Baldas Zukunft trotz schwarzer Zahlen ungewiss

Freitag, 8. Mai 2009 um 13:09
Balda

(IT-Times) Der Handyausrüster Balda AG (WKN: 521510) konnte zwar das vergangene erste Quartal 2009 mit einem positiven Quartalsergebnis abschließen, doch über den Berg ist der angeschlagene Handyzulieferer damit noch lange nicht.

Hintergrund ist die schwierige Lage auf den weltweiten Mobilfunkmärkten. So erwartet Balda auch im laufenden Jahr rückläufige Erlöse, nachdem die Nachfrage nach Mobiltelefonen in diesem Jahr schwach bleiben dürfte. Dennoch will Balda auf Jahressicht schwarze Zahlen schreiben. Dies ist auch notwendig, um die Verschuldung des Konzerns dauerhaft zurückzuführen.

Um wieder Fahrt in Sachen Wachstum aufzunehmen, will Balda in den nächsten Monaten weitere Vertriebsbüros in Japan (Tokio) und in Südkorea (Seoul) eröffnen. Ob dies allein schon ausreicht, um neue Kunden bzw. aussichtsreiche Projekte zu gewinnen, bleibt abzuwarten. Noch immer ist Balda stark von wenigen Hauptkunden abhängig. Einer der größten Balda-Kunden kämpft derzeit mit großen Problemen. Der fünftgrößte Mobilfunkhersteller Sony Ericsson zeichnete zuletzt für mehr als 35 Prozent der Balda-Umsätze verantwortlich, so die Analysten bei SES Research.

Hauptkunde Sony Ericsson vor dem Aus?


Doch vor allem Sony Ericsson zählte zuletzt den Hauptverlierern am Mobilfunkmarkt. Laut ABI Research schrumpfte der Marktanteil von Sony Ericsson im ersten Quartal nur noch auf 5,6 Prozent. Das japanisch-schwedische Duo hat sich vor allem auf teure Foto- und Kamera-Handys konzentriert, ein Marktsegment das durch den Konjunktureinbruch besonders gelitten hat. So musste Sony Ericsson im ersten Quartal dann auch einen Verlust von 293 Mio. Euro ausweisen. Die anhaltende Verlustserie scheint den Handy-Hersteller nunmehr in existenzielle Nöte zu bringen. Wie die Financial Times berichtet, fehlen Sony Ericsson nahezu 1,3 Mrd. US-Dollar bis zum Ende des Jahres.

Zwar sicherte Ericsson im Vormonat noch zu, dass man wenn nötig, weiteres Geld in das angeschlagene Joint Venture pumpen werde, auf der anderen Seite fasst der schwedische Telekomausrüster bereits einen möglichen Abschied ins Auge. Ericsson-Chef Carl-Henric Svanberg sieht Sony als logischen Käufer für den 50%igen Anteil, den Ericsson an dem Joint Venture hält. Die Zukunft von Sony Ericsson erscheint damit mehr als ungewiss, zumal auch Sony mit der schwachen Konjunktur zu kämpfen hat.

Für Balda sind dies wenig erfreuliche Nachrichten. Auch die Ankündigung von Sony Ericsson, bis Mitte 2010 rund 400 Mio. Euro einsparen zu wollen, dürfte eher wie eine Drohung klingen. Und sollten sich Sony und Ericsson am Ende gar für einen Ausstieg aus dem Mobilfunkmarkt entschließen, würde dies Balda aufgrund der hohen Abhängigkeit mit besonderer Härte treffen…

Kurzportrait

1908 wurde Balda in Dresden gegründet und stellte zu jener Zeit Kameras her. 1985 wurde die Produktion nach China verlagert. 1994 erfolgt eine strategische Neuausrichtung, die auch heute noch Bestand hat. Das Unternehmen setzt sich seitdem aus den fünf Sparten Infocom, Health Care, Cosmetics, Electronic Devices und Household zusammen. 1999 kam es zur Erstnotierung der neu gegründeten Balda AG am Neuen Markt, heute ist die Gesellschaft im Nebenwerteindex S-Dax gelistet.

Filetstück des Konzerns ist die Infocom-Sparte. Hier werden sämtliche Kunststoff- Komponenten eines Mobiltelefons hergestellt. Ende 2007 trennte sich Balda allerdings von seinem europäischen Infocom-Geschäft. Die Gesellschaft beschränkt sich dabei nicht nur auf die Produktion. Im Auftrag von Kunden wie Alcatel, Motorola, Nokia, Sagem, Sony Ericsson sowie einiger lokaler chinesischer Hersteller werden auch Schalenmodelle sowie eigene Produktionsmethoden- und Anlagen entwickelt.

Zuletzt hat sich Balda einer Neuausrichtung verschrieben. So will das Unternehmen weg vom Geschäft mit Handy-Schalen und sich stärker auf den Geschäftsbereich Touch konzentrieren. Zum Stichtag 31. Dezember 2007 wurden die Balda Solutions Deutschland GmbH sowie die Balda Werkzeugbau GmbH, sowie die Balda Solutions Hungaria Kft. (Ungarn) an die KS Plastic Solutions GmbH verkauft. Insgesamt soll die Produktion soll mehr und mehr nach Asien verlagert werden. So beliefert Balda heute schon den iPhone-Hersteller Apple mit entsprechenden Touch-Displays. Fünf weitere Fertigungswerke werden in Malaysia, Brasilien, Deutschland und Ungarn unterhalten. Allerdings verkaufte Balda im September 2008 einen Teil seiner Beteiligung an dem chinesischen Spezialisten TPK, womit sich die Beteiligung von Balda an TPK auf 38 Prozent reduziert. Im Gegenzug übernahm Balda sämtliche Anteile am Gemeinschaftsunternehmen Balda Lumberg Deutschland GmbH & Co. KG.

Während die größte Sparte Infocom weiterhin den größten Umsatzbeitrag liefert, wurde das Geschäft in den letzten Jahren umgebaut und durch die Sparten Health Care, Cosmetics, Electronic Devices und Household ergänzt. Auch Rahmen für Autoradios und veredelte Türgriffe wurden zuletzt noch hergestellt. Zu den Kunden gehören hier beispielsweise Audi, Daimler Chrysler, Saab, Volkswagen, Becker, Blaupunkt, Bosch und Philips.

Eine weitere wichtige Sparte, die zunehmend in den Mittelpunkt rücken soll, ist die Einheit Balda Medical. Hier besteht eine Konzentration auf das Branchensegment Diagnostik und den Pharma- und Kosmetikteilbereich (Inhalationsgeräte). Zielgruppen dieser Produkte sind Diabetes- und Asthmapatienten.

Zahlen

Meldung gespeichert unter: Balda, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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