Deutsche Telekom sieht sich auch im neuen Jahr großen Herausforderungen gegenüber - TAL und LTE im Mittelpunkt

Montag, 3. Januar 2011 um 12:52
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(IT-Times) - Die Aktien der Deutsche Telekom AG (WKN: 555750) bereiteten den Aktionären im vergangenen Jahr nur wenig Freude. Der Aktienkurs dümpelt seit Monaten in einer engen Spanne rund um die Marke von 10 Euro dahin. Marktbeobachter und Analysten bemängeln fehlende Impulse, die für neues Wachstum sorgen könnten.

Hintergrund sind nicht nur sinkende Umsätze, sondern auch die niedrigere Profitabilität bzw. Rentabilität im Vergleich zu den zwei großen Wettbewerbern Telefonica und Vodafone. Auch im neuen Jahr 2011 dürfte sich daran nur wenig ändern - der Grund: Die Telekom sieht sich weiter steigenden Kosten, bei sinkenden Preisen gegenüber.

VATM und Wettbewerber fordern niedrigeren TAL-Preis


Wettbewerber wie auch Verbände fordern eine schnelle Absenkung des TAL-Preises durch die Telekom, um den Breitbandausbau voranzutreiben. Die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) bezeichnet die "Letzte Meile" zwischen Vermittlungsstelle und Hausanschluss dar, um die es seit Jahren Gerangel gibt.

Der TAL-Preis in Deutschland ist mit 10,20 Euro der Vierhöchste in Deutschland, während der Preis im EU-Durchschnitt für die Weiterleitung bei 6,67 Euro liegt, rechnet der Telekom-Verband VATM vor. Diese Vergünstigungen taxiert das WIK (Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste) auf mindestens zwei Mrd. Euro, die de facto der Telekom zu Gute kommen - damit könnte bald Schluss sein, wenn das Bundesverwaltungsgericht im März eine positive Entscheidung für den Wettbewerb bzw. Verbraucher fällt.

Telekom sieht sich hohen Investitionskosten für LTE-Ausbau gegenüber


Für die Telekom bleibt damit nur die Flucht nach vorn, um mit anderen Serviceangeboten und der Expansion ins Ausland neue Einnahmequellen zu erschließen. Für frischen Wind könnte dabei die vierte Generation der Mobilfunknetze (LTE) sorgen. Bereits im Dezember 2010 hatte die Telekom weitere LTE-Standorte in Betrieb genommen, wobei die kommerzielle Vermarktung des Angebots im April 2011 starten soll. Der Tarif Call & Surf Comfort via Funk soll für 39,95 Euro monatlich zu haben sein und einen Festnetz-Anschluss beinhalten.

Mit neuen LTE-Tarifen könnten Mobilfunknetzbetreiber bis 2015 ein Umsatzvolumen von fünf bis sechs Mrd. Euro in Deutschland generieren, glauben die Strategie-Berater von Booz & Company. Das 4G-Mobilfunknetz soll bereits bis 2015 etwa 80 Prozent der Bevölkerung mit mobilen Internetzugang mit Bandbreiten von bis zu 100 MBit pro Sekunde versorgen.

Doch bis die Telekom aus der LTE-Technik einen Nutzen bzw. größere Umsätze erwarten kann, sind zunächst umfangreiche Investitionen erforderlich. Nachdem die Mobilfunknetzbetreiber bereits über vier Mrd. Dollar für die Ersteigerung entsprechender Frequenzen ausgegeben haben, seien in den nächsten vier Jahren nochmals Investitionen von bis zu vier Mrd. Euro erforderlich, um einen flächendeckenden Aufbau des LTE-Netzes zu gewährleisten, schätzen die Berater aus dem Hause Booz & Company?

Kurzportrait


Die Deutsche Telekom AG ist Europas größtes Telekommunikationsunternehmen. Der Konzern ist in die Sparten T-Mobile (Mobilfunk), T-Com (Festnetz und Internet) sowie T-Systems (Geschäftskunden) gegliedert. Über T-Home bietet die Telekom Breitbandangebote für Privatkunden an. Zum Portfolio des Unternehmens gehören Mobilfunkdienstleistungen aller Art, die Bereitstellung von Festnetz- und Internetzugängen sowie der Wiederverkauf von Internetzugängen (Wholesale).

Das Geschäftsfeld T-Systems ist auf mittelständische, große und internationale agierende Geschäftskunden ausgerichtet, wobei auch IT-Dienstleistungen erbracht werden. Zudem bietet die Telekom über das neue VDSL-Hochgeschwindigkeitsnetz auch Internetfernsehen und terrestrisches Fernsehen an. Im Markt für günstige DSL-Anschlüsse ist das Unternehmen durch die Tochter Congstar vertreten.

Die Deutsche Telekom AG ist aus der Telekommunikationssparte der Deutschen Bundespost hervorgegangen. Anfang 1995 erfolgte die Umwandlung in eine AG, im November 1996 der Börsengang. In der Folgezeit wurde die internationale Expansion vorangetrieben, Schwerpunkte waren Ost- und Südosteuropa. Aber auch in Asien erwarb man einige Beteiligungen, die bis 2003 jedoch wieder allesamt abgestoßen wurden. Der Kapitalarm der Telekom, T-Venture, gehört zu den größten Kapitalgebern in Europa. T-Venture investiert in junge wachstumsstarke Unternehmen, die Synergien für die Telekom-Sparten T-Com, T-Systems, oder T-Mobile versprechen.

Eine der spektakulärsten Transaktionen war die Übernahme des US-Mobilfunknetzbetreibers Voicestream Wireless für rund 40 Mrd. US-Dollar im Jahr 2001, der unter dem Namen T-Mobile USA mit aufgegangen ist. Im Herbst 2007 verstärkte sich die Telekom in den Niederlanden und erwarb den niederländischen Mobilfunker Orange Niederlande. Zudem verstärkte die Telekom seine Präsenz in den USA durch die Übernahme der amerikanischen SunCom Wireless. Daneben wurde das Immobilien-Portal ImmobilienScout24 vollständig übernommen. Damit gehört die gesamte Scout24-Gruppe zum Magenda-Konzern: Autoscout24, Friendscout24, Local24 und Jobs.de.

Anfang 2008 expandierte die Telekom in Griechenland beteiligte sich mit 20 Prozent an der Hellenic Telecom (OTE) für 2,5 Mrd - inzwischen wurde der Anteil auf 30 Prozent erhöht. Gleichzeitig trennte sich die DTAG von seiner Immobilien-Tochter DeTeImmobilien und verkaufte die Einheit an Strabag. Im Herbst 2009 gab die Telekom die Gründung eines Joint Ventures mit Orange UK bekannt. Die Telekom will seine britische Tochter T-Mobile UK in das Venture einbringen, wodurch das Unternehmen zum Mobilfunk-Marktführer in Großbritannien aufsteigt. In Ungarn ist die Telekom über die Tochter Magyar Telekom aktiv. Ende 2010 übernahm die Deutsche Telekom den polnischen Mobilfunker Polska Telefonia Cyfrowa vollständig, nachdem die Telekom bislang 49 Prozent der Anteile hielt.

Über die IT-Einheit T-Systems übernahm die Telekom das Hosting-Geschäft der SAP AG in Europa. Bereits im Vorfeld kaufte T-Systems den Schweizer SAP-Dienstleister Logica. Kooperationspartner sind unter anderem Apple (Vertrieb des iPhones), BT, EnBW, sowie der FC Bayern (Sponsoring), Microsoft und Yahoo. Das TV-Kabelnetz wurde in den vergangenen Jahren sukzessive abgestoßen. Heute hält der Bund direkt und indirekt noch rund 30 Prozent an dem Unternehmen.

Zahlen


Die Umsatzerlöse der Deutschen Telekom gaben von 16,26 Mrd. Euro im dritten Quartal 2009 auf 15,6 Mrd. Euro im dritten Quartal 2010 nach. Dies entspricht einem Rückgang um 4,1 Prozent. Vor allem das Inlandsgeschäft musste mit einem Minus von 5,8 Prozent auf 6,78 Mrd. Euro Federn lassen. Mit 8,82 Mrd. Euro lagen die Umsatzerlöse der Deutschen Telekom AG im Ausland um 2,9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Rückläufig entwickelten sich dabei vor allem die Umsätze in Europa, die um 19,5 Prozent auf 4,12 Mrd. Euro sackten. Verantwortlich dafür war vor allem die Entkonsolidierung des britischen Tochterunternehmens T-Mobile UK. Zuwächse verbuchte hingegen der Markt in den USA. Der dortige Umsatzbeitrag erhöhte sich um 10,2 Prozent auf 4,14 Mrd. Euro.

Meldung gespeichert unter: Deutsche Telekom, Hintergrundberichte, Telekommunikation

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