ProSiebenSat.1 kämpft weiter mit Problemen

Dienstag, 24. März 2009 um 13:14
ProSiebenSat.1 Media

(IT-Times) Deutschlands führender Free-TV-Sender ProSiebenSat.1 Media AG (WKN: 777117) steckt weiter in der Krise. Noch immer drückt den Sender ein Schuldenberg von 3,4 Mrd. Euro. Zwar räumt das Management dem Schuldenabbau höchste Priorität ein, allerdings könnte der TV-Werbemarkt dem Vorhaben der ProSiebenSat.1-Manager einen Strich durch die Rechnung machen.

Bislang fielen die Rückgänge im TV-Werbemarkt noch relativ glimpflich aus. Mit 1,156 Mrd. Euro schrumpfte der TV-Werbemarkt im Februar nur um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, so die neuesten Daten aus dem Hause Nielsen Media. Doch in der Branche rumort es. Bedingt durch die schwache Konjunkturlage sollen verschiedene Sender Werbekunden mit hohen Rabatten locken.

Neuer Ärger durch Rabatte


Inzwischen sind beim Kartellamt erste Beschwerden wegen des Rabattmodells von ProSiebenSat.1 eingegangen, berichtet die Financial Times Deutschland. Das Kartellamt hat inzwischen die eingegangenen Beschwerden bestätigt. Damit könnte ProSiebenSat.1 erneut ins Visier der Wettbewerbshüter geraten, nachdem das Kartellamt bereits eine Strafe in Höhe von 216 Mio. Euro gegen die Vermarktungseinheiten der beiden Sender von ProSiebenSat.1 und der RTL Group verhängt hat.

Zudem könnte sich der Trend sinkender TV-Werbeeinnahmen in diesem Jahr noch beschleunigen, denn immer mehr Unternehmen verlagern Werbegelder in neue Medien wie zum Beispiel ins Internet. Mit ein Grund ist der Umstand, dass immer mehr junge Menschen im Alter von 16 bis 24 Jahren dem herkömmlichen TV den Rücken kehren und ins Internet abwandern. Laut einer Umfrage von Accenture im Jahr 2008 ist nur jeder dritte Befragte mit dem TV-Programm zufrieden. Insbesondere die festen Sendezeiten sind den Befragten ein Dorn im Auge.

YouTube & Co auf dem Vormarsch


Hier bieten Videoportale wie YouTube, MyVideo und Clipfish deutliche Vorteile. Sendungen und Videoclips sind dank Internet jederzeit erreichbar und abrufbar. Schon im Jahr 2008 schauten rund 40 Prozent der Befragten von 16- bis 24-Jähren bereits regelmäßig Programme auf dem PC oder über mobile Endgeräte im Internet, so ein Ergebnis der Accenture-Umfrage. Bei älteren Teilnehmern waren es immerhin noch 25 Prozent. Mit dem zunehmend steigenden Inhaltsangebot im Web dürfte dieser Anteil in den nächsten Jahren noch weiter steigen.

Inzwischen haben auch die Plattform-Anbieter wie YouTube auf den Trend reagiert und bieten Werbetreibenden immer bessere Möglichkeiten an, um Zielgruppen via Video-Spot im Netz zu erreichen. Dieser langfristigen Entwicklung wird sich auch ProSiebenSat.1 nicht entziehen können. Die Frage ist nur, ob das Unternehmen mit seinen Videoportalen MyVideo und Maxdome ausreichend vorbereitet ist und das schrumpfende TV-Werbegeschäft auffangen kann...

Kurzportrait

Die in Unterföhring bei München ansässige ProSiebenSat.1 Media AG gilt als einer der führenden Medienkonzerne in Europa. Das Unternehmen ist zudem das größte Free-TV-Unternehmen in Deutschland.

Hierfür betreibt das Unternehmen die Sender-Marken Sat.1, ProSieben, Kabel eins und N24 in Deutschland. Die Sender finanzieren sich mehrheitlich über Werbeschaltung zwischen Serien und Spielfilmen. Das Werbefinanzierte Free-TV-Geschäft bildet daher auch das Kerngeschäft des Unternehmens.

Jedoch ist die Mediengruppe nicht nur in Deutschland aktiv. Auch in den Niederlanden betreibt ProSiebenSat.1 mit Veronica, Net 5 und SBS 6 eigene TV-Sender. In Belgien ist der Medienkonzern über die Sender Belgien VT 4 und Vijf TV vertreten, während das Unternehmen in Schweden die Sender Kanal 5 und Kanal 9 betreibt. In Norwegen ist ProSiebenSat.1 mit den Sendern TV Norge und FEM am Start, während man in Dänemark die Sender Kanal 4, Kanal 5 und SBS Net betreibt. Auch in Osteuropa ist man mit den TV2 (Ungarn) und mit Prima TV und Kiss TV (Rumänien) aktiv. Mitte 2007 hatte sich ProSiebenSat.1 in Europa durch die Übernahme der SBS Broadcasting Group für 3,3 Mrd. Euro noch mal verstärkt. Ende 2008 hatte sich ProSiebenSat.1 von seinem Pay-TV-Sender C More getrennt.

Insgesamt operiert ProSiebenSat.1 aus dem Geschäftsbereich Free-TV und Diversifikation heraus, der wiederum in drei Geschäftsbereiche Free-TV in Deutschland, Free-TV International und Diversifikation gegliedert ist.

In den vergangenen Jahren expandierte ProSiebenSat.1 zunehmend ins World Wide Web. So betreibt das Unternehmen mit den Video-Portalen Maxdome und MyVideo populäre Internet-Angebote im deutschsprachigen Raum. Bereits im Jahr 2006 kaufte die Sendergruppe die Solute GmbH, welche die Preissuchmaschine Billiger.de betreibt. Zudem übernahm ProSiebenSat.1 das Frauen-Portal Fem.com. Neben Fem.com betreibt ProSiebenSat.1 noch die Webseiten Wer-Weis-Was.de, Wetter.com und Oktoberfest.de. Im Frühjahr 2008 übernahm der Sender zudem die Mehrheit an dem Online-Netzwerk Lokalisten.de. Im Herbst 2008 folgte schließlich die Übernahme der Social-Newsseite Webnews.de.

Zahlen

In 2008 steigerte ProSiebenSat.1 den Umsatz um 13 Prozent von 2,70 Mrd. Euro auf nun 3,05 Mrd. Euro; ein Großteil dessen ist allerdings auf die erstmals ganzjährige Konsolidierung der übernommenen SBS zurück zu führen. Der Umsatzanteil der SBS bezifferte sich für 2008 auf 1,076 Mrd. Euro (Juli-Dezember 2007: 547 Mio. Euro). Verglichen mit den Pro-forma-Zahlen von 2007 (Konsolidierung von SBS seit Januar 2007) ergibt sich damit ein Umsatzminus von 5,7 Prozent.

Meldung gespeichert unter: Free-TV, ProSiebenSat.1 Media, Hintergrundberichte, Medien

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