AOL will mit Huffington Post die Wende schaffen - verkommt AOL zur Nachrichtenfabrik?

Dienstag, 12. Juli 2011 um 13:36
AOL

(IT-Times) - Das amerikanische Internet-Portal AOL kämpft weiterhin mit den Nachwirkungen der 315 Mio. US-Dollar schweren Übernahme der Newsplattform "The Huffington Post". Von Marktbeobachtern und Analysten wurde die Übernahme kritisch bewertet, zumal die Integration und der weitere Ausbau der Plattform zunächst Geld kosten.

Huffington Post - 12 lokale Ausgaben bis Jahresende


Dennoch gibt sich Content-Chefin Arianna Huffington zuversichtlich, dass sich der Zusammenschluss mit AOL (NYSE: AOL, WKN: A0YECX) bald lohnen wird. Nachdem HuffPo seit dem 6. Juli mit Huffingtonpost.co.uk auch in England am Start ist, will Huffington die internationale Expansion der Plattform weiter vorantreiben.

Geplant sind demnach weitere regionale Ausgaben von HuffPo für Frankreich, Australien, Lateinamerika, Indien und Australien. In Deutschland wird es HuffPo (vorerst) nicht geben. Ziel ist es, 12 regionale HuffPo-Seiten bis Jahresende aufzubauen.

Nachdem Zusammenschluss hat sich AOL von vielen Freelancern getrennt und setzt stattdessen künftig auf Profi-Redakteure, die Inhalte wie am Fließband produzieren sollen. Im Mittelpunkt steht die Profitabilität, die durch 55.000 neue Beiträge im Monat auf AOL-Seiten gesichert werden soll.

Content-Farmen als Vorbild


Als Vorbild sollen offenbar Content-Farmen wie Demand Media dienen. Hier schreiben Redakteure eilig Artikel herunter, die sich nicht nur nach aktuellen Themen, sondern insbesondere an der Sichtbarkeit in den Suchmaschinen orientieren. Content-Farmen wie Demand Media überschwemmen das Netz mit billigem Wissen und verdienen bislang recht gut daran.

Damit könnte jedoch bald Schluss sein, denn der Suchmaschinengigant Google hat Content-Farmen schon seit längeren den Kampf angesagt und ein Update aufgespielt, welches Content-Farmen in die Knie zwingen soll. Die Umstellung beim Algorithmus hat bereits erste Wirkung gezeigt. Die Sichtbarkeit von Content-Farmen wie Suite101 ist in den Suchergebnisseiten um teilweise bis zu 90 Prozent eingebrochen.

Erste Patch-Seiten sollen profitabel werden


Die zweite große Baustelle bei AOL ist die Lokal-Plattform Patch.com. Patch.com betreibt mehr als 800 Lokalseiten, auf denen lokale Nachrichten zu finden sind. Laut Aussagen von AOL-Chef Tim Armstrong sollen einige Patch-Seiten im dritten oder im vierten Quartal profitabel sein.

Zudem kündigte Patch.com eine Kooperation mit der Werbeagentur Geomentum an, in dessen Rahmen die beiden Firmen digitale Werbekampagnen entwickeln wollen, damit Großkonzerne lokale Kunden einfacher mit Werbung erreichen können.

Einen Erfolg braucht die AOL-Plattform dringend, denn die jüngste Analyse von VatorNews hat bei Patch.com ein schwaches Werbemodell, sowie eine Überexpansion und niedrige Besucherzahlen ausgemacht.

Kurzportrait

Die in New York ansässige AOL wurde im Dezember 2009 wieder als eigenständiges Unternehmen ausgegliedert, nachdem AOL vor gut einem Jahrzehnt von Time Warner im Rahmen einer Milliardentransaktion übernommen wurde.

Heute präsentiert sich AOL nicht nur als Internetzugangsanbieter, sondern in erster Linie als Portal-Betreiber. AOL operiert heute im Wesentlichen aus zwei Kerngeschäftsbereichen heraus: AOL Properties und Third Party Network. Unter AOL Properties ist das Geschäft mit eigenen Web-Portalen zusammengefasst, während unter Third Party Network das Geschäft mit Advertising.com, goviral A/S (goviral) und 5 Minutes beheimatet ist. Unter AOL Advertising vermarktet das Unternehmen nicht nur Drittseiten, sondern auch seine eigenen Angebote unter dem Dach von AOL Media.

AOL Media fungiert dabei als Online-Publisher und betreibt unter anderem die Hauptseite AOL.com. Darüber hinaus lizenziert AOL Media auch Content an Drittanbieter, wobei daneben auch die Seiten Asylum.com, Engadget.com, TechCrunch.com, DailyFinance, FanHouse, PoliticsDaily, Games.com, Moviefone und WalletPop.com betrieben werden.

Daneben betreibt AOL auch den Online-Kartenservice MapQuest, der gleichzeitig auch als Routen- und Stadtplaner dient. In diesem Zusammenhang betreibt AOL unter anderem die Dienste AOL City Guide, Going.com und When.com.

Ergänzt wird das Angebot durch Email-Service AOL Mail in den USA. Neben der Vermarktung von Drittanbieterwebseiten geniert AOL auch Umsätze durch Lizenz- und Abogebühren für kostenpflichtige Inhalte und Services. Über die AOL-Tochter Adtech AG lizenziert das Unternehmen Online-Werbetechnik an Drittunternehmen.

In den vergangenen Jahren verstärkte sich AOL durch eine ganze Reihe von Zukäufen. Anfang 2006 kaufte AOL den Videosuchdienst Truveo und Games.com. Anschließend übernahm AOL den Video-Werbespezialisten Lightningcast und das Online-Spielemagazin GameDaily.com. Anfang 2007 verstärkte sich AOL durch die Übernahme von TradeDoubler. Gleichzeitig wurden mit ThirdScreen Media und Adtech AG zwei Werbespezialisten übernommen. Im Frühjahr 2008 kaufte AOL den britischen Social-Networking-Spezialisten Bebo sowie die Bloging-Engine Sphere und Socialthing. Mitte 2009 verstärkte sich AOL durch die Übernahme von Patch Media (Patch.com).

Im Jahr 2010 wurde sowohl Bebo als auch das Instant-Messaging-Geschäft ICQ wieder abgestoßen. Gleichzeitig verstärkte sich AOL durch die Übernahmen von 5min, Thing Labs (Brizzly), TechCrunch, Pictela und About.me. Ende 2010 trennte sich AOL zudem von seinem Investment in Kayak Software Corporation. Anfang 2011 wurde der Content-Empfehlungsdienst Surphace (Sphere) wieder verkauft, gleichzeitig wurde das Videovertriebsnetz goviral übernommen. Im März kaufte AOL die Newsplattform "Huffington Post" für 315 Mio. Dollar.

Zahlen

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