Nokia kämpft mit zwei Baustellen

Freitag, 16. Oktober 2009 um 13:57
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(IT-Times) - Finnlands Mobilfunkgigant Nokia (NYSE: NOK, WKN: 870737) musste im vergangenen dritten Quartal erstmals seit 16 Jahren einen Verlust ausweisen. Neben hohen Abschreibungen in der Netzwerksparte, machten dem Unternehmen auch Marktanteilsverluste im Smartphone-Geschäft zu schaffen.

Netzwerksparte leidet unter Konkurrenzdruck


Besonders unter Druck steht jedoch die gemeinsam mit Siemens betriebene Netzwerksparte Nokia Siemens Networks. Hier musste Nokia Abschreibungen in Höhe von 908 Mio. Euro vornehmen. Nokia selbst führt die hohen Abschreibungen auf den intensiven Wettbewerb in der Netzwerkbranche zurück.

Marktbeobachter verweisen insbesondere auf die Billig-Konkurrenz aus China. Insbesondere ZTE und Huawei machen Nokia in diesem Bereich Marktanteile streitig. Eine kurzfristige Besserung scheint nicht in Sicht. Die Finnen gehen allerdings offenbar selbst davon aus, dass man mittelfristig weiter Marktanteile an die Konkurrenz aus China verlieren wird - daraufhin deuten zumindest die sehr hohen Abschreibungen hin.

Nokia verliert im Smartphone-Markt an Boden


Daneben tut sich Nokia auch im boomenden Smartphone-Markt gegen die aufstrebende Konkurrenz in Form von Research In Motion (BlackBerry) und Apple (iPhone) weiterhin schwer. Das Nokia-Flagschiffprodukt N97 verkauft sich zwar gut, aber nicht überragend. Im Septemberquartal setzte Nokia 1,8 Mio. N97-Modelle ab, im Vergleich hierzu konnte Apple bereits nach drei Verkaufstagen mehr als eine Mio. iPhone 3GS-Handys absetzen.

Die Schwäche wirkte sich dann auch unmittelbar auf die Marktanteile aus. Während Nokia im Handy-Markt insgesamt seinen Marktanteil von rund 38 Prozent behaupten konnte, verlor das Unternehmen im Smartphone-Markt weiter an Boden. Hier sank Nokias Marktanteil von 41 Prozent im zweiten Quartal auf nur noch 35 Prozent im dritten Quartal. Der Misserfolg ist für Nokia ein herber Rückschlag, wird in diesem Segment mit hochpreisigen Modellen das meiste Geld verdient.

Zwar will Nokia im vierten Quartal nachlegen und Lieferengpässe im Zusammenhang mit Smartphone-Komponenten beheben, doch gleichzeitig sieht sich Nokia im vierten Quartal einer ganzen Armada von neuen Android-Smartphones gegenüber, die ebenfalls pünktlich zum diesjährigen Weihnachtsgeschäft in die Regale kommen sollen…

Kurzportrait

Die im Jahre 1865 gegründete und im finnischen Espoo ansässige Nokia Oyj stellte nach seiner Gründung ursprünglich Papier her. In den späteren Jahren machte sich Nokia als Hersteller von Gummistiefeln einen Namen. Erst im Jahre 1960 wandte sich Nokia den modernen Kommunikationstechniken zu. In den 80er Jahren stellte das Unternehmen dann elektronische Komponenten und ganze Computer her. Im Jahre 1987 folgte schließlich mit der Entwicklung von Mobilfunktelefonen der Durchbruch und der Beginn einer neuen Ära.

Nokia entwickelte damals das erste Mobilfunktelefon, mit dem Ziel auf Basis des GSM-Netzes ein globales mobiles Kommunikationsnetz in Europa zu schaffen. Heute ist Nokia der weltweit führende Handy-Hersteller. Das Unternehmen ist heute in drei wesentliche Kerngeschäftsbereiche unterteilt: Mobile Devices, Enterprise Solutions und der Netzwerksparte (Nokia Siemens Networks).

Nokia erregte in den vergangenen Jahren auch Aufmerksamkeit durch seine Expansion im Netzwerkbereich. So erwarb der finnische Technologiekonzern in den vergangenen Jahren Beteiligungen an amerikanischen Netzwerkfirmen wie Ipsilon Networks, Aircom International, Rooftop Communications, Ramp Networks und F5 Networks. Später übernahm Nokia den Softwarespezialisten Eizel Technologies. Im Jahr 2004 kaufte Nokia Lizenzen und Technologien der Freescale-Tochter Metrowerks. Im Februar übernahm Nokia schließlich den Mobilfunksoftwareanbieter Intellisync Corporation. Im Jahr 2007 schluckte Nokia den mobilen Marketingspezialisten Enpocket. Anschließend kaufte Nokia den GPS- und Kartenspezialisten Navteq im Rahmen einer Milliardentransaktion. Ende 2007 schloss man die Übernahme der Internettauschbörse Avvenu ab. Mitte 2008 kaufte Nokia auch die restlichen Anteile an dem britischen Mobile-Softwarehersteller Symbian. Gleichzeitig übernahm Nokia den Social-Networking-Anbieter Plazes. Daneben wurde auch die Übernahme des Softwarespezialisten Trolltech erfolgreich abgeschlossen.

Gemeinsam mit der Siemens AG betreibt Nokia das 50:50 Joint Venture Nokia Siemens Networks. Gemeinsam mit Texas Instruments und STMicroelectronics will Nokia in Konkurrenz zu Qualcomm treten und den neuentwickelten CDMA-Standard CDMA 2000 1X vermarkten. Mit seiner eigenen Internet-Plattform Ovi will Nokia im weltweiten Datennetz stärker Fuß fassen.

Zahlen

Nokia musste im dritten Quartal 2009 einen Umsatzrückgang hinnehmen. Nach 12,23 Mrd. Euro im 2008 wurden nun noch 9,81 Mrd. Euro erzielt. Davon entfielen 6,91 Mrd. Euro auf die Sparte Devices and Services, weitere 166 Mio. Euro wurden durch Navteq umgesetzt. Im Vorjahr lagen diese Kennzahlen bei 8,6 Mrd. bzw. bei 157 Mio. Euro. Nokia Siemens Networks trug 2,76 Mrd. Euro zum Umsatz bei (2008: 3,5 Mrd. Euro).

Nokia meldete einen Bruttogewinn von 3,06 Mrd. Euro nach 4,35 Mrd. Euro im Vorjahresquartal. Das operative Ergebnis rutschte allerdings mit minus 426 Mio. Euro in die roten Zahlen (2008: plus 1,46 Mrd. Euro). Auch beim Nettoergebnis sah Nokia rot: Aus plus 1,05 Mrd. Euro in 2008 wurden nun minus 913 Mio. Euro. Entsprechend verringerte sich auch das Ergebnis je Aktie von plus 29 Cent auf minus 15 Cent. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Nokia einen Gewinn von 17 Cent je Aktie erwirtschaften - Analysten hatten an dieser Stelle im Schnitt mit einem Plus von 14 Cent je Aktie gerechnet.

Hinsichtlich der Verkaufszahlen von Mobiltelefonen präsentierten sich die verschiedenen Märkte für Nokia im dritten Quartal 2009 durchwachsen. In Europa wurden in 2009 insgesamt 27,1 Millionen Geräte abgesetzt, im dritten Quartal 2008 lag diese Zahl bei 27,4 Millionen. Auf den Mittleren Osten und Afrika entfiel ein Absatz von 19,6 Millionen Telefonen (2008: 21,5 Millionen). Die Region Greater China verzeichnete 18,5 Millionen verkaufte Handsets, auf den restlichen Raum Asian-Pazifik entfielen weitere 30,5 Millionen Geräte.

Markt und Wettbewerb

In den vergangenen Quartalen sank der Weltmarktanteil von Nokia kontinuierlich, wobei die Finnen zuletzt ihren Marktanteil bei 38 Prozent stabilisieren konnten. Damit blieben die Finnen weiter Marktführer vor Rivalen wie Samsung, Motorola, Sony Ericsson und LG.

Meldung gespeichert unter: Nokia, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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