Shanda Games: IPO-Flop sorgt für Staunen

Freitag, 9. Oktober 2009 um 13:43
Shanda Games

(IT-Times) - Es war der größte Börsengang einer chinesischen Gesellschaft an der Technologiebörse Nasdaq. Chinas führender Online-Spielentwickler Shanda Games (Nasdaq: GAME, WKN: A0YA15) sammelte durch die Ausgabe von 83,5 Mio. Anteile zu 12,5 US-Dollar je Stück rund eine Mrd. US-Dollar ein.

Für Anleger zahlte sich diese Investition bisher nicht aus. Stattdessen sitzen diese auf Verlusten, nachdem der Kurs der Aktie zuletzt auf 10,40 US-Dollar sank. Marktbeobachter rätseln nunmehr, ob die Kursverluste Gewinnmitnahmen geschuldet sind, oder ob tatsächlich fundamentale Probleme dahinter stecken.

Fundamental gesehen weisen die Wachstumszahlen weiter nach oben. Shanda Games konnte seine Umsätze im Vorquartal, als das Unternehmen noch eine Einheit von Shanda Interactive war, kräftig steigern. Zwar gehören die beiden Shanda-Spiele „Legend of Mir II“ und „World of Legend“ nach wie vor zu den beliebtesten Online-Spielen in China, doch sind die beiden Spiele inzwischen in die Jahre gekommen.

Neue Top-Titel Mangelware


Doch genau darin liegt das Problem. Zwar betreibt Shanda inzwischen insgesamt 29 Spiele, doch die beiden älteren Top-Titel zeichnen für drei Viertel der gesamten Umsätze verantwortlich. Das inzwischen acht Jahre alte „Legend of Mir II“ steuerte im jüngsten Quartal rund 56 Prozent zu den Erlösen und das sechs Jahre alte Spiel „World of Legend“ steuerte 21 Prozent der gesamten Umsätze bei. Dies belegt allerdings nicht nur die Fähigkeit von Shanda, seine zwei Top-Titel weiter am Leben zu erhalten, sondern zeigt auch, dass Shanda unfähig ist, neue Top-Titel zu kreieren, so die Einschätzung von IDC China Analyst Tony Tan.

Shanda versucht vor allem durch umfangreiche Promotion-Aktionen das Wachstum seiner beiden betagten Spiele zu fördern. Während sich ältere Gamer nach wie vor in den Shanda-Spielen tummeln, zieht das Spiel kaum neue Nutzer an, merkt Credit Suisse Analyst Wallace Cheung an. Bei der Download-Seite Xunlei, die wöchentlich einen Überblick über die am meisten heruntergeladenen Spiele-Clients veröffentlicht, taucht kein einziges Shanda-Spiel in den Top-10 auf.

Deutlich populärer sind hingegen derzeit Spiele des Konkurrenten Tencent. Der Shanda-Wettbewerber ist gleich mit drei Online-Spielen (Cross Fire, QQ Dance, QQ Speed) in den Top-Downloadlisten vertreten und schickt sich an, Shanda Games als Marktführer in China abzulösen…

Kurzportrait

Shanda Games, ansässig in Schanghai, gilt als der marktführende Online-Spieleentwickler in China. Shanda entwickelt seine Spiele nicht nur in seinen eigenen Studios, sondern lizenziert auch Spiele von Drittanbietern.

Shanda Games sich dabei vor allem auf die Vermarktung von so genannten Multiplayer Online-Role-Playing-Games (MMORPGs) spezialsiert. Zu den populärsten Shanda-Spielen gehören das von Actoz lizenzierte Online-Rollenspiel „The Legend of Mir II“ und das im eigenen Haus entwickelte Online-Spiel „World of Legend“ (Wool). Neben Adventures und Online-Rollenspiele bietet Shanda Games auch Action, Brett- und Arcade-Spiele an, die auch von der breiten Masse der Kunden angenommen werden. Insgesamt verzeichnet Shanda nach eigenen Angaben mehr als sechs Mio. aktive Spieler. Daneben hat Shanda mit „ArchLord“, „Dungeons and Dragons Online“, „LaTale“, „Chungchun“, „Thales Runner“, „AION: Tower of Eternity“, „Dragon Nest“, „Atrix“ und „Lazeska“ weitere Online-Rollenspiele lizenziert. Insgesamt betrieb Shanda Games zuletzt 18 MMORPGs und elf Casual Games für Gelegenheitsspieler.

In den vergangenen Jahren verstärkte sich Shanda vor allem durch Firmenzukäufe. Nachdem das Unternehmen zunächst die Mehrheit beim chinesischen Spieleentwickler Shenzhen Fenglin Haoshan übernahm, beteiligte sich Shanda mit 35 Prozent an dem in Beijing ansässigen Spieleentwickler Digital-Red. Ende Juli 2004 übernahm Shanda dann die Mehrheit bei Haofang Online Information Technology, dem größten chinesischen PC-Spielenetzwerk. Im August folgte dann die Übernahme des Online-Spielespezialisten Hangzhou Bianfeng Software Technology. Biafeng hat sich insbesondere auf die Entwicklung von Schach- und Brettspielen spezialisiert. Anschließend übernahm Shanda die restlichen Anteile an Digital-Red Mobile Software, einem der führenden Entwickler von Handy-Spielen. Ende 2004 erwarb Shanda Interactive 29 Prozent der Anteile an dem südkoreanischen Rivalen Actoz Soft. Inzwischen hat Shanda seine Beteiligung an den Südkoreanern auf über 50 Prozent ausgebaut und kontrolliert den Aufsichtsrat. Mitte 2007 folgte die Übernahme des Spieleanbieters Aurora Technology Development. Mitte 2009 kaufte Shanda Games den Online-Spielespezialisten Chengdu Simo Technology.

In 2008 gründete Shanda ein Joint Venture mit dem südkoreanischen Online-Spielentwickler NCsoft, um Online-Spiele in China zu vermarkten. Im Herbst 2009 wagte Shanda Games den Gang an die Nasdaq. Mit einem Emissionsvolumen von einer Mrd. US-Dollar gilt der Börsengang von Shanda Games als das größte IPO einer chinesischen Gesellschaft an der Technologiebörse Nasdaq.

Zahlen

Zahlen als eigenständiges Unternehmen legte Shanda Games bislang nicht vor. Jedoch lassen sich die Geschäftszahlen des Unternehmens teilweise aus dem Kerngeschäft von Shanda Interactive ableiten. Im MMORPG-Bereich (Online-Rollenspiele) konnte Shanda zuletzt seinen Umsatz um 54,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr bzw. um 13,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal auf 157,3 Mio. US-Dollar steigern.

Meldung gespeichert unter: Shanda Games, Hintergrundberichte, Spiele und Konsolen

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