Palm: Buyout-Gerüchte sorgen für Kurssprung

Mittwoch, 23. September 2009 um 13:12
Palm

(IT-Times) - Der Smartphone-Hersteller Palm (Nasdaq: PALM, WKN: A0ETPB) sorgt nachdem Marktdebüt des Palm Pre wieder einmal für Schlagzeilen. Gerüchte über einen möglichen Buyout durch den finnischen Mobilfunkkonzern Nokia haben den Palm-Aktienkurs auf ein neues Jahreshoch bei über 17 US-Dollar getrieben.

Im Analystenlager ist man geteilter Meinung, inwieweit die Marktgerüchte wirklich Substanz haben. Kaufman Brothers Analyst Shaw Wu glaubt, dass ein solcher Deal schon Sinn machen würde. Auf der anderen Seite ist das Short Interest Ratio bei Palm sehr hoch. Viele Anleger haben auf einen fallenden Palm-Aktienkurs gewettet und Papiere leer verkauft. Steigt der Kurs, etwa durch Übernahmegerüchte, müssen sich diese Anleger wieder eindecken, um Verluste zu begrenzen.

Nokia wird als Übernahmeinteressent gehandelt


Für Nokia würde eine Übernahme nur dann Sinn machen, wenn sich das Unternehmen von seinem komplexen Symbian-Betriebssystem verabschiedet. Das von Palm entwickelte webOS Betriebssystem könnte den Finnen dabei helfen, im Smartphone-Markt seine führende Position zu verteidigen, denn sowohl Apple als auch Research In Motion haben zuletzt stark aufgeholt. Auch die Weiterentwicklung des erfolgreichen Palm Pre wäre so gesichert, denn Nokia verfügt über die notwendigen Ressourcen, um einen erfolgreichen Nachfolger aus der Taufe zu heben.

Andere potentielle Übernahmeinteressenten scheiden dagegen aus. So hat sich Dell erst jüngst im IT-Sektor für viel Geld mit der Übernahme von Perot Systems verstärkt. Auch Motorola und Research In Motion dürften kaum Interesse an einer Akquisition von Palm haben. Motorolas Mobilfunksparte kämpft nach wie vor selbst mit tiefroten Zahlen und kann sich einen weiteren Verlustbringer nicht leisten, während Research In Motion seine eigene erfolgreiche BlackBerry-Produktreihe weiter entwickeln will.

Fundamental begründet scheint der jüngste Kursanstieg nicht. Palm konnte zwar im jüngsten Quartal 823.000 Smartphones und damit um 134 Prozent Geräte ausliefern als im Vorquartal, doch blieb das Unternehmen weiterhin deutlich in den roten Zahlen. Mit 42 Mio. Dollar verbrannte Palm im jüngsten Quartal bedrohlich viel Geld und will nunmehr durch die Ausgabe von 16 Mio. neuen Aktien seine Kapitalbasis stärken.

Ein Buyout wäre nicht nur für Palm, sondern auch für seine Aktionäre und dem Großinvestor Elevation Partners wohl die beste Lösung, um langfristig im Smartphone-Markt bestehen zu können…

Kurzportrait

Der PDA-Hersteller Palm, gegründet im Jahre 1992 und ansässig in Milpitas/Kalifornien, sieht sich als Pionier im Markt für Handheld-Computer. Bereits im Jahre 1995 wurde das Unternehmen vom Modem-Hersteller U.S. Robotics übernommen, welches seinerseits zwei Jahre später vom US-Netzwerkkonzern 3Com aufgekauft wurde. Mit der Übernahme von Smartcode Technologie im Februar 1999 wurde Palms gleichnamiges Betriebssystem entsprechend um drahtlose Kommunikationsfunktionen erweitert. Bereits im Jahre 1996 stellte das Unternehmen mit dem Pilot 1000 und Pilot 5000 die ersten Personal Digital Assistants (PDAs) vor, welche heute als Meilenstein in der Geschichte des Handheld-Computing gelten. Insgesamt lieferte das Unternehmen seit seiner Gründung mehr als 40 Mio. PDA-Computer aus.

Im Jahre 2000 gliederte 3Com die Einheit Palm als eigenständiges Unternehmen aus und führte den PDA-Hersteller an die Nasdaq. Mit der Übernahme von Actual Software im Juni 2000 erweiterte Palm seine Handhelds um Email-Funktionen. Ein Jahr später erfolgte die Übernahme von peanutpress.com, aus der anschließend die Einheit Palm Digital Media und der Palm Reader hervorging. Im Jahr 2003 wurde das Unternehmen in zwei wesentliche Geschäftsbereiche umstrukturiert. Die Einheit PalmSource sollte zusätzliche, separate Lösungen rund um das Palm-Betriebssystem entwickeln, während sich die Einheit Palm um die Weiterentwicklung und die Vermarktung der Hardware konzentrieren sollte. Mit der Übernahme von HandSpring folgte gleichzeitig eine Ausgliederung der Softwareeinheit. Diese wurde im Jahr 2003 vollzogen. Nachdem Ende des PDA-Boom hat Palm einen Strategiewechsel vollzogen und setzt vermehrt auf Smartphones wie seine Treo- und Centro-Produktlinie sowie auf das neue Touchscreen-Smartphone Palm Pre und das Pixi. Zusätzliche Funktionen und Datenbanken können über das Internet-Portal MyPalm geladen werden. Über sein Internet-Portal bietet das Unternehmen auch Support für seine Geräte an. Hierfür entwickelt die Palm Economy, eine Community bestehend aus mehr als 250.000 registrierten Palm-Lizenznehmern, entsprechende Anwendungen und Funktionen für die Palm-Plattform. Das Smartphone-Geschäft trug zuletzt den Großteil der Palm-Umsätze.

Im Frühjahr 2007 holte sich Palm mit der Private Equity Gesellschaft Elevation Partners einen Investor an Board. Elevation Partners erwarb für 325 Mio. Dollar eine 25%ige Beteiligung an Palm. Ende 2008 investierte Elevation Partners weitere 100 Mio. Dollar in das Unternehmen.

Zahlen

Für das vergangene Augustquartal meldet Palm einen Umsatzeinbruch auf 68 Mio. US-Dollar, nach Einnahmen von 366,9 Mio. Dollar im Jahr vorher. Der angepasste Umsatz, der auch die Umsätze im Zusammenhang mit dem neuen Smartphone Pre umfasst, summierte sich auf 360,7 Mio. Dollar. Der Verlust summierte sich nach einer Dividendenzahlung auf 164,5 Mio. US-Dollar oder 1,17 Dollar je Aktie, nach einem Minus von 41,9 Mio. Dollar oder 39 US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen wies Palm im jüngsten Quartal einen Verlust von 13,6 Mio. Dollar oder zehn US-Cent je Aktie aus und übertraf damit die Markterwartungen der Analysten, die mit einem Minus von 24 US-Cent je Aktie sowie mit einem angepassten Umsatz von 297,7 Mio. Dollar gerechnet hatten.

Palm konnte im jüngsten Quartal eigenen Angaben zufolge 823.000 Smartphones zur Auslieferung bringen und damit ebenfalls die Erwartungen der meisten Analysten übertreffen. Wie viel Palm Pre-Geräte das Unternehmen dabei verkaufen konnte, gab Palm nicht bekannt. Jüngst hatte Palm mit dem Pixi eine kostengünstigere und leichtere Variante seines Palm Pres vorgestellt.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Palm, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware, Software

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