Chinas Online-Spielemarkt boomt - doch ohne Perfect World

Donnerstag, 30. August 2012 um 14:04
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(IT-Times) - Chinas führender Online-Spielentwickler Perfect World steckt in der Krise. Das im Ausland bislang erfolgreichste chinesische Entwicklerstudio kämpft seit mehreren Quartalen mit rückläufigen Umsätzen und Spielerzahlen. Zwar boomt der chinesische Online-Spielemarkt nach wie vor, doch Perfect World konnte davon zuletzt nicht mehr so richtig profitieren.

Der Grund: Perfect World hat seit geraumer Zeit keinen neuen Spielehit auf den Markt etablieren können. Das letzte Online-Game, das 2D-Spiel "Heaven Sword & Dragon Saber" floppte. Auch der kommende Titel "Return of the Condor Heroes" ist ebenfalls ein 2D-Spiel und verspricht keine großen Umsatzsprünge. Der Open-Beta-Test für das neue Online-Game soll am 20. September starten.

Co-CEO soll Effizienzen heben


Um die Effektivität im Unternehmen zu erhöhen, hat Perfect World (Nasdaq: PWRD, WKN: A0MWMP) Robert Hong Xiao in die Firmenspitze berufen. Der bisherige Chief Operating Officer wird sich künftig mit Firmenchef Michael Chi den CEO-Posten teilen. Chi wird weiterhin Chairman bleiben und sich verstärkt auf strategische Entscheidungen im Unternehmen konzentrieren. Xiao soll vornehmlich für mehr Effizienz im operativen Bereich sorgen. Handlungsbedarf ist bei Perfect World auch erforderlich, weisen die aktuellen Nutzer- bzw. Spielerzahlen nach unten. Vor allem etwas ältere Online-Spiele wie "Legend of Martial Arts" und "Battle of Immortals" verloren zuletzt Spieler. Die durchschnittliche Zahl der Online-Spieler (ACU) sank im zweiten Quartal 2012 auf 739.000, nachdem im ersten Quartal 2012 noch 804.000 Spieler online waren. Perfect World führt die rückläufigen Spielerzahlen nicht zuletzt auf eine Anti-Cheating-Offensive zurück, wodurch Betrügereien im Spiel verhindert werden sollen.

Daneben hat sich auch die Wettbewerbssituation im Markt deutlich verschärft. Immer mehr 3D-Spiele kommen auf den chinesischen Online-Markt, Spieler erwarten immer mehr Features und hochwertigere 3D-Spiele.

Pipeline verspricht neue Hit-Spiele


Doch trotz der enormen Konkurrenz glauben Analysten wie Citi-Analyst Muzhi Li weiter an Perfect World und empfehlen den Wert mit einem Kursziel von 20 US-Dollar zum Kauf. Li verweist dabei unter anderem auf die vielversprechende Spiele-Pipeline von Perfect World. Das 3D-Game "Saint Seiya" soll im zweiten Quartal 2013 auf den Markt kommen, der Marktstart des vermeindlichen Blockbusters "Swordsman" ist für das zweite oder dritte Quartal 2013 geplant. Daneben hat Perfect World jüngst mit "Legend of Condor Heroes" einen weiteren 3D-Titel enthüllt, der wohl im zweiten Halbjahr 2013 auf den Markt kommen soll. Der aus den Cryptic Studios stammende 3D-Titel "Neverwinter" dürfte wohl im zweiten Quartal 2013 auf den Markt kommen.

Insgesamt gilt der chinesische Online-Spielemarkt nach wie vor als Wachstumsmarkt, nachdem sich die Zahl der Online-Spieler im ersten Halbjahr 2012 auf über 300 Millionen verdoppelt haben. Die Marktforscher aus dem Hause Niko Partners schätzen, dass allein im chinesischen Online-Spielemarkt in 2012 rund 6,1 Mrd. US-Dollar umgesetzt werden. Im Jahr 2014 könnte der Online-Games-Markt in China sogar die Marke von 8,0 Mrd. Dollar überschreiten, glauben die Berater aus dem Hause Pearl Research. Davon will auch Perfect World wieder stärker profitieren.

Kurzportrait

Die in Beijing ansässige Perfect World gilt als eines der jüngsten, aber erfolgreichsten Entwicklerstudios in China. Das Unternehmen wurde erst im Juni 2006 gegründet, gehört aber inzwischen zu den Top-5 Entwicklerstudios im Reich der Mitte.

Das Unternehmen hat sich dabei auf die Entwicklung so genannter Massiver Online-Rollenspiele (MMORPGs) konzentriert und hat derzeit insgesamt sieben Online-Rollenspiele am Start: "Perfect World", "Legend of Martial Arts", "Perfect World II", "Forsaken World" und "Zhu Xian 2" und "Chi Bi" sowie "Pocketpet Journey West" und "Battle of the Immortals". Mit "Hot Dance Party" ist das Unternehmen mit einem Casual-Game vertreten.

Die von Perfect World entwickelten Online-Spiele basieren auf dem free-to-play Geschäftsmodell. Dies bedeutet, dass Basisfunktionen des Spiels grundsätzlich kostenlos zur Verfügung stehen, Spieler können sich jedoch zusätzliche Waffen und andere virtuelle Gegenstände hinzukaufen. Zu diesem Zweck vermarktet das Unternehmen entsprechende Game-Karten über ein Netz von mehr als 27 Vertriebspartnern.

Im Frühjahr 2008 beteiligte sich Perfect World mit 20 Prozent an dem chinesischen Entwicklerstudio Chengdu Seasky Digital Entertainment. Daneben erwarb Perfect World Vermögenswerte der taiwanschen InterServ. Zudem erhöhte Perfect World seine Beteiligung an der Beijing Perfect World Cultural Communication Co (PW Cultural) auf 89 Prozent. Im März 2009 gründete das Unternehmen die US-Tochter Perfect World Interactive Entertainment Co (PW USA). Mit Perfect Star Co betreibt das Unternehmen eine weitere Tochterfirma.

Anfang 2010 gründete Perfect World eine neue Tochter in Europa, um das europäische Online-Spielegeschäft zu erschließen. Gleichzeitig übernahm Perfect World seinen japanischen Kooperationspartner und Online-Spielespezialisten C&C Media Co. Darüber hinaus erhöhte Perfect World seine Beteiligung an dem chinesischen Web-Game Entwickler Chengdu Ye Net Science and Technology Development auf 80 Prozent. Ferner erwarb Perfect World die Mehrheit am US-Entwicklerstudio Runic Entertainment (Torchlight). Über seine Einheit Beijing Perfect World Cultural Communication Co (PW Cultural) erwarb Perfect World Mitte 2010 die Mehrheit an der chinesischen TV-Produktionsfirma Beijing Xinbaoyuan Movie & TV Investment Co für rund 110 Mio. RMB. Weitere 82,3 Mio. RMB wurden in die chinesische Beijing Xinbaoyuan Movie & TV Investment Co investiert. Mitte 2011 trennte sich Perfect World von seinem Filmgeschäft und verkaufte die Einheit für 360 Mio. Renminbi (RMB). In 2011 wurde zudem die Übernahme der amerikanischen Cryptic Studios (Startrek Online etc.) erfolgreich abgeschlossen. Im November gründete Perfect World ein Joint Venture (NGL Co) mit Nexon Korea, um Online-Spiele in Korea zu vermarkten.

Zahlen

Im zweiten Quartal 2012 wies Perfect World einen Umsatz von 676,4 Mio. Renminbi (RMB) (106,5 Mio. US-Dollar) aus, der somit gegenüber 779,6 Mio. RMB in 2011 deutlich rückläufig war. Das operative Ergebnis fiel von 320,4 Mio. RMB auf 155,2 Mio. RMB.

Meldung gespeichert unter: Perfect World, Hintergrundberichte, Spiele und Konsolen

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