Netflix gönnt sich Atempause - 60 bis 90 Millionen US-Abonnenten im Visier

TV- und Video-Streaming

Mittwoch, 24. Juli 2013 um 13:23
Netflix

(IT-Times) - Netflix-Aktionäre und Investoren zeigten sich vom jüngsten Zahlenwerk etwas enttäuscht. Obwohl der amerikanische TV- und Video-Streaming-Anbieter einmal mehr die Gewinnerwartungen der Analysten übertreffen konnte, gaben Netflix-Aktien um mehr als vier Prozent nach.

Abozahlen in den USA hinter den Erwartungen


Enttäuscht waren Marktteilnehmer insbesondere von den Neukundenzahlen. Netflix (Nasdaq: NFLX, WKN: 552484) konnte in den USA „nur“ 630.000 neue Abonnenten hinzugewinnen. An der Wall Street hatte man im Zuge des Erfolgs von Eigenproduktionen wie „House of Cards“ und „Arrested Development“ im Schnitt mit 700.000 neuen Kunden gerechnet.

Allerdings verweisen Analysten auch auf den starken Lauf von Netflix-Aktien, wodurch bereits viele positive Nachrichten eingepreist sind. So legten Netflix-Aktien in diesem Jahr bereits um mehr als 180 Prozent zu, in den vergangenen 12 Monaten kletterten die Papiere um mehr als 215 Prozent.

Die Mehrheit der Analysten sieht in der aktuellen Konsolidierung nur eine Atempause. Führende Brokerhäuser wie Goldman Sachs und JP Morgan Chase rechnen damit, dass der Netflix-Aktienkurs bald auf 280 bis 290 US-Dollar klettern wird.

2 Mrd. US-Dollar für Inhalte - Netflix schließt Preiserhöhungen aus


Die Analysten verweisen dabei auf die Bestrebungen von Netflix, seine eigenen Inhalte aufzubauen. Dies habe in den letzten Quartalen geholfen, eine breite Zuschauerzahl zu gewinnen, so der Tenor. Netflix gibt derzeit zwei Mrd. US-Dollar jährlich für Inhalte aus. Diese Kosten werden auch in Zukunft weiter steigen, räumt Netflix CEO Reed Hastings ein.

Trotz der steigenden Content-Kosten sieht der Netflix-Chef derzeit keine Notwendigkeit, die Preise weiter anzuheben. Netflix-Kunden zahlen derzeit rund acht US-Dollar im Monat für den Streaming-Zugang. Bei rund 38 Millionen Abonnenten streicht Netflix derzeit genügend Geld ein, um die Inhalte bezahlen zu können, so der Netflix-Chef.

Auslandsgeschäft verzeichnet starkes Wachstum


Während das US-Geschäft zuletzt langsamer wuchs, verzeichnet Netflix international ein starkes Wachstum, so Hastings. Im Quartalsverlauf kamen im Ausland 610.000 neue Kunden hinzu, wodurch sich die internationale Kundenbasis auf 7,8 Millionen Abonnenten summiert.

Das internationale Geschäft ist zwar noch defizitär, allerdings sinken die Verluste mit steigender Kundenbasis. Analysten sehen daher gute Chancen für weiter steigende Gewinnmargen bei Netflix, zumal der Streaming-TV-Anbieter noch Ende 2013 in den Niederlanden an den Start gehen will und auch im Inland nach wie vor ehrgeizige Ziele verfolgt. So will Netflix langfristig zwischen 60 bis 90 Millionen Abonnenten in den USA betreuen.

Kurzportrait

Gegründet im Jahre 1998, gilt Netflix heute als weltweit führender Online-DVD-Verleihservice für private Konsumenten. Das im kalifornischen Los Gatos ansässige Unternehmen betreute zuletzt rund 38 Millionen registrierte Kunden, welche aus einer DVD-Datenbank bestehend aus über 100.000 Filmtiteln wählen können. Der Kombi-Service aus DVD-Verleih- und Streaming-Service kostet 16 US-Dollar im Monat. Der Streaming only Service ist für 7,99 US-Dollar im Monat verfügbar, gleiches gilt für den DVD-only Service.

Dabei stehen verschiedene Kategorien, von Actionfilme, bis Komödien, Erotik und Thriller zur Auswahl. Auch Nischenangebote, wie Naturfilme und Gesundheitsratgeber hat Netflix im Angebot. Das Geschäftsmodell von Netflix funktioniert denkbar einfach. Die bestellten DVDs treffen innerhalb von ein bis drei Tagen bei der angegebenen Lieferadresse ein. Der Kunde kann die DVDs solange behalten wie er will und zahlt keinen Versäumniszuschlag oder dergleichen. Der Kunde kann dabei permanent maximal drei DVDs im Haus behalten. Erst wenn der Kunde eine DVD zurückgibt, sendet Netflix die nächste DVD auf dem Wunschzettel an den Kunden.

Insgesamt betreibt Netflix über 18 Vertriebszentren darunter in Atlanta, Boston, Dallas, Denver, Detroit, Fort Lauderdale, Houston, Los Angeles, Minneapolis, New York, Newark, Phoenix, Philadelphia, San Jose, Stamford, Seattle und Washington. Im Frühjahr 2005 übernahm Netflix die Kundenbasis des Mitbewerbers Walmart.com, nachdem der US-Einzelhändler aus dem DVD-Verleihgeschäft weitgehend ausstieg. Anfang 2007 rief Netflix seinen Online-Download-Service „Watch Now“ ins Leben, der kostenlos im Monatsabo enthalten ist. Seit September 2011 ist Netflix offiziell in Lateinamerika an den Start gegangen und nunmehr in 43 Ländern Lateinamerikas mit seinem Streaming-Service aktiv. Seit Anfang 2012 ist Netflix auch in England und Irland mit seinem Streaming-Service am Start. Im Herbst 2012 ging Netflix auch in Skandinavien an den Start.

Seinen Stammkunden bietet Netflix darüber hinaus durch seinen Datenbankservice CineMatch einen zusätzlichen Service an. Der Kunde kann für Filme ein entsprechendes Rating abgeben, so dass die Software automatisch andere mit dem gleichen Thema verwandte Streifen empfiehlt. Gleichzeitig hat Netflix nach eigenen Angaben ständig aktuelle Hollywood-Produktionen im Angebot. Der Großinvestor Carl Icahn sicherte sich in 2012 rund zehn Prozent der Anteile an Netflix.

Zahlen

Netflix konnte im vergangenen zweiten Quartal 2013 rund 630.000 neue Abonnenten allein in den USA hinzugewinnen. Insbesondere die neue Comedy „Arrested Development“ sorgte für einen Zulauf an neuen Kunden. Allerdings hatte man an der Wall Street damit gerechnet, dass Netflix im zweiten Quartal rund 700.000 neue Streaming-Kunden gewinnen kann.

Für das vergangene Juniquartal meldet Netflix einen Umsatz von 1,07 Mrd. US-Dollar, ein Zuwachs von 20 Prozent gegenüber Einnahmen von 889 Mio. Dollar im Jahr vorher. Der Nettogewinn kletterte dabei auf 29 Mio. Dollar oder 49 US-Cent je Aktie, nach einem Profit von 6,0 Mio. Dollar im Jahr vorher. Mit den vorgelegten Zahlen konnte Netflix die Markterwartungen der Analysten übertreffen, die zuvor mit einem Nettogewinn von 40 US-Cent je Aktie gerechnet hatten.

Meldung gespeichert unter: IPTV (Internet TV), Netflix, Hintergrundberichte, Internet, Medien

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