Shanda Interactive steht vor grundlegenden Wandel - eReader-Markt im Visier

Donnerstag, 9. Dezember 2010 um 13:51
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(IT-Times) - Chinas führender Entertainment-Spezialist Shanda Interactive Entertainment (Nasdaq: SNDA, WKN: A0CAS4) steht vor einem größeren Umbruch. Nachdem der Gewinn gegenüber dem Vorjahr um 77 Prozent einbrach, steht das Unternehmen unter Zugzwang, neue Geschäftsmodelle und Produkte zu entwickeln.

Bislang war Shanda Interactive maßgeblich von seiner Online-Spielesparte Shanda Games abhängig, die rund 79 Prozent zu den Gesamterlösen beisteuerte. Im jüngsten Quartal waren dies 1,1 Mrd. Yuan bzw. knapp 165 Mio. Dollar, während die Sparte Shanda Online gerade einmal 38,2 Mio. Dollar zum Gesamtumsatz beitrug.

Chinas Online-Spieleindustrie vor Konsolidierungswelle


Die Shanda-Tochter Shanda Games steht jedoch seit geraumer Zeit unter Druck, nachdem die Spieledivision seit einigen Quartalen stetig Marktanteile an die Konkurrenz in Form von Tencent und NetEase.com verliert. Hintergrund ist das in die Jahre gekommene Spieleportfolio rund um die einstiegen Kassenschlager "Legend of Mir II" und "World of Legend".

Immer mehr Spieler in China wollen qualitativ hochwertige 3D-Spiele und fordern vor allem neue Spielkonzepte. Allerdings haben nur wenige Entwickler die Zeit und das Geld diese Forderung zu erfüllen, so dass viele kleinere Entwicklerstudios in den nächsten Jahren vor dem Aus stehen. Laut chinesischen Medienberichten stehen auch bei den Top-Anbietern wie Perfect World, The9 und 9you, aber auch bei Shanda Games Entlassungen an. Bei Shanda sollen mehr als 400 Mitarbeiter gehen.

Den Umsatzschwund bei Shanda Games sollen neue Titel wie "Dragon Nest" sowie "Bubble Fighter" und "Legend of Immortals" in den nächsten Quartalen aufhalten. Im laufenden vierten Quartal soll dies zumindest teilweise gelingen - Shanda Games erwartet zumindest wieder leichte Umsatzzuwächse.

Shanda steigt in den Markt für eBook-Reader ein


Über den Berg ist Shanda damit aber noch lange nicht. Shanda-Chef Chen Tianqiao erwartet in zwei bis drei Jahren eine größere Konsolidierungswelle in der chinesischen Internet-Industrie. Um nicht Opfer dieser Konsolidierung zu werden, muss das Unternehmen weiter investieren, um sich für die Zukunft zu rüsten. Im Mittelpunkt sollen dabei künftig neue Services und neue Geschäftsmodelle stehen.

Den Anfang hat Shanda bereits mit der Entwicklung seines eigenen eBook-Readers Bambook gemacht. Der 6-Zoll große eBook-Reader (Auflösung 800x600 Pixel, 16 Graustufen) soll später 1.800 Yuan bzw. 260 US-Dollar kosten, nachdem etwa 3.500 Beta-Tester das Gerät zum Vorzugspreis von 999 Yuan bzw. 145 US-Dollar erwerben konnten. Shandas Bambook unterstützt sowohl Wi-Fi als auch 3G und viele eBook-Formate wie snb, txt, ppt/pptx, pdf, html, umd, doc/docx, chm und epub. Die Standby-Zeit gibt Shanda mit 24 Tagen an, bevor der Bambook wieder ans Ladegerät muss.

Mit dem Vorstoß will Shanda vor allem seine starke Stellung im chinesischen Literaturmarkt nutzen, in dem das Unternehmen bereits mit seiner Division Shanda Literature präsent ist. Bambook-Nutzer sollen künftig über den Cloud Bookstore Zugriff auf mehr als drei Millionen Titel haben, womit Shanda potentielle Käufer für seine neue Hardware locken will…

Kurzportrait

Shanda Interactive Entertainment Networks, ansässig in Schanghai, gilt als der marktführende Online-Spieleentwickler in China. Shanda entwickelt seine Spiele nicht nur in seinen eigenen Studios, sondern lizenziert auch Spiele von Drittanbietern. Insgesamt operiert das Unternehmen aus sechs wesentlichen Geschäftsbereichen heraus: Shanda Games, Shanda Literature, Bianfeng, Haofang, Hurray! und Shanda Online.

Shanda Online sich dabei vor allem auf die Vermarktung von so genannten Multiplayer Online-Role-Playing-Games (MMORPGs) spezialsiert. Zu den populärsten Shanda-Spielen gehören das von Actoz lizenzierte Online-Rollenspiel "The Legend of Mir II" und das im eigenen Haus entwickelte Online-Spiel "World of Legend" (Wool). Neben Adventures und Online-Rollenspiele bietet Shanda auch Action, Brett- und Arcade-Spiele an, die auch von der breiten Masse der Kunden angenommen werden. Insgesamt verzeichnet Shanda nach eigenen Angaben mehr als sechs Mio. aktive Spieler. Inzwischen hat Shanda Games mit "ArchLord", "Dungeons and Dragons Online", "LaTale", "Chungchun", "Thales Runner", "AION: Tower of Eternity", "Dragon Nest", "Atrix" und "Lazeska" weitere Online-Rollenspiele lizenziert und in China auf den Markt gebracht.

In den vergangenen Jahren verstärkte sich Shanda vor allem durch Firmenzukäufe. Nachdem das Unternehmen zunächst die Mehrheit beim chinesischen Spieleentwickler Shenzhen Fenglin Haoshan übernahm, beteiligte sich Shanda mit 35 Prozent an dem in Beijing ansässigen Spieleentwickler Digital-Red. Ende Juli 2004 übernahm Shanda dann die Mehrheit bei Haofang Online Information Technology, dem größten chinesischen PC-Spielenetzwerk. Im August folgte dann die Übernahme des Online-Spielespezialisten Hangzhou Bianfeng Software Technology. Anschließend übernahm Shanda die restlichen Anteile an Digital-Red Mobile Software, einem der führenden Entwickler von Handy-Spielen. Ende 2004 erwarb Shanda Interactive 29 Prozent der Anteile an dem südkoreanischen Online-Spielentwickler Actoz Soft. Inzwischen hat Shanda seine Beteiligung an den Südkoreanern auf über 50 Prozent ausgebaut und kontrolliert den Aufsichtsrat. Gleichzeitig übernahm man auch die Online-Literaturseite Rongshuxia.com. Mitte 2007 folgte die Übernahme des Spieleanbieters Aurora Technology Development.

Die chinesische Medienfirma Skyline Media Ltd, welche von Shanda-Firmenchef und Chairman Chen Tianqiao geleitet wird, hält 60 Prozent der Anteile an Shanda Interactive. Daneben sind auch Softbank und der US-Netzwerkgigant Cisco Systems an Shanda beteiligt. In 2005 beteiligte sich Shanda mit 19,5 Prozent an Chinas zweitgrößtem Internet-Portal Sina, diese Beteiligung wurde inzwischen jedoch weitgehend wieder abgestoßen. Bereits Ende 2005 übernahm Shanda die Online-Spieleplattform Gametea. In 2008 gründete Shanda ein Joint Venture mit dem südkoreanischen Online-Spielentwickler NCsoft, um Online-Spiele in China zu vermarkten. Im Jahr 2009 übernahm Shanda mehrheitlich den Klingelton- und Entertainment-Spezialisten Hurray. Im Januar 2010 übernahm Shanda über seine Tochter Shanda Games den chinesischen Online-Spielentwickler Goldcool. Zudem wurde die amerikanische Mochi Media übernommen. Über die Tochter Hurray! wurde ferner der Spezialist Ku6 aufgekauft. Die Einheit Shanda Literatur verstärkte sich durch die Übernahme von 51 Prozent der Anteile an Beijing Joy Media Co.

Zahlen

Shanda Interactive konnte im dritten Quartal den Umsatz leicht auf 1,391 Mrd. Renminbi (rund 207,7 Mio. US-Dollar) gegenüber 1,381 Mrd. Renminbi im Vorjahresquartal steigern. Das Bruttoergebnis des chinesischen Online-Spielanbieters fiel dagegen um 15 Prozent auf 830,5 Mio. Renminbi. So sank auch die Bruttomarge auf 59,7 Prozent nach 71,1 Prozent in 2009.

Darüber hinaus sank das Einkommen vor Steuern auf 230,9 Mio. Renminbi im Vergleich zu 586,3 Mio. Renminbi im Vorjahr. Deutlich reduzierte sich das Nettoergebnis auf 154,8 Mio. Renminbi (Vorjahr: 511,3 Mio. Renminbi). Ebenfalls sank die Nettomarge der Chinesen auf elf Prozent gegenüber 37 Prozent in 2009. Shanda Interactive musste zudem beim verwässerten Ergebnis je Aktie einen deutlichen Rückgang auf 0,84 Renminbi nach 3,09 Renminbi hinnehmen.

Meldung gespeichert unter: Shanda Interactive, Hintergrundberichte, Spiele und Konsolen

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