Conergy kämpft ums Überleben

Mittwoch, 11. März 2009 um 12:55
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(IT-Times) Der Hamburger Solarspezialist Conergy AG (WKN: 604002) kämpft inzwischen ums Überleben. Obwohl Conergy nach einem harten Sanierungskurs aus dem Solarthermie- und Biokraftstoff-Geschäft ausgestiegen war, wies das Unternehmen mit 252 Mio. Euro einen noch höheren Jahresfehlbetrag aus, als im Jahr vorher.

Conergy führt die Misere unter anderem auf den anhaltenden Preisverfall bei Solarmodulen zurück, die zu erheblichen Sonderbelastungen im jüngsten Quartal geführt hatten. Doch auch im fortlaufenden Geschäft entstand in 2008 trotz Umsatzsteigerungen ein Verlust von 199 Mio. Euro.

Preise für Solarmodule könnten um bis zu 40 Prozent fallen


Zwar rechnet Conergy in 2009 mit deutlich weniger Sonderbelastungen, der Preisverfall bei Solarmodulen dürfte aber auch in 2009 weitergehen, wie die jüngsten Marktbewegungen am Spot-Markt zeigen. Die Industrieanalysen aus dem Hause New Energy Finance rechnen damit, dass die Preise für Solarmodule bis Jahresende 2009 um bis zu 40 Prozent einbrechen könnten.

Hintergrund sind dramatische Überkapazitäten im Silizium-Markt, wie man sie bislang nur vom Markt für Speicherchips kannte. Lag der Preis für ein Kilogramm Polysilizium im Sommer 2008 noch bei 400 US-Dollar, ist der Preis inzwischen auf 30 bis 40 Dollar pro Kilogramm eingebrochen. Experten rechnen im Zuge der anhaltenden Wirtschafts- und Finanzkrise mit einem weiteren Rückgang.

Für Conergy ist diese Entwicklung doppelt bitter. Die integrierte Zell- und Modulefabrik in Frankfurt/Oder dürfte somit kaum in der Lage sein, profitabel zu produzieren. Auch eine Ausgliederung des Geschäfts scheiterte, nachdem sich der südkoreanische Investor LG Electronics zuletzt zurückzog. Neue Verhandlungen gibt es derzeit nicht, so Conergy-Vorstand Dieter Ammer. Damit bleibt Conergy wohl weiter auf den Verlusten sitzen.

Kampf um Subventionsmilliarden


Die Rettung sieht Conergy im US-Markt für Solarenergie, nachdem die neue US-Regierung rund um Barack Obama ein Förderprogramm im Volumen von 150 Mrd. US-Dollar für grüne Energien aufgelegt hat. Allerdings ist der Wettbewerb um die US-Subventionsmilliarden groß, wobei sich das Programm erst in den kommenden Jahren positiv auf die Solarbranche auswirken dürfte, wenn die ersten Projekte realisiert sind.

Dies könnte für Conergy bereits zu spät sein, nachdem die liquiden Mittel zum Jahresende 2008 trotz Kapitalerhöhung geschrumpft sind und auch im ersten Quartal voraussichtlich ein Verlust zu erwarten ist…

Kurzportrait

Das Solarunternehmen Conergy wurde im Jahr 1998 durch den ehemaligen Vorstand Hans-Martin Rüter gegründet und ist ein voll integrierter Solarkonzern, der sowohl Solar-Wafer, Solarzellen und Solarmodule im eigenen Haus produziert und weltweit vertreibt. Das Unternehmen hat sich dabei auf die Installation, Projektierung und Produktion von Solarsystemen und anderen Erneuerbare Energien spezialisiert. Schwerpunkt ist jedoch der Vertrieb von Photovoltaik-Produkten.

Zum Produktportfolio von Conergy gehören nicht nur Solarmodule, sondern auch Nachführsysteme, Befestigungssysteme, (SunTopp III) für Aufdachsysteme, sowie String-Wechselrichter (Conergy IPG Serie) als auch Zentral- und Insel-Wechselrichter. Daneben bietet Conergy auch ein entsprechendes Anlagenüberwachungssystem (Conergy SunReader und Conergy SmartControl) an, welches den reibungslosen Betrieb der installierten Solaranlage sorgen soll.

Heute ist Conergy mit seinem Geschäft in 20 Ländern auf fünf Kontinenten aktiv. Insgesamt operiert Conergy von zwei Hauptgeschäftssegmenten heraus. Während die Conergy Solarsysteme produziert, installiert und projektiert, bietet die Tochter Epuron GmbH (vormals voltwerk AG) Projektentwicklung und die Finanzierung von erneuerbaren Energieprojekte an. Epuron unterzeichnete in 2008 eine Joint Venture Vereinbarung mit der australischen Macquarie Capital Group, über die Finanzierung eines Windkraftprojektes mit einer Leistung von 1.000 Megawatt.

Seine Wafer, Solarzellen und Solarmodule produziert Conergy an seinem neuen Produktionsstandort in Frankfurt an der Oder. Den Vertrieb hat das Unternehmen im Jahr 2008 neu strukturiert und die beiden Geschäftseinheiten für Unernehmen (Conergy) und Privatkunden (SunTechnics) miteinander verschmolzen. Insgesamt zählt das Conergy-Vertriebsnetz mehr als 100 Installationsbetriebe, die mit dem Solarspezialisten zusammenarbeiten.

Nachdem das Unternehmen in 2007 in finanzielle Schieflage geriet, versucht das Unternehmen durch eine Kapitalerhöhung wieder auf die Erfolgsstraße zurückzukehren, nachdem sich das Unternehmen durch eine zu starke Expansion verhoben hatte.

Zahlen

Im Jahr 2008 hat Conergy nach vorläufigen Berechnungen einen Umsatz von rund einer Mrd. Euro erwirtschaftet. Das ist eine Steigerung um rund 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als noch 719 Mio. Euro erzielt worden waren. Allerdings konnte das Unternehmen das EBIT nicht wie geplant verbessern. Zwar wurde der Verlust etwas eingeschränkt, die Erwartungen wurden jedoch nicht erreicht, da die Belastungen durch das vierte Quartal zu hoch gewesen wären, erklärte Conergy: So lag das EBIT aktuell bei einem Minus von 158 Mio. Euro, während im Jahr 2007 noch ein Minus von 213 Mio. Euro ausgewiesen wurde.

In dem Wert für 2008 sind Sondereffekte sowie sonstige einmalige Aufwendungen in Höhe von 118 Mio. Euro enthalten. Diese Aufwendungen sind nach Angaben Conergys zum großen Teil durch die Finanzkrise hervorgerufen. Rund 81 Mio. waren allein im vierten Quartal 2008 angefallen. Im fortzuführenden Geschäft schrieb Conergy einen Jahresverlust von 199 Mio. Euro. Das Minus hatte im Vorjahr bei 213 Mio. Euro gelegen. Inklusive der aufgegebenen Geschäftsbereiche lag der Jahresfehlbetrag sogar bei 252 Mio. Euro, in 2007 waren dies 248 Mio. Euro.

Meldung gespeichert unter: Conergy, Hintergrundberichte, Solartechnik

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