Bei Mobile TeleSystems rollt der Rubel nicht mehr

Dienstag, 9. Dezember 2008 um 12:31
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(IT-Times) Russland steckt tief in der Finanzkrise und mitten drin Russlands Mobilfunkmarktführer Mobile TeleSystems (NYSE: MBT, WKN: 501757). Schon im vergangenen dritten Quartal musste MTS trotz steigender Erlöse einen Gewinneinbruch um mehr als 21 Prozent hinnehmen. Hintergrund war unter anderem der schwache Rubel, der in den vergangenen Monaten zunehmend unter Druck geriet.

Bereits Ende Oktober machten Gerüchte über eine radikale Abwertung des Rubels die Runde. Bürger fürchten zunehmend um ihre Ersparnisse und tauschen die russische Währung gegen US-Dollar ein. Erinnerungen an die große Rubel-Entwertung im Jahr 1998 werden wach.

Trotz der boomenden Mobilfunkindustrie ist Russland immer noch stark abhängig von seiner Erdgas- und Ölindustrie und damit vom Ölpreis. Liegt dieser unter dem Niveau von 70 bis 80 US-Dollar, rückt das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts in weite Ferne. Experten rechnen daher, dass die russische Währung in den nächsten Monaten weiter nachgeben wird.

MTS will auf Rubel umschulden


MTS hat diese Entwicklung bereits erkannt und versucht gegenzusteuern. Das Unternehmen will seine Dollar-Schulden durch die Ausgabe von Rubel-Bonds umschulden, um damit Währungsverlusten aus dem Weg zu gehen. Wenngleich das Unternehmen sein Währungsrisiko damit verringern kann, dürfte MTS durch die jetzige Wirtschafts- und Finanzkrise in Russland trotzdem betroffen sein.

Durch die Petro-Dollars, die infolge des Ölpreis-Booms in den vergangenen zwei Jahren ins Land flossen, konnten Privatverbraucher mehr in den Konsum investieren. Dieser Trend hat sich durch die Rubelschwäche inzwischen umgekehrt. Das Einkaufen wird für russische Bürger dank der Rubelabwertung teurer. Die Folge: Konsumenten könnten beim Telefonieren weit mehr sparen und weniger mobile Datendienste nutzen, als MTS lieb ist.

iPhone-Absatz stockt


Erste Ausläufer dieser Auswirkungen zeigten sich bereits im November. Im Oktober hatte sich MTS noch über den Verkaufsstart des iPhone 3Gs in Russland gefreut. Allerdings verkauft sich das Apple-Handy bei weitem nicht so gut, wie erhofft. Marktbeobachter hatten bis Jahresende in Russland mit 150.000 verkauften iPhones gerechnet, ein Ziel, dass sich nach den jüngsten Beobachtungen nicht realisieren lässt. Wie die russische Pravda berichtet, wurden bis Anfang November erst 30.000 iPhones in Russland abgesetzt…

Kurzportrait

Die im Jahre 1993 gegründete und in Moskau ansässige Mobile TeleSystems (MTS) gilt heute mit mehr als 85 Mio. Mobilfunkkunden als größter Mobilfunkanbieter Osteuropas. Das Unternehmen betreut über seine Marken MTS und Jeans nicht nur Kunden in Russlands Metropolen, sondern inzwischen auch in Weißrussland, in Sibirien, Usbekistan, in der Ukraine und in Turkmenistan.

Zurletzt hielt MTS Mobilfunklizenzen in 84 Regionen Russlands. Damit erreicht MTS mit seinen GSM-Lizenzen mehr als 142 Mio. Einwohner. Frühzeitig expandierte MTS in die nicht so dicht besiedelten Regionen des Landes und baute damit seine marktführende Stellung in den letzten Jahren vor allem durch zahlreiche Übernahmen aus. So kaufte MTS allein seit 1998 mehr als ein Dutzend kleinerer Mobilfunkanbieter auf. So übernahm MTS unter anderem die lokalen Mobilfunkspezialisten Digital Network of Udmurtia, Uzdunrobita, Primtelefon, sowie Astrakhan Mobile, Uraltel und Volgograd Mobile und Sibintertelecom. Auch ist das Unternehmen durch die Übernahme von Ukrainian Mobile Communications (UMC) auch in der Ukraine vertreten und bietet über seine Tochter Mobile TeleSystems LLC (49%ige Beteiligung) in Weißrussland entsprechende Mobilfunkdienste an. Im Jahr 2005 kaufte sich MTS dann in Turkmenistan durch die mehrheitliche Übernahme von Barash Communications Technologies ein. Ende 2005 wurden dann auch die verbleibenden 46,1 Prozent der Anteile an dem russischen Mobilfunkspezialisten ReCom übernommen. Gleichzeitig kaufte sich MTS in Kirgistan ein und übernahm mit 51 Prozent die Mehrheit an dem Mobilfunkspezialisten Bitel. Im Gegenzug trennte sich das Unternehmen von seinem 50%igen Anteil an dem kasachischen Mobilfunkbetreiber OOO Telekom-Servis. Mitte 2006 wurden 75 Prozent der Anteile an Dagtelecom übernommen. Ende 2007 kaufte MTS dann den Mobilfunkspezialisten Bashcell auf.

Für Geschäftskunden stellt das Unternehmen auch darüber hinaus gehende Dienstleistungen, wie den Aufbau von Datennetzwerken, Internetanbindung als auch Videokonferenzsysteme zur Verfügung. Als Hauptaktionäre fungieren die industrielle Holdingfirma Sistema, welche 52,8 Prozent der Anteile an MTS hält.

Zahlen

Für das vergangene dritte Quartal 2008 meldete MTS einen Umsatzanstieg um 27 Prozent auf 2,81 Mrd. US-Dollar. Der Nettogewinn schrumpfte allerdings um 21,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 515,6 Mio. Dollar, nachdem MTS im Vorjahr noch einen Nettogewinn von 654,7 Mio. Dollar umsetzen konnte.

Pro Aktie verdiente MTS 1,35 Dollar je Anteil, womit MTS leicht hinter den Schätzungen der Analysten (1,38 Dollar je Aktie) zurückblieb. MTS erklärt den Rückgang insbesondere mit Währungsverschiebungen. Insbesondere der schwache Rubel hätte dem Unternehmen zugesetzt.

Die Schulden des Unternehmens bestehen zum Großteil in US-Dollar. So summierte sich die Verschuldung zum Quartalsende auf 3,2 Mrd. US-Dollar, wobei 100 Mio. Dollar bis zum Jahresende zurückgezahlt werden sollen. MTS will künftig Dollar-Schulden durch Rubel ersetzen und hat im Oktober hierfür bereits eine Rubel-Bond in Höhe von 20 Mrd. Rubel (728,1 Mio. Dollar) begeben.

Meldung gespeichert unter: Mobile TeleSystems OJSC (MTS), Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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