Deutsche Telekom mit dem Rücken zur Wand

Mittwoch, 1. April 2009 um 13:23
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(IT-Times) - Die Deutsche Telekom AG (WKN: 555750) muss erneut einen Rückschlag hinnehmen. Die Bundesnetzagentur hatte am Vortag den Antrag der Deutschen Telekom im Bezug auf die Preise für die Überlassung der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) abgelehnt und stattdessen einen niedrigeren Preis festgesetzt. Statt der erhofften 12,90 Euro werden die Wettbewerber die „letzte Meile“ für 10,20 Euro im Monat anmieten können. Die Festsetzung gilt zunächst für die nächsten zwei Jahre.

Die Telekom droht zwar damit, angesichts der Entscheidung den Breitbandausbau im ländlichen Raum zu stoppen, allerdings steht das Unternehmen mit dieser Haltung ziemlich alleine da. Zum einen dürfte der Druck von Seiten der Politiker auf die Telekom zunehmen, schließlich ist der Breitbandausbau im ländlichen Raum eines der Hauptziele der jetzigen Regierung. Da im Herbst Neuwahlen sind, wird sich die Regierung hier keine Blöße geben, zumal der Bund auch gleichzeitig größter Aktionär bei der Telekom ist.

Zum anderen schadet sich die Telekom mit dem Verhalten selbst, da man potentielle Kunden weiter warten lässt. Inzwischen werden von mittelständischen Firmen via WLAN Breitbandzugangsdienste angeboten, die durchaus preislich mit dem DSL via Satellit-Angebot der Telekom konkurrieren können.

Skype setzt Telekom unter Druck


Auch an anderer Stelle droht der Telekom Ungemach. Der Internet-Telefoniespezialist Skype hat einen Vorstoß gestartet, um mit seiner ohnehin schon sehr populären Software auch die Handys zu erobern. Künftig soll es die VoIP-Software auch für das iPhone und dem BlackBerry geben. Der Telekom sind diese Pläne naturgemäß ein Dorn im Auge, würde dem Unternehmen dadurch ein Teil seiner Geschäftsgrundlage entzogen. Hintergrund ist der Umstand, dass Telefonate über Skype weitgehend kostenlos sind, wenn am anderen Ende ebenfalls ein Skype-Anwender das Gespräch entgegen nimmt.

Auch hier will sich die Telekom nach einem Bericht der Wirtschaftswoche quer stellen und Skype auf iPhones und BlackBerrys blockieren. Ein Aufschrei der Nutzer ist vorprogrammiert und dürfte einmal mehr das Image des rosa Riesen ramponieren. Auch bleibt offen wie lange Hersteller wie Apple und RIM dem Treiben der Telekom zusehen werden, sollten wichtige Anwendungen auf den Geräten nur eingeschränkt verfügbar sein. Denn die Zukunft der Telekommunikation wird IP-basiert sein, unabhängig davon ob es der Telekom passt oder nicht.

Durch die Standardisierung des IP Multimedia Subsystems (IMS) werden Anwender künftig ganz unabhängig vom jeweiligen Netzanbieter und Gerät miteinander kommunizieren können, glaubt Ericsson-Manager Frank Henschke, der in der Schweiz den Geschäftsbereich Netzwerklösungen leitet. Dabei wird es künftig auch keine Rolle mehr spielen, ob der Anwender über WLAN, mobiles Internet (HSPA oder LTE), DSL-, Kabel- oder über einen Glasfaseranschluss mit dem Internet verbunden ist, so Henschke.

Kurzportrait


Die Deutsche Telekom AG ist Europas größtes Telekommunikationsunternehmen. Der Konzern ist in die Sparten T-Mobile (Mobilfunk), T-Com (Festnetz und Internet) sowie T-Systems (Geschäftskunden) gegliedert. Über T-Home bietet die Telekom Breitbandangebote für Privatkunden an. Zum Portfolio des Unternehmens gehören Mobilfunkdienstleistungen aller Art, die Bereitstellung von Festnetz- und Internetzugängen sowie der Wiederverkauf von Internetzugängen (Wholesale). Das Geschäftsfeld T-Systems ist auf mittelständische, große und internationale agierende Geschäftskunden ausgerichtet, wobei auch IT-Dienstleistungen erbracht werden. Zudem bietet die Telekom über das neue VDSL-Hochgeschwindigkeitsnetz auch Internetfernsehen und terrestrisches Fernsehen an. Im Markt für günstige DSL-Anschlüsse ist das Unternehmen durch die Tochter Congstar vertreten.

Die Deutsche Telekom AG ist aus der Telekommunikationssparte der Deutschen Bundespost hervorgegangen. Anfang 1995 erfolgte die Umwandlung in eine AG, im November 1996 der Börsengang. In der Folgezeit wurde die internationale Expansion vorangetrieben, Schwerpunkte waren Ost- und Südosteuropa. Aber auch in Asien erwarb man einige Beteiligungen, die bis 2003 jedoch wieder allesamt abgestoßen wurden.

Der Kapitalarm der Telekom, T-Venture gehört zu den größten Kapitalgebern in Europa. T-Venture investiert in junge wachstumsstarke Unternehmen, die Synergien für die Telekom-Sparten T-Com, T-Systems, oder T-Mobile versprechen.

Eine der spektakulärsten Transaktionen war die Übernahme des US-Mobilfunknetzbetreibers Voicestream Wireless für rund 40 Mrd. US-Dollar im Jahr 2001, welches unter dem Namen T-Mobile USA mit aufgegangen ist. Im Herbst 2007 verstärkte sich die Telekom in den Niederlanden und erwarb für 1,33 Mrd. Euro den niederländischen Mobilfunker Orange Niederlande. Zudem verstärkte die Telekom seine Präsenz in den USA durch die Übernahme der amerikanischen SunCom Wireless. Daneben wurde das Immobilien-Portal ImmobilienScout24 vollständig übernommen. Damit gehört die gesamte Scout24-Gruppe zum Magenda-Konzern: Autoscout24, Friendscout24, Local24 und Jobs.de. Anfang 2008 expandierte Telekom in Griechenland beteiligte sich mit 20 Prozent ander Hellenic Telecom (OTE) für 2,5 Mrd. Gleichzeitig trennte sich die DTAG im Herbst 200 von seiner Immobilien-Tochter DeTeImmobilien und verkaufte die Einheit an Strabag.

Kooperationspartner sind unter anderem Apple (exklusiver Vertrieb des iPhones in Deutschland), BT, EnBW, sowie der FC Bayern (Sponsoring), Microsoft und Yahoo. Das TV-Kabelnetz wurde in den vergangenen Jahren sukzessive abgestoßen. Heute hält der Bund direkt und indirekt noch rund 30 Prozent an dem Unternehmen.

Zahlen


Die Deutsche Telekom erwirtschaftete im vierten Quartal 2008 einen Umsatz in Höhe von 16,1 Mrd. Euro. Im Vergleichszeitraum 2007 hatte das Unternehmen 15,79 Mrd. Euro Umsatz erzielt. Vom Umsatz wurden im Jahr 2008 rund 7,29 Mrd. Euro im Inland erzielt.

Damit entfielen im vierten Quartal 2008 8,82 Mrd. Euro des Umsatzes auf das Auslandsgeschäft. Das EBITDA konnte ebenfalls verbessert werden: Nach 2,6 Mrd. Euro aus dem vierten Quartal 2007 betrug das EBITDA aktuell 3,6 Mrd. Euro. (bereinigt um Sondereinflüsse ergibt sich für das vierte Quartal 2008 ein EBITDA von 4,66 Mrd. Euro im Vergleich zu 4,61 Mrd. Euro in 2007).

Das Ergebnis vor Ertragssteuern lag aktuell bei einem Minus in Höhe von 695 Mio. Euro. (Vergleichswert 2007: Minus 1,05 Mrd. Euro). Bereinigt wies die Deutsche Telekom allerdings ein Ergebnis vor Steuern von 1,25 Mrd. Euro im vierten Quartal 2008 und 1,08 Mrd. Euro in 2007 aus. Damit erzielte das Unternehmen einen Konzernüberschuss von bereinigt 861 Mio. Euro im vierten Quartal 2008. Unbereinigt lagen die Werte allerdings bei einem Minus on Höhe von 730 Mio. Euro im vierten Quartal 2008 und einem Verlust von 750 Mio. Euro in 2007.

Meldung gespeichert unter: Telekommunikationsnetzbetreiber (Carrier), Deutsche Telekom, Hintergrundberichte, Telekommunikation

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