Zalando stolpert aufs Börsenparkett - Chancen und Risiken

Online-Modehandel

Montag, 6. Oktober 2014 um 14:20
Zalando logo

(IT-Times) - In der Vorwoche ist Europas führender Online-Schuhhändler in Deutschland an den Start gegangen. Zalando-Aktien wurden bei 21,50 Euro bei den Anlegern platziert, rund einen Euro unter der Höchstgrenze der Preisspanne. Doch Anleger, die auf einen schnellen Zeichnungsgewinn gehofft hatten, wurden enttäuscht.

Obwohl die Papiere bei der Emission mehr als zehnfach überzeichnet waren, geriet das Papier sofort unter Abgabedruck. Am Freitag gingen die Zalando-Aktien bei 19 Euro aus dem Handel. Anleger fragen sich nunmehr wie es weiter geht.

Zunächst als einfacher Online-Schuhhändler im Jahr 2008 gestartet, entwickelte sich Zalando SE (WKN: ZAL111) in den letzten Jahren zunehmend zum Online-Modekaufhaus. Zuletzt erzielte Zalando erstmals mehr Geld mit dem Verkauf von Kleidung als mit Schuhen.

Die Chancen


- Starke Marktstellung: Zalando verfügt über eine starke Marktposition und dominiert mit knapp 14 Mio. Kunden den Online-Modehandel in Europa. Rund 9 Prozent des gesamten Modehandels (38 Mrd. Euro) werden erst online umgesetzt, das Geschäft hat damit noch Potenzial. - Starkes Wachstum: Zalando ist in den letzten Jahren stark gewachsen, der Umsatz erreichte im Jahr 2014 knapp 2,0 Mrd. Euro, inzwischen hat man sogar die Amazon-Tochter Zappos überholt.

- Eigene Marken: Zappos verkauft nicht nur Modeprodukte von Drittherstellern, sondern auch eigene Marken. Das Geschäft mit Eigenmarken ermöglicht höhere Gewinnmargen, steuerte aber zuletzt nur 13 Prozent zum Gesamtumsatz bei - das Geschäft ist noch ausbaufähig.

Die Risiken


- Hohe Verluste: Zalando hat in den vergangenen drei Jahren bis 2013 zuletzt vornehmlich Verluste (114 Mio. Euro) angehäuft. Erst im ersten Halbjahr 2014 wurde ein kleiner operativer Gewinn von 3,6 Mio. Euro erwirtschaftet. Dies wurde erreicht, indem die Marketingaufwendungen deutlich zurückgefahren wurden. Dadurch ist aber auch das Umsatzwachstum in Kernmärkten wie Deutschland und Österreich deutlich zurückgegangen.

- Hohe Retourkosten: Fast jedes zweite Paket geht derzeit noch zurück. Dies verursacht bei Zalando hohe Kosten, nachdem das Unternehmen keine Versand- und Rücksendegebühren berechnet.

- Intensiver Wettbewerb: Neben der Amazon-Tochter Zappos tummeln sich in Europa mit der britischen Asos als auch mit Yoox aus Italien noch weitere Online-Modekaufhäuser. Sowohl Asos und auch Yoox hatten ihre Umsatzprognosen zuletzt wiederholt nach unten revidiert - kein gutes Omen für Zalando.

Fazit

: Die Wachstumsraten bei Zalando haben sich im ersten Halbjahr 2014 auf nur noch 30 Prozent deutlich verlangsamt, nachdem das Unternehmen in 2013 noch mit 52 Prozent gewachsen ist. Wenig Kundentreue und niedrigere Markteintrittsbarrieren prägen das wettbewerbsintensive Umfeld.

Es bleibt abzuwarten, ob es Zalando gelingt, die hohen Retourraten und die damit verbundenen hohen Kosten dauerhaft zu senken. Nur dann scheinen Gewinnmargen von 15 Prozent und mehr möglich, die teilweise bei der Konkurrenz von H&M und Inditex (Zara) anzutreffen sind.

Kurzportrait

Die in Berlin ansässige Zalando wurde im Jahr 2008 gegründet. Dabei hat sich das Unternehmen zunächst auf den Verkauf von Schuhen und Mode über das Internet spezialisiert. Insbesondere durch den Werbeslogan „Schrei vor Glück“ erlangte das Unternehmen bundesweit einen hohen Bekanntheitsgrad.

Heute betreut Zalando knapp 14 Mio. Kunden in 15 Ländern Europas. Dabei lassen sich Modeartikel bequem und sicher über das Internet (Computer, Tablet, Smartphone) bestellen. Im Online-Shop von Zalando finden sich nicht nur bekannte Marken wie adidas, Levi`s, Nike und Tomy Hilfiger, sondern auch Produkte von lokalen Designern. Ergänzend wird das Warensortiment durch die Produkte der Zalando-Tochter zLabels. Der Umsatz mit Eigenmarken (mint&berry, zign etc.) steuerte zuletzt etwa 16 Prozent zu dem Gesamtumsätzen bei, zudem wurden in 2013 erstmals mehr Kleidung als Schuhe verkauft.

Insgesamt zählt der Produktkatalog von Zalando 150.000 Artikel von 1.500 Markenherstellern. Täglich kommen laut Zalando-Angaben rund 1.000 neue Artikel hinzu. Verschickt werden die Waren dann über die eigenen Logistikzentren, wobei Zalando auch einen eigenen Kundenservice betreibt, der über die Firmen-Hotline zur Verfügung steht. Das Unternehmen wirbt vor allem mit einem kostenlosen Versand- und Rückversand-Service, sowie mit einem 100 Tage langen Rückgaberecht.

Zu den Großaktionären der Gesellschaft zählen unter anderem die schwedische Investmentgesellschaft Kinnevik (36 Prozent), sowie Global Founders Capital (17 Prozent), Anders Holch Povlsen (10 Prozent), DST Europe (8 Prozent), Holtzbrinck Ventures (8 Prozent) und Tengelmann (6 Prozent).

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: E-Commerce, Zalando, Hintergrundberichte, Internet

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