Yahoo sieht sich wieder auf Kurs

Freitag, 29. Januar 2010 um 13:19
Yahoo Unternehmenslogo

(IT-Times) - Das amerikanische Internet-Portal Yahoo (Nasdaq: YHOO, WKN: 900103) konnte zwar im vergangenen vierten Quartal mit robusten Zahlen und einem soliden Ausblick aufwarten, Analysten zeigen sich aber nach wie vor skeptisch im Bezug auf die weiteren Wachstumsperspektiven des Unternehmens.

Yahoos Marktanteil im Suchmaschinenmarkt weiter rückläufig


Hintergrund ist der nach wie vor schrumpfende Marktanteil Yahoos im Suchmaschinengeschäft. Laut comScore kam Yahoo im Dezember im US-Suchmaschinenmarkt nur noch auf einen Marktanteil von 17,3 Prozent, während Google seinen Marktanteil weiter leicht auf 65,7 Prozent ausbauen konnte.

Dennoch hofft Yahoo-Finanzchef Tim Morse den Verlust von Marktanteilen stoppen zu können. Hier soll nicht zuletzt die 10-jährige Partnerschaft mit Microsoft beitragen, die im laufenden Jahr in Kraft treten soll. Um das Volumen der Suchanfragen zu erhöhen, will Morse auf eine Kombination aus Produkterweiterungen, Marketingausgaben und das Yahoo Netzwerk setzen. Im Bezug auf die Monetarisierung des Geschäfts hat Yahoo jüngst eine neue Matching-Technik integriert, was die Klickraten bei Online-Werbung erhöhen soll. Dies sei jedoch nur der erste Schritt, um das Geschäft profitabler zu machen, kündigt Morse im Rahmen der Quartalspressekonferenz an.

Yahoo wird Default-Suchmaschine bei Ubuntu


Tatsächlich konnte Yahoo jüngst einen kleinen Sieg im Suchmaschinengeschäft verbuchen. Wie Ars Technica meldet, wird Yahoo künftig als Default-Suchmaschine im Linux-basierten Betriebssystem Ubuntu fungieren und damit Google als Standard-Suchmaschine im Firefox-Browser ablösen. Die nächste Ubuntu-Version 10.4 (Lucid Lynx) soll demnach im April auf den Markt kommen. Über finanzielle Details des Deals zwischen Yahoo und dem Ubuntu-Unterstützer Canonical wurde zunächst nichts bekannt.

Größere Fortschritte konnte Yahoo dagegen im Geschäft mit der traditionellen Display-Werbung vermelden. Hier zogen die Umsatzerlöse wieder um 26 Prozent gegenüber dem Vorquartal an. Dies sei der größte sequentielle Zuwachs seit 2005, stellt Citigroup-Analyst Mark Mahaney fest.

Konkurrenten rüsten sich mit Zukäufen


Um das Geschäft mit traditioneller Display-Werbung weiter auszubauen, dürfte Yahoo durch gezielte Zukäufe nicht umhinkommen. Zuletzt verfügte das Unternehmen über eine gut gefüllte Kriegskasse, in der 4,5 Mrd. Dollar schlummern. Diese Mittel könnte Yahoo nutzen, um zukunftsträchtige Content-Seiten bzw. Technologien einzukaufen, zumal im Zuge der Wirtschaftskrise die Firmenbewertungen inzwischen wieder gesunken sind.

Dies hat aber auch die Konkurrenz erkannt. Nachdem der Yahoo-Rivale AOL bereits den Online-Videospezialisten StudioNow aufgekauft hat, soll AOL auch am Technik-Blog Mashable dran sein. Auch der Yahoo-Rivale Google hat jüngst angekündigt, mindestens einen kleineren oder größeren Zukauf im Monat tätigen zu wollen, um sich weiter zu verstärken.

Die neue Yahoo-Chefin Carol Bartz muss also schnell reagieren, will sich das Unternehmen nicht wieder Filetstücke wie YouTube vor der Nase wegschnappen lassen, wie es im vergangenen Jahrzehnt teilweise der Fall war…

Kurzportrait

Das Internet-Unternehmen Yahoo wurde ursprünglich im Jahre 1994 von den Studenten Jerry Yang und David Filo als Internet-Suchmaschine gegründet. Die Suchmaschine Yahoo sollte das Navigieren im weltweiten Datennetz erleichtern und das Auffinden von Informationen vereinfachen. Heute präsentiert sich das Unternehmen als vollwertiges Internet-Portal, das seinen weltweit mehr als 580 Mio. Nutzern im Monat umfassende Services und Zusatzdienste bietet.

Der eigentliche Aufstieg der Gesellschaft begann im Jahre 1996 mit dem Börsengang an die Nasdaq. So folgten bereits zwei Jahre nachdem IPO die Übernahmen der Internet-Unternehmen WebCal, Viaweb, HyperParallel und Yoydyne Entertainment. Im Jahr 1999 wurden weitere Zukäufe getätigt und anderem die weltweit führende Online-Gemeinschaft GeoCities, als auch der Internet-Dienst broadcast.com übernommen, wobei GeoCities inzwischen wieder geschlossen wurde. Mit der Akquisition von Online Anywhere, Encompass und Log-Me-On.com stillte das Unternehmen seinen Expansionsdrang. Nach und nach wurden Auslandstöchter gegründet und das inhaltliche Angebot weiter ergänzt, so dass Yahoo bereits im Jahre 1998 ein umfassendes Inhaltsangebot anbieten konnte und nicht länger nur als Suchmaschine fungierte.

In den Jahren 1999 bis 2000 ergänzte das Unternehmen sein Angebot durch weitere Special-Interest-Angebote. Im Jahr 2001 folge die Übernahme des Online-Musikdienstes Launch Media. Mit der Akquisition der Online-Stellenbörse HotJobs.com konnte Yahoo den Mitbieter TMP Worldwide ausstechen. Im Jahr 2002 übernahm Yahoo den Suchmaschinenspezialisten Inktomi, um seine Suchtechnik zu stärken. Im Jahr 2003 verstärkte sich Yahoo durch die Übernahme von Overture Services im Bereich „sponsored Links“, um dem bisherigen Marktführer Google die Stirn zu bieten. Danach folgte die Übernahme des chinesischen Suchspezialisten 3721 Network Software. Anschließend übernahm Yahoo den Web-Spezialisten Musicmatch und den VoIP-Spezialisten DialPad Communications. Gleichzeitig beteiligte sich Yahoo mit insgesamt einer Mrd. Dollar mit 40 Prozent an Chinas führendem E-Commerce Unternehmen Alibaba und brachte damit gleichzeitig seine China-Aktivitäten in das Venture mit ein.

Später übernahm Yahoo den Bookmark-Dienst Del.icio.us sowie die Musik-Community Webjay. Gleichzeitig kaufte Yahoo den Video-Editor Jumpcut. Im Herbst folgte schließlich die Akquisition des Online-Werbespezilaisten AdInterax. Ende 2006 übernahm Yahoo über seine Einheit Yahoo Kimo die taiwansche Social-Media-Plattform WRETCH. Anfang 2007 kaufte man die Online-Community MyBlogLog. Später übernahm Yahoo den Spezialisten Right Media vollständig. Mitte 2007 schluckte Yahoo die Webseite Rivals.com, das Werbenetzwerk BlueLithium sowie den Email-Spezialisten Zimbra und die Newsseite BuzzTracker. Anfang 2008 übernahm Yahoo die Videoplattform Maven Networks und den Marketing-Spezialisten IndexTools. Ende 2008 trennte sich Yahoo von seiner Preissuchmaschine Kelkoo. Mitte 2009 übernahm Yahoo den Foto-Service Xoopit. Im Herbst 2009 schluckte Yahoo die arabische Internet-Community Maktoob.com. Anfang 2010 trennte sich Yahoo wieder von Zimbra und verkaufte den Email-Spezialisten an VMware.

Die Einnahmequelle Online-Werbung trägt nach wie vor die Mehrheit der gesamten Yahoo-Umsätze. Durch Kooperationen mit AT&T und BT vermarktet Yahoo! auch erfolgreich Breitbandzugangsservices. Die beiden Firmengründer David Filo und Jerry Yang halten nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an Yahoo.

Zahlen

Für das vergangene Dezemberquartal meldet Yahoo einen Umsatzrückgang um vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 1,73 Mrd. US-Dollar. Die Nettoerlöse schrumpften dabei auf 1,25 Mrd. Dollar, nach Nettoeinnahmen von 1,38 Mrd. Dollar in der Vorjahresperiode.

Dabei verdiente Yahoo 153 Mio. Dollar oder elf US-Cent je Aktie, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 303 Mio. Dollar oder 22 US-Cent je Aktie zu Buche stand. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen im Zusammenhang mit internen Umstrukturierungen in Vorbereitung auf die angestrebte Suchmaschinen-Partnerschaft mit Microsoft, konnte Yahoo einen Nettogewinn von 15 US-Cent je Aktie realisieren und damit die Markterwartungen der Analysten übertreffen.

Meldung gespeichert unter: Yahoo, Hintergrundberichte,

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