Deutsche Telekom kämpft gegen den Abstieg - keine Trendwende in Sicht

Montag, 11. Juni 2012 um 14:22
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(IT-Times) - Die Aktionäre der Deutsche Telekom AG haben derzeit wenig Freude an ihren Anteilen. Auf der jüngsten Hauptversammlung präsentierte Telekom-Chef René Obermann vor allem Probleme. Bislang hat das Unternehmen noch keine Lösungen für die Dauerbaustellen in den USA und Griechenland gefunden, was sich zuletzt auch am Telekom-Aktienkurs ablesen lässt. Dieser fiel zuletzt deutlich unter die 8-Euro-Marke und erreichte am 5.06.2012 ein neues Rekordtief bei 7,71 Euro.

Neben den Problemen mit den Tochterfirmen in den USA (T-Mobile USA) und Griechenland (OTE) dürfte die Zahl der Festnetzanschlüsse bis 2016 weiter schrumpfen, so Obermann. Daneben kritisierte Obermann die Regulierungsbehörden, die der Branche der Leben schwer machen. Obermann verwies darauf, dass die Absenkung der Durchleitungsgebühren im Mobilfunk der Branche allein in 2011 rund 850 Mio. Euro Umsatzeinbußen beschert hat.

Geht T-Mobile USA an Sprint Nextel?


Die Auflagen der US-Regulierungsbehörden sind auch für den gescheiterten Verkauf der Telekom-Tochter T-Mobile USA an AT&T mitverantwortlich. Ursprünglich sollte das US-Geschäft für 39 Mrd. Dollar verkauft werden. Nachdem der Deal geplatzt ist, ist nunmehr ein Verkauf der US-Tochter an Sprint Nextel im Gespräch. Spruchreif ist noch nichts, gilt ein Komplettverkauf nachdem gescheiterten Deal mit AT&T als eher unwahrscheinlich. Stattdessen will sich die Telekom von 7.200 Antennenstandorten in den USA trennen, nachdem die Tochter T-Mobile USA zuletzt weiter Kunden verlor.

Auch bei der Griechenland-Tochter Hellenic Telecommunications Organization (OTE) ist weiterhin Krisen-Management gefragt, gelten die Kosten bei Griechenlands größtem Telekomkonzern als viel zu hoch. Viele unkündbare Ex-Beamte sorgen für hohe Fixkosten, während die Umsätze und Gewinne der Griechenland-Tochter im Zuge der Schuldenkrise und Rezession in Griechenland weiter einbrechen.

Bei OTE drohen rote Zahlen - Bonität herabgestuft


Die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) hat inzwischen das Rating für OTE auf die Bonitätsstufe "B-" mit negativem Ausblick zurückgestuft. Grund ist das sich verschlechternde ökonomische Umfeld in Griechenland. Sollte das Land aus der Eurozone doch noch austreten, wäre der Schaden für Land und Unternehmen enorm. Gehen die Umsätze bei OTE in den kommenden Jahren weiter zurück, wird die Telekom-Tochter zwangsläufig in die roten Zahlen rutschen, schätzen Branchen-Insider.

Auch beim Thema Internet-Fernsehen hat sich die Telekom (WKN: 555750) ins Abseits manövrieren lassen und ist nunmehr auf die Hilfe des Pay-TV-Senders Sky angewiesen, nachdem man bei der jüngsten Versteigerung der Bundesliga-Übertragungsrechte leer ausgegangen war. Das eigene Programm Liga Total werde aufgegeben, stattdessen wolle man ab 2013 das Sky-Signal einspeisen, so Telekom Deutschlandschef Niek Jan van Damme gegenüber der FAZ.

Wachstumsziele bei IPTV- und Online-Diensten in Gefahr


Ob dies ausreichen wird, um den Wachstumsbereich Entertain (1,7 Millionen Nutzer) weiter auszubauen, darf bezweifelt werden, galt Liga Total bislang als eines der Zugpferde. Auch sonst muss sich die Telekom mehr einfallen lassen, will das Unternehmen im mobilen Internet nicht als großer Verlierer dastehen. Ursprünglich wollte die Telekom seine Einnahmen aus Online-Diensten im Privatkundenbereich in den nächsten Jahren verdreifachen.

Doch schon heute nutzen viele Konsumenten kostenlose Messaging-Dienste wie den WhatsApp Messenger oder Apples iMessage, um SMS und andere Kurznachrichten zu verschicken. Glaubt man einer Studie aus dem Hause Roland Berger, werden Europas führende Telekomkonzerne bis 2012 rund ein Fünftel ihres Umsatzes einbüßen, wenn diese es nicht schaffen, jenseits des Verbindungs- und Anschlussgeschäfts Fuß zu fassen.

Kurzportrait


Die Deutsche Telekom AG ist eines der größten Telekommunikationsunternehmen in Europa. Der Konzern ist in die Sparten T-Mobile (Mobilfunk), T-Com (Festnetz und Internet) sowie T-Systems (Geschäftskunden) gegliedert. Über T-Home bietet die Telekom Breitbandangebote für Privatkunden an. Zum Portfolio des Unternehmens gehören Mobilfunkdienstleistungen aller Art, die Bereitstellung von Festnetz- und Internetzugängen sowie der Wiederverkauf von Internetzugängen (Wholesale).

Das Geschäftsfeld T-Systems ist auf mittelständische, große und internationale agierende Geschäftskunden ausgerichtet, wobei auch IT-Dienstleistungen erbracht werden. Zudem bietet die Telekom über das neue VDSL-Hochgeschwindigkeitsnetz auch Internetfernsehen und terrestrisches Fernsehen an. Im Markt für günstige DSL-Anschlüsse ist das Unternehmen durch die Tochter Congstar vertreten.

Die Deutsche Telekom AG ist aus der Telekommunikationssparte der Deutschen Bundespost hervorgegangen. Anfang 1995 erfolgte die Umwandlung in eine AG, im November 1996 der Börsengang. In der Folgezeit wurde die internationale Expansion vorangetrieben, Schwerpunkte waren Ost- und Südosteuropa. Aber auch in Asien erwarb man einige Beteiligungen, die bis 2003 jedoch wieder allesamt abgestoßen wurden. Der Kapitalarm der Telekom, T-Venture, gehört zu den größten Kapitalgebern in Europa. T-Venture investiert in junge wachstumsstarke Unternehmen, die Synergien für die Telekom-Sparten T-Com, T-Systems, oder T-Mobile versprechen.

Eine der spektakulärsten Transaktionen war die Übernahme des US-Mobilfunknetzbetreibers Voicestream Wireless für rund 40 Mrd. US-Dollar im Jahr 2001, der unter dem Namen T-Mobile USA mit aufgegangen ist. Im Herbst 2007 verstärkte sich die Telekom in den Niederlanden und erwarb den niederländischen Mobilfunker Orange Niederlande. Zudem verstärkte die Telekom seine Präsenz in den USA durch die Übernahme der amerikanischen SunCom Wireless. Daneben wurde das Immobilien-Portal ImmobilienScout24 vollständig übernommen. Damit gehört die gesamte Scout24-Gruppe zum Magenda-Konzern: Autoscout24, Friendscout24, Local24 und Jobs.de.

Anfang 2008 expandierte die Telekom in Griechenland beteiligte sich mit 20 Prozent an der Hellenic Telecom (OTE) für 2,5 Mrd - inzwischen wurde der Anteil auf 40 Prozent erhöht. Gleichzeitig trennte sich die DTAG von seiner Immobilien-Tochter DeTeImmobilien und verkaufte die Einheit an Strabag. Im Herbst 2009 gab die Telekom die Gründung eines Joint Ventures mit Orange UK bekannt. Die Telekom will seine britische Tochter T-Mobile UK in das Venture einbringen, wodurch das Unternehmen zum Mobilfunk-Marktführer in Großbritannien aufsteigt. In Ungarn ist die Telekom über die Tochter Magyar Telekom aktiv. Ende 2010 übernahm die Deutsche Telekom den polnischen Mobilfunker Polska Telefonia Cyfrowa vollständig, nachdem die Telekom bislang 49 Prozent der Anteile hielt. Mitte 2012 wurde bekannt, dass sich die Deutsche Telekom vom Internetfernsehprogramm Liga Total verabschieden wird. Über die IT-Einheit T-Systems übernahm die Telekom das Hosting-Geschäft der SAP AG in Europa. Bereits im Vorfeld kaufte T-Systems den Schweizer SAP-Dienstleister Logica. Kooperationspartner sind unter anderem Apple (Vertrieb des iPhones), BT, EnBW, sowie der FC Bayern (Sponsoring), Microsoft und Yahoo. Das TV-Kabelnetz wurde in den vergangenen Jahren sukzessive abgestoßen. Heute hält der Bund direkt und indirekt noch rund 30 Prozent an dem Unternehmen.

Zahlen


Die Deutsche Telekom wies für das erste Quartal 2012 einen um 1,1 Prozent gesunkenen Umsatz von 14,4 Mrd. Euro aus. Davon wurden 6,4 Mrd. Euro in Deutschland und gut acht Mrd. Euro im Ausland erwirtschaftet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) brach um 25,9 Prozent ein und fand sich bei einem Wert von 1,2 Mrd. Euro wieder. Das Nettoergebnis betrug 238 Mio. Euro. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahresquartal einer Abnahme um 50,4 Prozent. Der freie Cash-Flow der Deutschen Telekom allerdings konnte um 5,7 Prozent zulegen und belief sich zuletzt auf 1,1 Mrd. Euro.

Meldung gespeichert unter: Deutsche Telekom, Hintergrundberichte, Telekommunikation

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