AOL feiert fulminantes Comeback - Offensive bei Online-Videos

Für das vergangene zweite Quartal 2012 konnte AOL einen Umsatz von 531 Mio. US-Dollar melden, ein Rückgang von zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei verbuchte das Unternehmen einen Nettogewinn von 970,8 Mio. US-Dollar oder 10,17 Dollar je Aktie, nachdem im Jahr vorher noch ein Nettoverlust von 11,8 Mio. Dollar oder elf US-Cent je Aktie zu Buche stand. Die Ergebniszahlen wurden durch den Verkauf eines Patentportfolios begünstigt. AOL verkaufte im April rund 800 Patente für rund eine Mrd. Dollar an Microsoft.

Ausgenommen außergewöhnlicher Einmalerträge konnte AOL einen Nettogewinn von 23 US-Cent je Aktie realisieren und damit die Gewinnerwartungen der Analysten übertreffen, die im Vorfeld mit einem Profit von zehn US-Cent je Aktie gerechnet hatten. Die von AOL betriebenen Web-Portale verzeichneten im jüngsten Quartal 112 Millionen Besucher, ein Zuwachs von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.

Während die Werbeerlöse bei AOL um sechs Prozent auf 337,8 Mio. US-Dollar kletterten, schrumpfte das Geschäft mit Internetzugangsgebühren (Subscription) um weitere 13 Prozent auf 175,5 Mio. US-Dollar. Der Cashflow aus der operativen Geschäftstätigkeit kletterte um 52 Prozent auf 167,2 Mio. US-Dollar.

Für das laufende Septemberquartal erwarten Analysten bei AOL einen Quartalsumsatz von 523 Mio. US-Dollar sowie einen Nettogewinn von 18 US-Cent je Aktie. Im laufenden Gesamtjahr 2012 sollen die Erlöse dann auf 2,15 Mrd. Dollar und der Nettogewinn auf 11,43 Dollar je Aktie klettern, wenn es nach den Prognosen der Analysten geht.

Für das nachfolgende Jahr 2013 erwarten Analysten dann einen leichten Umsatzrückgang auf 2,13 Mrd. Dollar und einen Nettogewinn von 1,22 Dollar je Aktie.

AOL hat sich in den vergangenen Jahren neu positioniert. Das Unternehmen will weg vom Markt für Internetzugangsservices und hin zum Content-orientierten Internet-Unternehmen, welches sein Geld mit Online-Werbung verdient.

Im Markt für Internet-Zugangsservices konkurriert AOL nicht nur mit anderen Internet-Zugangsspezialisten wie mit EarthLink, sondern auch immer mehr mit Kabel-TV-Firmen, welche Breitbandservices über Kabel anbieten.

Im Portal-Markt steht AOL in direkter Konkurrenz mit anderen führenden Internet-Portalen wie mit Yahoo, welches rund 600 Millionen Besucher monatlich auf seinen Seiten verzeichnet. Darüber hinaus konkurriert AOL auch mit anderen großen Online-Portalen wie mit MSN (Microsoft), aber auch mit YouTube (Google), MySpace.com, Facebook, sowie mit den Internet-Seiten von IAC/Interactive.

Im Bereich Online-Werbung und Vermarktung steht AOL im direkten Wettbewerb mit Microsoft, sowie mit Google und ValueClick.

AOL-Papiere präsentierten sich zuletzt weiter fest bei 33,83 US-Dollar, womit sich damit ein Börsenwert von rund 3,18 Mrd. US-Dollar für das amerikanische Internet-Portal ergibt. Auf Basis aktueller Gewinnschätzungen für das laufende Jahr 2012 ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von drei.

Die Analysten aus dem Hause Benchmark Co erhöhen ihr Kursziel für AOL-Aktien von 28 auf 31 US-Dollar, nachdem AOL starke Zahlen für das vergangene zweite Quartal präsentieren konnte. Insgesamt bleiben die Analysten bei ihrer Einschätzung "halten".

Beim US-Brokerhaus Goldman Sachs bewertet man AOL-Aktien nach der Wiederaufnahme des Coverage mit "neutral", gleichzeitig sehen die Analysten ein Kursziel von 33 Dollar für das Papier. Negativ bewerten die Analysten die sinkenden Einnahmen aus dem Internetzugangsgeschäft sowie die stagnierenden Besucherzahlen auf den AOL-Seiten. Allerdings dürfte AOL vom Wachstum im Bereich Online-Werbung profitieren, glaubt Goldman Sachs Banker Heath P. Terry.

Auch bei ThinkEquity bleibt man zurückhaltend und bewertet AOL-Papiere weiterhin mit "halten", wobei die Analysten ein Kursziel von 30 Dollar für das Papier sehen.