Schafft Nokia in 2012 ein Comeback? Übernahmegerüchte beflügeln den Aktienkurs

Mittwoch, 18. Januar 2012 um 13:37
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(IT-Times) - Nokia-Aktien kletterten zuletzt in New York um rund acht Prozent. Hintergrund dürften neuerliche Übernahmespekulationen sein, wonach der US-Softwarekonzern Microsoft an der Smartphone-Einheit des finnischen Mobilfunkkonzerns interessiert ist.

Der stets gut informierte Blogger und Publisher von Mobile Review, Eldar Murtazin, hatte zuvor berichtet, dass ein Deal zwischen Microsoft und Nokia imminent sei. Nokia CEO Stephen Elop dürfte noch in 2012 zurücktreten und der Deal mit Microsoft im zweiten Halbjahr 2012 über die Bühne gehen.

Nokia dementiert Verkauf der Smartphone-Sparte


Nokia UK Communication Manager David Hall dementiert zwar diese Gerüchte einmal mehr, dennoch halten sich die Spekulationen über einen Verkauf hartnäckig. Zum einen ist Microsoft inzwischen der wichtigste Partner von Nokia, was die Entwicklung von neuen Smartphones auf Windows Phone Basis angeht, zum anderen steht Microsoft nachdem Flop mit seinen Kin-Telefonen selbst unter Druck als Hersteller aktiv zu werden, nachdem Google mit der Übernahme von Motorola Mobility ebenfalls zum Hersteller avanciert ist.

Damit verfügen sowohl Apple als auch Google direkten Einfluss auf die Hardware- und die Produktionsseite und haben sich somit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Microsoft verschafft. Will der Windows-Hersteller diesen Wettbewerbsnachteil ausmerzen, muss Microsoft selbst aktiv werden - sei es durch eine Übernahme von Research In Motion, oder eben durch die Übernahme der Smartphone-Sparte von Nokia.

Leisten könnte sich der Windows-Hersteller eine Übernahme allemal, sitzt das US-Softwarehaus auf Barreserven von rund 52 Mrd. Dollar. Der gesamte Nokia-Konzern wurde zuletzt an der Börse mit 21 Mrd. Dollar bewertet.

Windows Phone Modelle: Verkaufserfolge lassen noch auf sich warten


Beim finnischen Hersteller (NYSE: NOK, WKN: 870737) hofft man derweil auf den Erfolg der neuen Windows Phone-basierten Lumia-Modelle. Allerdings blieben die anfänglichen Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurück. Händler wie Walmart haben inzwischen die Preise für das Lumia 710 gesenkt und bieten das Telefon mit Vertrag sogar kostenlos an.

Grund für die vergleichsweise enttäuschende Nachfrage dürfte in erster Linie nicht die Hardware-Ausstattung des Telefons sein, sondern die Tatsache, dass im Windows Phone Marketplace aktuell "nur" 60.000 Apps zu finden sind. Apple (iTunes) und Google (Android Market) können dagegen ein Vielfaches an Apps für ihre Geräte vorweisen.

Sollte es Microsoft und Nokia nicht gelingen, mehr Konsumenten und Entwickler auf seine Seite zu ziehen, könnte das Abenteuer Windows Phone inklusive Aufholjagd schnell wieder vorbei sein. Um Konsumenten und Entwickler doch noch zu überzeugen, soll Microsoft für die Smartphone-Aktivitäten (Marketing und Entwicklung) von Nokia ein Budget von 200 Mio. Dollar bereitgestellt haben.

Kurzportrait

Die im Jahre 1865 gegründete und im finnischen Espoo ansässige Nokia stellte nach seiner Gründung ursprünglich Papier her. In den späteren Jahren machte sich Nokia als Hersteller von Gummistiefeln einen Namen. Erst im Jahre 1960 wandte sich Nokia den modernen Kommunikationstechniken zu. In den 80er Jahren stellte das Unternehmen dann elektronische Komponenten und ganze Computer her. Im Jahre 1987 folgte schließlich mit der Entwicklung von Mobilfunktelefonen der Durchbruch und der Beginn einer neuen Ära.

Nokia entwickelte damals das erste Mobilfunktelefon, mit dem Ziel auf Basis des GSM-Netzes ein globales mobiles Kommunikationsnetz in Europa zu schaffen. Heute ist Nokia der weltweit führende Handy-Hersteller. Das Unternehmen ist heute in drei wesentliche Kerngeschäftsbereiche unterteilt: Devices and Services, Navteq und der Netzwerksparte (Nokia Siemens Networks).

Nokia erregte in den vergangenen Jahren auch Aufmerksamkeit durch seine Expansion im Netzwerkbereich. So erwarb der finnische Technologiekonzern in den vergangenen Jahren Beteiligungen an amerikanischen Netzwerkfirmen wie Ipsilon Networks, Aircom International, Rooftop Communications, Ramp Networks und F5 Networks. Später übernahm Nokia den Softwarespezialisten Eizel Technologies. Im Jahr 2004 kaufte Nokia Lizenzen und Technologien der Freescale-Tochter Metrowerks. Im Februar übernahm Nokia schließlich den Mobilfunksoftwareanbieter Intellisync Corporation. Im Jahr 2007 schluckte Nokia den mobilen Marketingspezialisten Enpocket. Anschließend kaufte Nokia den GPS- und Kartenspezialisten Navteq im Rahmen einer Milliardentransaktion. Ende 2007 schloss man die Übernahme der Internettauschbörse Avvenu ab. Mitte 2008 kaufte Nokia auch die restlichen Anteile an dem britischen Mobile-Softwarehersteller Symbian. Gleichzeitig übernahm Nokia den Social-Networking-Anbieter Plazes. Daneben wurde auch die Übernahme des Softwarespezialisten Trolltech erfolgreich abgeschlossen. Im Herbst 2009 schluckte Nokia den Spezialisten Cellity. Mitte 2010 übernahm NSN die Netzwerkausrüstungssparte von Motorola. Mitte 2010 wurde zudem die Modemsparte (Wireless Modem) für 200 Mio. Dollar veräußert. Die Netzwerk-Tochter NSN übernahm im Herbst 2010 die türkische Iris Telecom. Mitte 2011 trennte sich Nokia von seiner Operator Branded Messaging-Sparte (OBM). Gemeinsam mit der Siemens AG betreibt Nokia das 50:50 Joint Venture Nokia Siemens Networks (NSN). Gleichzeitig verkaufte NSN seine Breitband-Festnetzsparte.

Gemeinsam mit Texas Instruments und STMicroelectronics will Nokia in Konkurrenz zu Qualcomm treten und den neuentwickelten CDMA-Standard CDMA 2000 1X vermarkten. Mit seiner eigenen Internet-Plattform Ovi will Nokia im weltweiten Datennetz stärker Fuß fassen. Zudem besteht eine Kooperation mit Intel, um mit MeeGo eine neue Linux-basierte Softwareplattform für Mobiltelefone, Tablet PCs und Netbooks zu entwickeln. Anfang 2011 schloss Nokia eine Kooperation mit Microsoft, womit Windows Phone 7 zur Hauptplattform im Smartphone-Bereich aufsteigen soll.

Zahlen

Für das vergangene dritte Quartal 2011 meldete Nokia einen Umsatzrückgang um 13 Prozent auf 8,98 Mrd. Euro. Unterteilt nach Segmenten nahm der Umsatz bei "Devices & Services" um 25 Prozent ab und betrug in diesem Jahr 5,39 Mrd. Euro, während der Geschäftsbereich "Navteq" rund vier Prozentpunkte einbüßte und einen Umsatz in Höhe von 241 Mio. Euro erwirtschaftete. Lediglich das Segment "Nokia Siemens Networks" bilanzierte eine positive Entwicklung im Jahresvergleich, da der Umsatz statt 2,94 Mrd. Euro nun 3,41 Mrd. Euro betrug.

Meldung gespeichert unter: Nokia, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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