig in Schanghai, gilt als der marktführende Online-Spieleentwickler in China. Shanda entwickelt seine Spiele nicht nur in seinen eigenen Studios, sondern lizenziert auch Spiele von Drittanbietern. Insgesamt operiert das Unternehmen aus zwei wesentlichen Geschäftsbereichen heraus: Shanda Online und Shanda Games.

Shanda Online sich dabei vor allem auf die Vermarktung von so genannten Multiplayer Online-Role-Playing-Games (MMORPGs) spezialsiert. Zu den populärsten Shanda-Spielen gehören das von Actoz lizenzierte Online-Rollenspiel „The Legend of Mir II“ und das im eigenen Haus entwickelte Online-Spiel „World of Legend“ (Wool). Neben Adventures und Online-Rollenspiele bietet Shanda auch Action, Brett- und Arcade-Spiele an, die auch von der breiten Masse der Kunden angenommen werden. Insgesamt verzeichnet Shanda nach eigenen Angaben mehr als sechs Mio. aktive Spieler. Inzwischen hat Shanda mit „ArchLord“, „Dungeons and Dragons Online“, „LaTale“, „Chungchun“, „Thales Runner“, „AION: Tower of Eternity“, „Dragon Nest“, „Atrix“ und „Lazeska“ weitere Online-Rollenspiele lizenziert.

In den vergangenen Jahren verstärkte sich Shanda vor allem durch Firmenzukäufe. Nachdem das Unternehmen zunächst die Mehrheit beim chinesischen Spieleentwickler Shenzhen Fenglin Haoshan übernahm, beteiligte sich Shanda mit 35 Prozent an dem in Beijing ansässigen Spieleentwickler Digital-Red. Ende Juli 2004 übernahm Shanda dann die Mehrheit bei Haofang Online Information Technology, dem größten chinesischen PC-Spielenetzwerk. Im August folgte dann die Übernahme des Online-Spielespezialisten Hangzhou Bianfeng Software Technology. Biafeng hat sich insbesondere auf die Entwicklung von Schach- und Brettspielen spezialisiert. Anschließend übernahm Shanda die restlichen Anteile an Digital-Red Mobile Software, einem der führenden Entwickler von Handy-Spielen. Ende 2004 erwarb Shanda Interactive 29 Prozent der Anteile an dem südkoreanischen Rivalen Actoz Soft. Inzwischen hat Shanda seine Beteiligung an den Südkoreanern auf über 50 Prozent ausgebaut und kontrolliert den Aufsichtsrat. Gleichzeitig übernahm man auch die Online-Literaturseite Rongshuxia.com. Mitte 2007 folgte die Übernahme des Spieleanbieters Aurora Technology Development.

Die chinesische Medienfirma Skyline Media Ltd, welche von Shanda-Firmenchef und Chairman Chen Tianqiao geleitet wird, hält 60 Prozent der Anteile an Shanda Interactive. Daneben sind auch Softbank und der US-Netzwerkgigant Cisco Systems an Shanda beteiligt. In 2005 beteiligte sich Shanda mit 19,5 Prozent an Chinas zweitgrößtem Internet-Portal Sina. Anfang 2007 reduzierte Shanda seine Sina-Beteiligung auf nur mehr 3,9 Prozent. Bereits Ende 2005 übernahm Shanda die Online-Spieleplattform Gametea. In 2008 gründete Shanda ein Joint Venture mit dem südkoreanischen Online-Spielentwickler NCsoft, um Online-Spiele in China zu vermarkten. Im Jahr 2009 übernahm Shanda mehrheitlich den Klingelton- und Entertainment-Spezialisten Hurray und hielt zuletzt 51 Prozent der Hurray-Anteile.

Zahlen

Shanda erzielte im zweiten Quartal 2009 einen Nettoumsatz von 1,24 Mrd. Renminbi (RMB) oder 181,1 Mio. US-Dollar. Damit lag dieser 47,7 Prozent über dem Wert vom Vergleichsquartal 2008, in dem das Unternehmen einen Umsatz von 837,6 Mio. RMB erwirtschaftete. Zulegen konnte Shanda vor allem im Kernbereich MMORPG (Online-Rollenspiele). Hier konnte der Umsatz von 695 Mio. RMB auf 1,074 Mrd. Renminbi gesteigert werden. Auch das Bruttoergebnis konnte das chinesische Unternehmen von 610 Mio. RMB im Vorjahresquartal auf 899 Mio. RMB erhöhen.

Der operative Gewinn des zweiten Quartals 2009 konnte von 335,6 Mio. RMB auf 513,4 Mio. RMB verbessert werden. Unterm Strich erwirtschaftete Shanda einen Nettogewinn von 430 Mio. RMB. Umgerechnet steigerte Shanda seinen Nettogewinn damit auf 62,5 Mio. US-Dollar oder 90 US-Cent je ADS-Aktie, nach einem Plus von 40,8 Mio. Dollar. Damit konnte Shanda die Markterwartungen der Analysten übertreffen. Diese hatten im Vorfeld mit Einnahmen von knapp 179 Mio. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 0,84 Dollar je Aktie gerechnet.

Insgesamt konnte Shanda das erste Halbjahr 2009 mit Barreserven von 516 Mio. Dollar beenden. Die langfristigen Schulden beliefen sich auf 151,2 Mio. Dollar.

Markt und Wettbewerb

Der chinesische Markt für Online-Spiele soll in den nächsten Jahren rasant wachsen. Im Jahr 2011 rechnen die Marktforscher des Hauses IDC bereits mit einem Marktvolumen von über drei Mrd. US-Dollar. Shanda gilt bislang als größter Betreiber von Online-Rollenspielen in China mit einem Marktanteil mehr als 19 Prozent (Quelle: Analysys International, Stand: 01/2009).

Meldung gespeichert unter: Shanda Interactive, Hintergrundberichte, Spiele und Konsolen

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