Conergy steht weiter mit dem Rücken zur Wand

Freitag, 13. November 2009 um 14:06
Conergy

(IT-Times) - Der Hamburger Solarspezialist Conergy AG (WKN: 604002) konnte zwar seine Verluste im vergangenen dritten Quartal 2009 weiter reduzieren und auch seine Schulden deutlich abbauen, Marktbeobachter sehen aber nach wie vor existenzbedrohende Risiken für das Solarunternehmen.

Hintergrund ist der nach wie vor schwellende Rechtsstreit mit dem US-Waferzulieferer MEMC. Conergy hatte vor zwei Jahren mit MEMC einen Kontrakt zur Lieferung von Silizium im Wert von bis zu vier Mrd. US-Dollar abgeschlossen. Aufgrund des massiven Preisverfalls bei Solarprodukten hatte Conergy zuletzt eine Klage gegen MEMC eingereicht, um eine Aufhebung des milliardenschweren Liefervertrags zu erwirken. Die Amerikaner hatten im Gegenzug Conergy auf Erfüllung des Vertrages verklagt.

MEMC strebt außergerichtliche Einigung an


Ersten Medienberichten zufolge will MEMC seine Klage aber zurückziehen und strebt eine außergerichtliche Einigung an. Die Amerikaner fürchten offenbar eine Pleite von Conergy, sollte das deutsche Unternehmen tatsächlich die Verträge erfüllen müssen. Um nicht leer auszugehen, hofft MEMC durch eine außergerichtliche Einigung zumindest auf einen Teil der Gelder aus dem Kontrakt.

Auch wenn Conergy mit einem blauen Auge aus den Verträgen herauskommen sollte, sehen Marktbeobachter weiterhin fundamentale Risiken für das Unternehmen. Zwar zieht die weltweite Nachfrage nach Solarprodukten infolge von Anreiz- und Förderprogrammen aus den USA und China weiter an, doch ob diese Impulse deutschen Solarunternehmen aus der Krise helfen werden, bleibt fraglich.

Preisverfall dürfte sich auch im nächsten Jahr fortsetzen


Hintergrund ist der Umstand, dass vor allem chinesische Anbieter ihre Produktion massiv ausgebaut haben, um sich für den Nachfrageansturm aus dem Inland zu rüsten. Entsprechend hoch dürfte daher weiter der Druck auf die Preise bleiben. Brancheninsider sehen deutsche Hersteller wie Conergy daher mit dem Rücken zur Wand, da es viele deutsche Solarfirmen versäumt haben, ihre Produktionskosten durch die Verlagerung von Produktionsstandorten in Billig-Länder wie China zu senken.

Marktforscher aus dem Hause iSuppli rechnen daher auch im nächsten Jahr mit einem anhaltenden Preisverfall bei Solarmodulen und -Zellen, dem sich auch Conergy trotz der positiven Ansätze stellen muss…

Kurzportrait

Das Solarunternehmen Conergy wurde im Jahr 1998 durch den ehemaligen Vorstand Hans-Martin Rüter gegründet und ist ein voll integrierter Solarkonzern, der sowohl Solar-Wafer, Solarzellen und Solarmodule im eigenen Haus produziert und weltweit vertreibt. Das Unternehmen hat sich dabei auf die Installation, Projektierung und Produktion von Solarsystemen und anderen Erneuerbare Energien spezialisiert. Schwerpunkt ist jedoch der Vertrieb von Photovoltaik-Produkten.

Zum Produktportfolio von Conergy gehören nicht nur Solarmodule, sondern auch Nachführsysteme, Befestigungssysteme, (SunTopp III) für Aufdachsysteme, sowie String-Wechselrichter (Conergy IPG Serie) als auch Zentral- und Insel-Wechselrichter. Daneben bietet Conergy auch ein entsprechendes Anlagenüberwachungssystem (Conergy SunReader und Conergy SmartControl) an, welches den reibungslosen Betrieb der installierten Solaranlage sorgen soll.

Heute ist Conergy mit seinem Geschäft in 20 Ländern auf fünf Kontinenten aktiv. Insgesamt operiert Conergy von zwei Hauptgeschäftssegmenten heraus. Während die Conergy Solarsysteme produziert, installiert und projektiert, bietet die Tochter Epuron GmbH (vormals voltwerk AG) Projektentwicklung und die Finanzierung von erneuerbaren Energieprojekte an. Epuron unterzeichnete in 2008 eine Joint Venture Vereinbarung mit der australischen Macquarie Capital Group, über die Finanzierung eines Windkraftprojektes mit einer Leistung von 1.000 Megawatt.

Seine Wafer, Solarzellen und Solarmodule produziert Conergy an seinem neuen Produktionsstandort in Frankfurt an der Oder. Den langjährigen Lieferkontrakt mit dem Wafer-Spezialisten MEMC will Conergy für unwirksam erklären lassen. Den Vertrieb hat das Unternehmen im Jahr 2008 neu strukturiert und die beiden Geschäftseinheiten für Unernehmen (Conergy) und Privatkunden (SunTechnics) miteinander verschmolzen. Insgesamt zählt das Conergy-Vertriebsnetz mehr als 100 Installationsbetriebe, die mit dem Solarspezialisten zusammenarbeiten.

Nachdem das Unternehmen in 2007 in finanzielle Schieflage geriet, versucht das Unternehmen durch eine Kapitalerhöhung wieder auf die Erfolgsstraße zurückzukehren, nachdem sich das Unternehmen durch eine zu starke Expansion verhoben hatte.

Zahlen

Der Umsatz des dritten Quartals 2009 belief sich auf 140,2 Mio. Euro nach 238,7 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Es wurde ein Rohertrag von plus 30,3 Mio. Euro im dritten Quartal 2009 erwirtschaftet, das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) summierte sich auf minus 8,9 Mio. Euro. Im Vorjahr lagen beide Kennzahlen bei plus 41,9 Mio. Euro bzw. bei minus 8,4 Mio. Euro. Conergy meldete ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von minus 14,9 Mio. Euro nach minus 13,7 Mio. Euro in 2008. Das Nettoergebnis verbesserte sich von minus 77,5 Mio. Euro auf minus 20 Mio. Euro.

Nachsteuerlich wurden minus 79 Mio. Euro ausgewiesen (Vorjahr: minus 144,5 Mio. Euro). Nach Einschätzung von Dieter Ammer, Vorstandsvorsitzender von Conergy, habe sich die Nachfrage im dritten Quartal 2009, wenn auch zögerlich, wieder belebt. Von dieser Entwicklung profitiere dabei auch Conergy. Das Unternehmen habe im Werk in Frankfurt (Oder) weitere Linien in Betrieb genommen. Seit Ende Oktober laufe die Modulproduktion nahezu unter Volllast.

Meldung gespeichert unter: Conergy, Hintergrundberichte, Solartechnik

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