Oracle sieht sich oben auf - Akquisitionsstrategie geht auf

Donnerstag, 23. September 2010 um 12:53
Oracle Logo

(IT-Times) - Der US-Datenbankhersteller Oracle konnte im jüngsten Quartal mit einem kräftigen Umsatzwachstum aufwarten und die Erlöse gegenüber dem Vorjahr um nahezu die Hälfte steigern - die Übernahme von Sun Microsystems machts möglich.

Während manche Kunden und Marktbeobachter bisweilen skeptisch die Schachzüge von Oracle-Chef Larry Ellison in den vergangenen Jahren verfolgten, sieht sich der Top-Manager mit seiner aggressiven Expansionspolitik auf den richtigen Weg. In den vergangenen fünf Jahren hatte Oracle (Nasdaq: ORCL, WKN: 871460) nicht weniger als 66 Firmen übernommen. Ziel dieser Strategie ist es, aus vielen Einzelteilen ein komplettes System zu bauen, so Ellison im Rahmen einer Keynote-Rede.

Vorbild Apple - Hardware und Software aus einer Hand


Vorbild ist dabei Apple mit seinem iPhone- und iPad-Produkten. Der Mac-Hersteller hat eine Hardware konzipiert, die mit der Software perfekt zusammenarbeitet. Kommen Hardware und die Software aus einer Hand, ist das ganze Produkt besser, so das Kalkül des Oracle-Gründers. Diese Vision will Oracle nunmehr auch im Datenbankmarkt umsetzen. Als Beispiel nennt der Oracle-Lenker die neue Exadata X2-8 Datenbank sowie die Exalogic Elastic Cloud Lösung.

Analysten wie aus dem Hause Jefferies & Co sind optimistisch, dass die Oracle-Strategie aufgeht. Mit Hilfe der neuen Exadata Maschine könne Oracle das Hardwaregeschäft verdoppeln und die Margen in diesem Geschäft langfristig auf 60 Prozent heben, glaubt man bei Jefferies. Die Analysten verweisen dabei auf die Exadata-Auftragspipeline, die sich bereits auf 1,5 Mrd. US-Dollar summiert.

Oracle will SAP bei In-Memory-Technologien herausfordern


Aber nicht nur auf diesem Gebiet will Oracle Konkurrenten wie SAP das Leben schwer machen. Während der Erzrivale SAP bereits im Frühjahr mit der High Performance Analytics Appliance (HANA) die Möglichkeiten superschneller In-Memory-Technologien aufzeigte, will auch Oracle in diesem Markt eine führende Rolle spielen.

Der In-Memory-Technologie wird eine Schlüsselrolle bei der nächsten Datenbankgeneration zugedacht, können dadurch viele Millionen Datensätze in Sekundenbruchteilen ausgewertet werden. Aus diesem Grunde will Oracle dem deutschen Rivalen zuvorkommen und ein entsprechendes Produkt noch vor SAP auf den Markt bringen.

Bei SAP sieht man den Vorstoß von Oracle gelassen. Die Walldorfer verweisen dabei auf vorhandene Lösungen wie den SAP Business Objects Explorer, sowie SAP BusinessByDesign, die bereits In-Memory-Funktionen beinhalten - zudem soll HANA im November auf den Markt kommen.

Dennoch gibt sich Oracle-Vordenker Ellison zuversichtlich. Nachdem man SAP im Middleware-Bereich geschlagen habe, will man SAP auch in Sachen Datenbanken in die Schranken weisen…

Kurzportrait

Die im Jahre 1977 gegründete und in Redwood City/Kalifornien ansässige Oracle galt in der Vergangenheit als klassischer Datenbankspezialist. Inzwischen operiert Oracle von drei wesentlichen Geschäftsbereichen heraus: Software, Hardware Systeme und Services. Über das Softwaregeschäft erwirtschaftet Oracle nach wie vor den Großteil seiner Umsatzerlöse.

Mit dem neuen Datenbank- und Anwendungsserver 11g will Oracle verstärkt auf verteiltes Rechnen und Cloud Computing setzen. Darüber hinaus expandierte Oracle auch in die Bereiche elektronische Beschaffungssysteme, Customer Relationship Management (CRM) und Business Intelligence (BI). Der Bereich Supply Chain Management bildet eine Ergänzung zu den bisherigen Datenbank- und Anwendungslösungen aus dem Hause Oracle.

Neben dem Datenbankgeschäft bietet Oracle weitere Systemsoftware in Form von Serversoftware an. Der Visionäre Oracle-Chef Larry Ellison hält nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an dem Softwarehaus, welches nach Microsoft und IBM als drittgrößter Softwarehersteller der Welt gilt.

Nach einer 18-monatigen Übernahmeschlacht übernahm Oracle im Januar 2005 den US-Softwarespezialisten PeopleSoft. Wenige Monate später folgte die Übernahme des kleineren Rivalen Retek. Gleichzeitig übernahm Oracle den Sicherheitsspezialisten Oblix und TimesTen. Später kaufte Oracle den finnischen Open Source Spezialisten Innobase OY, sowie den Logistikspezialisten G-Log. Ende 2005 folgte der Zukauf der beiden Sicherheitsspezialisten Thor Technologies, OctetString sowie die Übernahme des führenden Kunden-Management-Softwarehersteller Siebel Systems. Anfang 2006 übernahm Oracle den Softwarenanbieter 360Commerce und den Open Source Spezialisten Sleeypcat.

Mitte 2006 schloss Oracle die Übernahme von Portal Software ab. Gleichzeitig erhöhte Oracle seine Beteiligung an der indischen i-flex auf inzwischen über 80 Prozent. Anfang 2007 kaufte Oracle dann den Business Intelligence Spezialisten Hyperion Solutions. Wenige Monate später folgte dann die Übernahme von Agile Software. Anschließend wurden mit Bharosa, Netsure Telecom, Bridgestream, LogicalApps, Interlace Systems und Moniforce weitere Firmen hinzugekauft. Nach der Übernahme von BEA Systems, kaufte Oracle in 2008 mit Skywire, Global Knowledge Software, ClearApp, Advanced Visual Technology und Primavera weitere Firmen auf. Auch in 2009 setzte Oracle seine Einkaufstour weiter fort und schluckte die Unternehmen mValent, Relsys sowie Virtual Iron Software und übernahm zudem Sun Microsystems für 7,4 Mrd. Dollar. Mitte 2009 kaufte Oracle GoldenGate Software. Auch in 2010 blieb Oracle weiter auf Einkaufstour und übernahm mit Silver Creek Systems, AmberPoint, PhaseForward, eServGlobal und Secerno weitere Unternehmen.

Mit der Einheit OracleMobile.com will der Datenbankspezialist insbesondere den Mobilfunkbereich erschließen. Mobile Geschäftslösungen und Services rund um das Handy sollen das bestehende Oracle-Angebot ergänzen. In 2007 stieg Oracle mit Oracle VM auch in den Virtualisierungsmarkt ein.

Zahlen


Für das vergangene Augustquartal meldet Oracle (Nasdaq: ORCL, WKN: 871460) einen Umsatzsprung auf 7,50 Mrd. US-Dollar, was einem Zuwachs von 48 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das starke Wachstum erklärt sich zum Teil durch die Übernahme des Server- und Unix-Spezialisten Sun Microsystems.

Der Nettogewinn kletterte im vergangenen Quartal auf 1,35 Mrd. US-Dollar oder 27 US-Cent je Aktie, nach einem Profit von 1,12 Mrd. Dollar oder 22 US-Cent je Aktie in der Vorjahresperiode. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Oracle einen Nettogewinn von 42 US-Cent je Aktie verbuchen und damit die Markterwartungen der Analysten übertreffen.

Meldung gespeichert unter: Oracle, Hintergrundberichte, Hardware, Software

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