Roth & Rau rüstet sich für raue Zeiten

Donnerstag, 10. September 2009 um 13:00
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(IT-TIMES) - Auch der deutsche Anlagenbauer und Solarausrüster Roth & Rau AG (WKN: A0JCZ5) bekam zuletzt die Krise im Solarmarkt deutlich zu spüren. Das Unternehmen, das trotz Zukäufe im vergangenen zweiten Quartal weiterhin 76 Prozent seiner Umsätze im Photovoltaik-Bereich erwirtschaftet, litt unter der Investitionszurückhaltung seiner Kunden.

Solarzellenhersteller und Wafer-Produzenten halten sich aufgrund der vorhandenen Überkapazitäten und der gesunkenen Nachfrage mit Neuanschaffungen von Maschinen zurück, nachdem insbesondere der Solarmarkt in Spanien regelrecht eingebrochen ist. Während chinesische Solar-Waferhersteller wie ReneSola oder LDK Solar ihre Produktion weiter ausbauen wollen, haben sich andere Wettbewerber wie MEMC Electronic Materials zur Schließung von Produktionsfabriken entschlossen.

Ausrüster hoffen auf neue Aufträge


In Analystenkreisen gehen die Meinungen daher weit auseinander, inwieweit die Krise die Anlagenbauer und Solarausrüster treffen wird. Die Analysten des Hauses Goldman Sachs sehen Ausrüster durch die jetzige Krise weniger stark betroffen. Im Gegenteil: Durch die Misere und sinkenden Preise dürften insbesondere europäische Hersteller gezwungen sein, Produktionsanlagen an günstigere Standorte zu verlegen. Zudem zwingt der Preisverfall die Hersteller, in immer kürzeren Abständen in neue, modernere Anlagen zu investieren, um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben, glauben die US-Banker.

Pleitewelle könnte Kundenliste ausdünnen


Dagegen sehen die Analysten des Hauses The Information Network auch die Solarausrüster betroffen. Die Analysten erwarten, dass rund 50 Prozent der mehr als 200 Solarhersteller das Jahr 2010 nicht überleben werden. Die Pleitewelle der Hersteller dürfte auch die potentielle Kundenliste der Ausrüster ausdünnen.

Zwar gehen die Experten des Information Network davon aus, dass die Solarhersteller ihre Produktionskapazität auf 17,6 Gigawatt im Jahr 2009 und anschließend auf 24,2 Gigawatt im Jahr 2010 hochfahren werden, was zunächst auch Bestellungen bei den Solarausrüstern auslösen dürfte, jedoch dürften Anschlusskäufe ausbleiben.

Der Grund: Durch hohe Lagerbestände und Überkapazitäten dürfte das bestehende Equipment in den Fabriken bleiben. Bei der anschließenden Konsolidierungsphase, in der eine Zusammenlegung oder Schließung von Standorten erwartet wird, könnte das Equipment auf dem Zweitmarkt verkauft werden, wodurch das Umsatzpotential der Ausrüster stark eingeschränkt werde, glauben die Analysten.

Aufgrund der unsicheren Situation im Photovoltaik-Markt tut Roth & Rau gut daran, seine Umsatzbasis durch die eingeschlagene Strategie weiter zu diversifizieren, um der Krise im Solarmarkt zu entgegen…

Kurzportait


Die in Hohenstein-Ernstthal ansässige Roth & Rau entwickelt und fertigt Komponenten und Prozessanlagen für plasma- und ionenstrahlgestützte Verfahren der Dünnschicht- und Oberflächentechnik für den Einsatz in Produktion, Pilotfertigung und Forschung & Entwicklung in den verschiedensten industriellen Branchen. Vor allem in der Photovoltaik ist Roth & Rau AG ein international agierender Anbieter von Plasmaprozesssystemen für die Photovoltaikindustrie. Der Geschäftsbereich Photovoltaik trug im Geschäftsjahr 2008 mehr als 90 Prozent zum Unternehmensumsatz bei. In diesem Segment stellen Produktionsanlagen für Antireflexbeschichtungen (PECVD-Anlagen) für kristalline Silizium-Solarzellen ein Kernprodukt von Roth & Rau dar. Ferner konzipiert und installiert Roth & Rau als Generalunternehmer in Kooperation mit Partnern aus Forschung und Industrie unter der Bezeichnung ASCM (Advanced Solar Cell Manufacturing) international automatisierte Produktionslinien für die industrielle Fertigung von kristallinen Silizium-Solarzellen (Turnkey-Produktionslinien). Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Fertigung von Anlagen für die Beschichtung von Dünnschichtsolarmodulen mit leitfähigen transparenten Oxidschichten (TCO), die in Kooperation mit dem schweizerischen Unternehmen OC Oerlikon Balzers AG erfolgt.

Im Geschäftsbereich Plasma- und Ionenstrahltechnologie produziert Roth & Rau maßgeschneiderte Prozesssysteme für plasma- und ionenstrahlgestützte Dünnschicht- und Oberflächenbearbeitungsverfahren. Kunden sind insbesondere Unternehmen der Halbleiter- und der Automobilindustrie, Forschungs- und Entwicklungsabteilungen verschiedener anderer industrieller Branchen einschließlich der Photovoltaik sowie Forschungsinstitute und Universitäten.

Roth & Rau unterhält insgesamt sechs Beteiligungen. So verfügt das Unternehmen über vier Auslandsgesellschaften: Die Roth & Rau Shanghai Trading Ltd., die Roth & Rau Switzerland AG und die Roth & Rau USA Inc befinden sich jeweils zu 100 Prozent im Besitz des Roth & Rau-Konzerns. Auch die Solar Holding Inc. und die Roth & Rau Dünnschicht Solar GmbH befinden sich zu 100 Prozent im Firmenbesitz. Zusätzlich ist man noch zu 51 Prozent an der SLS Solar Line Saxony GmbH beteiligt. SLS Solar Line Saxony ist ein Gemeinschaftsunternehmen mit der USK Karl Utz Sondermaschinen GmbH zur Herstellung von Automatisierungsanlagen für die Solarzellenfertigung. In 2008 verstärkte sich Roth & Rau durch die Übernahme des Softwarespezialisten AIS Automation. Anfang 2009 erfolgte die Übernahme der CTF Solar GmbH sowie der Ortner cleanroom logistic systems GmbH. Mitte 2009 verstärkte sich Roth & Rau durch die Übernahme des US-Spezialisten Romaric Corp.

Roth & Rau wurde 1990 gegründet und brachte ein Jahr später als erstes Produkt Komponenten zur Erzeugung von Plasma auf den Markt. Nachdem in den Folgejahren der Schwerpunkt auf der Fertigung von kompletten Plasma- und Ionenstrahlungsprozesssystemen lag und die Expansion ins Ausland (Asien und USA) vorangetrieben wurde, konzentriert sich das Unternehmen seit 2002 strategisch auf den Geschäftsbereich Photovoltaik. Im Jahr 2005 wurde nach eigenen Angaben die Marktführerschaft bei PECVD-Anlagen für die Siliziumnitrid-Antiflexbeschichtung von Solarzellen übernommen. Ein Jahr später erfolgte der Börsengang des Unternehmens. Seither wurde die Belegschaft auf mehr als 200 Mitarbeiter verdoppelt.

Sowohl im operativen Geschäft als auch an der Börse konnte das Unternehmen seither rasant wachsen. Im Zuge der in 2008 abgeschlossenen Bezugsrechtskapitalerhöhung erfolgte der Wechsel aus dem Entry Standard in den Prime Standard, der die Grundlage für die Aufnahmen in den TecDAX bildete.

Zahlen


Der Umsatz des ersten Halbjahres 2009 verbesserte sich bei Roth & Rau gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12,9 Prozent auf 117,04 Mio. Euro. Es wurde ein EBITDA von 16,3 Mio. Euro ausgewiesen, der Wert aus 2008 lag bei 11,68 Mio. Euro. Hinsichtlich des EBITs gab Roth & Rau eine Zunahme um 13,9 Prozent auf 12,04 Mio. Euro bekannt. Die EBIT-Marge stieg von 10,2 auf 10,3 Prozent. Das Nettoergebnis sank unterdessen von 9,61 Mio. Euro in 2008 leicht auf 9,57 Mio. Euro. Entsprechend verringerte sich auch das Ergebnis je Aktie und betrug 69 Cent nach 83 Cent im Vorjahreszeitraum.

Der Umsatz der Sparte Photovoltaik erreicht in den ersten sechs Monaten 2009 mit 95,18 Mio. Euro daher auch nicht das Vorjahresergebnis von 97,24 Mio. Euro. Positiver entwickelte sich der Geschäftsbereich Plasma- und Ionenstrahltechnologie mit einem Umsatzwachstum von 3,62 Mio. Euro auf 6,27 Mio. Euro.

Meldung gespeichert unter: Roth & Rau, Hintergrundberichte, Solartechnik

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