Nokias Zukunft wird bei Netzwerk- und Location-basierte Services gesehen

Mobilfunk, Netzwerk und Services

Freitag, 5. Juli 2013 um 13:53
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(IT-Times) - Nachdem der finnische Mobilfunkspezialist Nokia auch die restlichen 50 Prozent der Anteile an dem Netzwerk-Venture Nokia Siemens Networks (NSN) übernommen hat, rätseln Anleger und Analysten wohin die Reise beim einst führenden Mobiltelefonanbieter geht.

Nokia erhält NSN zum Schnäppchenpreis
Grundsätzlich bewerten viele Analysten die Transaktion für Nokia (WKN: 870737) zunächst positiv, hatten Analysten wie der Deutschen Bank mit einem höheren Kaufpreis in Höhe von 3,2 Mrd. Euro gerechnet. Tatsächlich musste Nokia aber nur 1,7 Mrd. Euro für den Anteil auf den Tisch legen, der noch nicht im Besitz des Unternehmens war.

Sollte es Nokia durch Skaleneffekte gelingen, die Gewinnmargen bei NSN weiter zu steigern, dürfte der Wert der Netzwerksparte weiter klettern. Analysten aus dem Hause Nomura Equity Research taxieren allein den Wert von NSN auf rund 6,6 Mrd. Euro.

NSN-Zukauf bringt Stabilität
Das US-Investmenthaus JPMorgan erachtet den Zukauf ebenfalls als positiv und sieht den Wert der Nokia-Aktie bei bis zu 5,96 Euro je Stück, wie der Branchendienst ValueWalk mit Verweis auf eine Analystenstudie berichtet. Die US-Banker verweisen dabei auf den stabilen Cashflow, den die Netzwerksparte generiert. Dies dürfte weitere Stabilität in den Konzern bringen.

Denkbar scheint nunmehr auch der gänzliche Verkauf der Handy- bzw. Smartphone-Sparte, auch wenn die Gespräche mit dem Partner Microsoft zunächst gescheitert sind. Kann Nokia weitere Fortschritte im Smartphone-Bereich vorweisen und Marktanteile hinzugewinnen, dürfte der Windows-Hersteller eher bereit sein, dass Risiko einer Übernahme zu stemmen.

Kauft Nokia das Mobile-Geschäft von Alcatel-Lucent?
Bei einem Verkauf der Handy-Sparte (Devices) dürfte sich Nokia wieder vermehrt auf das Geschäft mit Netzwerk- und Location-basierte Services konzentrieren. In diesem Fall wäre eine Stärkung von NSN in Nordamerika denkbar, in dem das Unternehmen das Mobile-Geschäft von Alcatel-Lucent in Übersee übernimmt.

Ein solcher Deal dürfte Nokia allerdings nochmals 2,0 bis 2,8 Mrd. Euro kosten, schätzen die Analysten bei Nomura Equity Research. Nachdem Zukauf könnte Nokia einen Börsengang seiner NSN-Sparte anstreben, um zusätzliche Gelder für eine weitere Expansion und Stärkung seiner NSN-Sparte aufzunehmen.

In jedem Fall sehen Marktbeobachter derzeit für das Handy- bzw. Smartphone-Geschäft von Nokia im Zuge der geringen Traktion nur wenig Überlebenschancen, zumal Android-Telefone auch im Billig-Segment zunehmend auf dem Vormarsch sind. Noch warten Anleger darauf, wie Nokia dieses Dilemma lösen will.

Kurzportrait

Die im Jahre 1865 gegründete und im finnischen Espoo ansässige Nokia stellte nach seiner Gründung ursprünglich Papier her. In den späteren Jahren machte sich Nokia als Hersteller von Gummistiefeln einen Namen. Erst im Jahre 1960 wandte sich Nokia den modernen Kommunikationstechniken zu. In den 80er Jahren stellte das Unternehmen dann elektronische Komponenten und ganze Computer her. Im Jahre 1987 folgte schließlich mit der Entwicklung von Mobilfunktelefonen der Durchbruch und der Beginn einer neuen Ära. Heute besitzt das Unternehmen mehr als 30.000 Patente im Mobilfunkbereich.

Das Unternehmen ist heute in drei wesentliche Kerngeschäftsbereiche unterteilt: Devices and Services, Navteq und der Netzwerksparte (Nokia Siemens Networks).

Nokia erregte in den vergangenen Jahren auch Aufmerksamkeit durch seine Expansion im Netzwerkbereich und entsprechende Firmenzukäufe. So kaufte Nokia unter anderem den GPS- und Kartenspezialisten Navteq im Rahmen einer Milliardentransaktion. Mitte 2008 kaufte Nokia auch die restlichen Anteile an dem britischen Mobile-Softwarehersteller Symbian. Daneben wurde auch die Übernahme des Softwarespezialisten Trolltech erfolgreich abgeschlossen. Mitte 2010 übernahm NSN die Netzwerkausrüstungssparte von Motorola. Mitte 2011 trennte sich Nokia von seiner Operator Branded Messaging-Sparte (OBM).

Gleichzeitig verkaufte NSN seine Breitband-Festnetzsparte. Mitte 2012 trennte sich Nokia von seiner Luxus-Marke Vertu. Gleichzeitig wurde der Imaging-Spezialisten Scalado übernommen. Im Herbst 2012 verkaufte Nokia ein Patentportfolio bestehend aus 500 Patenten und Patentanträgen an Vringo. Zudem wurde Ende 2012 der Kartenspezialist earthmine übernommen. Ende 2012 brachte Nokia seinen eigenen digitalen Kartenservice Here.net an den Start. Mitte 2013 kaufte Nokia auch die restlichen 50 Prozent der Anteile an Nokia Siemens Networks (NSN) von Siemens für 1,7 Mrd. Euro.

Mit seiner eigenen Internet-Plattform Ovi will Nokia im weltweiten Datennetz stärker Fuß fassen. Anfang 2011 schloss Nokia eine Kooperation mit Microsoft, womit Windows Phone zur Hauptplattform im Smartphone-Bereich aufsteigen soll. In diesem Bereich hofft Nokia mit seinen Windows Phone-basierten Lumia-Modellen auf einen Durchbruch.

Zahlen

Der Umsatz von Nokia ging im ersten Quartal 2013 verglichen mit dem Vorjahresquartal um 20 Prozent auf einen Wert von 5,85 Mrd. Euro zurück. Das operative Ergebnis (EBIT), das im ersten Quartal 2012 noch bei minus 1,34 Mrd. Euro lag, erreichte nun einen Wert von minus 150 Mio. Euro. Somit wurde pro Aktie ein Ergebnis von minus 0,07 Euro erwirtschaftet (Vorjahr: minus 0,25 Euro). Der Cash-Flow aus operativer Tätigkeit verbesserte sich von minus 590 Mio. Euro auf plus 206 Mio. Euro.

Meldung gespeichert unter: Nokia, Hintergrundberichte, Telekommunikation

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