MercadoLibre - vom Jäger zum Gejagten - Amazon bereitet Markteinstieg in Lateinamerika vor

Freitag, 11. Mai 2012 um 14:01
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(IT-Times) - Notierten MercadoLibre-Aktien im März 2012 noch bei über 100 US-Dollar, brachen die Papiere nach den jüngsten Zahlen deutlich ein, nachdem Lateinamerikas größter Online-Marktplatz Umsatz- und Gewinnschätzungen minimal verfehlt hat.

Bei Analysten gehen die Meinungen weit auseinander, ob der Kursabschlag von 15 Prozent binnen der letzten fünf Tage gerechtfertigt ist. MercadoLibre (Nasdaq: MELI, WKN: A0MYNP) hatte auch im jüngsten Quartal beeindruckende Zahlen vorgelegt. Die Zahl der Nutzer kletterte um 37 Prozent oder um 3,6 Millionen gegenüber dem Vorjahr, wobei die Online-Plattform nunmehr 69,5 Millionen registrierte Nutzer zählt. Während der Umsatz um 36 Prozent auf 83,7 Mio. Dollar klettere, zog der Gewinn je Aktie um 41 Prozent auf 45 US-Cent je Aktie an.

Höhere Investitionen bremsen Gewinnwachstum


MercadoLibre-Finanzchef Pedro Arnt zeige sich im Conference Call zwar zufrieden mit dem Wachstum, der Manager verwies jedoch auch darauf, dass man die Investitionen in die E-Commerce Plattform nach oben gefahren habe. Tatsächlich kletterten die operativen Kosten im jüngsten Quartal um 35 Prozent auf 37,7 Mio. Dollar. Analysten wie Pacific Crest Experte Chad Bartley gehen davon aus, dass MercadoLibre weiter in Mitarbeiter, Technologie und Plattform investieren wird, um die Online-Plattform für Käufer und Verkäufer noch attraktiver zu machen.

Dies scheint auch notwendig, denn der Wettbewerb dürfte sich bald intensivieren. Lokalen Medienberichten zufolge will der Online-Gigant Amazon.com stärker in Brasilien aktiv werden und ab September erste Produkte verkaufen. Für MercadoLibre stellt der Markteintritt von Amazon.com eine ernste Gefahr dar.

Amazon.com bereitet Markteinstieg in Lateinamerika vor


Zwar war MercadoLibre im Jahr 1999 als Online-Auktionsplattform gestartet, inzwischen stellt das Geschäft mit Festpreisen 95 Prozent aller Transaktionen, so MercadoLibre-Gründer Marcos Galperin. 60 Prozent der gehandelten Güter auf MercadoLibre sind Unterhaltungselektronikprodukte, weiß Raymond James Analyst Aaron Kessler.

Solange Amazon.com nur Bücher und DVDs in Lateinamerika verkauft, droht MercadoLibre keine Gefahr. Drängt Amazon.com aber mit Unterhaltungselektronikprodukten auf den Markt, dürfte auch MercadoLibre die Konkurrenz zu spüren bekommen. Analysten wie Kessler fordern daher von MercadoLibre eine stärkere Diversifizierung des Produktangebots.

Langfristig dürfte der lateinamerikanische E-Commerce Markt aber Raum für zwei große Player bieten. Die Marktforscher aus dem Hause Forrester Research beziffern allein den brasilianischen E-Commerce Markt in 2012 auf 11,9 Mrd. US-Dollar. Der gesamte lateinamerikanische E-Commerce Markt dürfte in 2017 ein Volumen von 87 Mrd. US-Dollar erreichen.

Kurzportrait

Die in Buenos Aires/Argentinien ansässige und im Oktober 1999 gegründete MercadoLibre gilt als führende Online-Auktionsplattform in Lateinamerika. Das Unternehmen ist mit entsprechenden E-Commerce Aktivitäten in zwölf lateinamerikanischen Märkten wie in Argentinien, in Brasilien, Chile, Kolumbien, Ecuador, Mexiko, Peru, Uruguay und Venezuela präsent. Jüngst startete MercadoLibre auch eine Online-Handelsplattform in Costa Rica, der Dominikanischen Republik sowie in Panama und in Portugal. Den Großteil des Umsatzes erzielt das Unternehmen jedoch nach wie vor in Brasilien.

Haupteinnahmequelle der Gesellschaft sind die beiden Online-Angebote MercadoLibra Marketplace sowie der Online-Zahlungsdienst MercadoPago. MercadoLibra Marketplace versteht sich als vollautomatisierter Online-Marktplatz, auf dem sowohl Geschäftskunden, wie auch Privatverbraucher Produkte und Waren erstehen können. Dieser Service wird durch einen Kleinanzeigenmarkt ergänzt, auf dem Nutzer Auto-, Flugzeug- oder Immobilienangebote einstellen können. Insgesamt stehen auf den einzelnen Online-Plattformen je nach Land mehr als 2.000 verschiedene Produktkategorien zur Verfügung. Zuletzt verzeichnete MercadoLibre bereits knapp 70 Millionen registrierte Nutzer.

Einnahmen erzielt das Unternehmen durch Listing- bzw. Einstellgebühren sowie optionale Features. Weitere Gebühren fallen beim Abschluss des Verkaufs an, wobei MercadoLibre daneben auch Einnahmen durch die Platzierung von Online-Werbung erwirtschaftet. Weitere Umsätze werden durch Kommissionen seines Online-Zahlungsdienstes MercadoPago erzielt. Der Online-Zahlungsdienst MercadoPago ist bislang in den Ländern Argentinien, Brasilien, Mexiko und Venezuela verfügbar. Nach der Übernahme von Classified Media Group (Tucarro.com) Anfang 2008, verstärkte sich MercaoLibre Mitte 2008 durch die Übernahme der lateinamerikanischen Handelsplattform DeRemate.com. Zuletzt expandierte MercoLibre auch auf den portugiesischen Markt.

Zusätzlich erlaubt es das Unternehmen seinen Nutzern sogenannte E-Shops innerhalb der Online-Plattform zu eröffnen. Dieses Feature steht bislang in Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko und Venezuela zur Verfügung. Daneben bietet MercadoLibre seinen Nutzern auch umfangreichen Support via Email, Telefon und Self-Help-Inhalte an. Der Online-Auktionsgigant eBay hielt zuletzt noch eine Beteiligung von 18,4 Prozent an dem argentinischen Unternehmen.

Zahlen

Für das vergangene Märzquartal meldet MercadoLibre einen Umsatzsprung auf 83,7 Mio. US-Dollar, nach Einnahmen von 61,5 Mio. Dollar im Jahr vorher. Der Gewinn vor Steuern kletterte um 34,2 Prozent auf 26,9 Mio. Dollar. Der Nettogewinn legte um knapp 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 19,6 Mio. Dollar oder 45 US-Cent je Aktie zu. Analysten hatten an dieser Stelle allerdings mit einem Nettogewinn von 46 US-Cent je Aktie bei Einnahmen von 84,3 Mio. Dollar gerechnet.

Meldung gespeichert unter: E-Commerce, MercadoLibre, Hintergrundberichte, Internet

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