Amazon.com: Investitionsphase drückt aufs Gewinnwachstum - Markteintritt in Indien

Donnerstag, 2. Februar 2012 um 13:49
Amazon Unternehmenslogo

(IT-Times) - Der Online-Händler Amazon.com enttäuschte zuletzt mit schwachen Umsatzzahlen und einem Gewinneinbruch. Kurzfristig befindet sich Amazon.com in einer Investmentphase, die kurzfristig auf die Gewinne drücken wird.

Amazon.com hatte zuletzt kräftig in den Ausbau seiner Vertriebszentren in den USA investiert, um damit Lieferzeiten zu verkürzen und den Kundenservice zu verbessern. Im Dezember gab das Unternehmen den Bau von zwei neuen Vertriebszentren in Virginia und Tennessee bekannt - Kostenspunkt: 270 Mio. Dollar. Insgesamt sollen zu den bereits bestehenden 52 Abwicklungszentren 17 neue Bearbeitungszentren hinzukommen.

Amazon.com geht mit Junglee in Indien an den Start


Auch das internationale Geschäft soll weiter ausgebaut werden. So gab Amazon.com den Markteintritt in Indien bekannt. Über die neue Online-Shopping-Plattform Junglee.com will Amazon.com (Nasdaq: AMZN, WKN: 906866) 12 Millionen Produkte von über 14.000 indischen und globalen Marken in Indien anbieten, so das Unternehmen.

Neben Computer-Produkte von Microsoft India und Bekleidung von Fabindia, will Amazon.com auch seinen Kindle in Indien verkaufen. Zuletzt verbuchte Amazon.com explodierende Verkaufszahlen im Bezug auf seine Kindle-Produkte. Die Verkaufserlöse des Kindle Fire und Kindle eReader zogen im jüngsten Weihnachtsgeschäft um 177 Prozent an. Der Kindle Fire ist inzwischen das sich am besten verkaufende Produkt auf der Amazon.com Seite.

Indien könnte dem Kindle Fire langfristig zum Durchbruch verhelfen, ist der Amazon-Tablet derzeit einer der erschwinglichsten Tablet Computer am Markt, nachdem Amazon.com die Hardware nach Industriebeobachtern unter den Herstellungskosten verkauft. Einziges Manko: Zwar gilt Indien mit 1,2 Milliarden Einwohnern als riesiger Zukunftsmarkt, allerdings haben nur 52 Millionen Inder einen Internetzugang. Nur 40 Prozent der indischen Internet-Surfer nutzen das Internet bislang für Online-Shopping-Touren - hier muss Amazon.com in den nächsten Jahre noch Überzeugungsarbeit leisten.

Lovefilm und Amazon S3 wachsen kräftig


Zudem warten auf den Online-Händler noch weitere Baustellen. Der übernommene Film- und DVD-Verleiher Lovefilm muss expandieren und sein Content-Angebot weiter ausbauen, um den Wettbewerber Netflix die Stirn zu bieten, der zunehmend auch nach Europa drängt, wo Lovefilm bislang unangefochtener Marktführer war. Im Januar 2012 konnte Lovefilm die Marke von zwei Millionen Abonnenten überschreiten, wobei das Unternehmen inzwischen über 70.000 Film- und TV-Titel im Angebot hat.

Dass sich solche Investitionen in die Zukunft auch lohnen können, zeigt das Beispiel Online-Speicher- bzw. Cloud-Dienste. Hier ist Amazon.com mit seinem Web-basierten Speicherservice Amazon S3 vertreten. Der Service verzeichnete im vergangenen Jahr ein Wachstum von 192 Prozent.

Kurzportrait

Die in Seattle ansässige Amazon.com öffnete seine virtuellen Einkaufstüren im Jahre 1995. Als Online-Buchhändler an den Start gegangen, entwickelte sich das Unternehmen in den letzten Jahren zu einem universellen Online-Kaufhaus, das nicht nur Bücher, sondern auch Musik-CDs, Videos, DVDs, Spielzeug, Computerspiele, Elektrogeräte, Küchenzubehör, Lebensmittel (Amazon Fresh) und vieles mehr anbietet. Insgesamt ist das Internet-Unternehmen in mehr als 220 Ländern weltweit aktiv und betreut über 90 Millionen Kunden weltweit. Insgesamt operiert Amazon.com heute aus zwei Kerngeschäftsbereichen heraus: Nordamerika und International.

Neben dem eigentlichen Online-Produktangebot, bietet Amazon.com aber auch Auktionen und E-Commerce Plattformen (zShops) für Geschäftskunden an. Inzwischen können auch gebrauchte Produkte über die Internet-Plattform von Amazon.com verkauft werden.

Über die Einheit Amazon.com Anywhere will das Unternehmen den Markt für mobiles E-Commerce erschließen. Zuletzt konnte das Unternehmen mit Preisnachlässen und seinem Flate-Rate-Lieferservice (Amazon Prime) bei den Kunden punkten. Mit seinem Online-Buchshop Yoyo.com ist Amazon.com auch in China präsent.

Neben den USA ist das Unternehmen vor allem aber auch in Europa verstärkt aktiv. Niederlassungen in Asien und in Lateinamerika ergänzen den globalen Auftritt von Amazon.com. Nachdem Amazon.com Ende der 1990er Jahre mit Exchange.com, Accept.com und Alexa Internet einen dreistelligen Millionenbetrag für Zukäufe ausgab, stieg das Unternehmen in 2004 mit seiner Suchmaschine A9.com in den Markt für bezahlte Links ein. Gleichzeitig übernahm man die chinesische E-Commerce Seite Joyo.com (heute Amazon China). Mitte 2005 übernahm Amazon.com den DVD-Spezialisten CustomFlix Labs. Zugleich wurde der On-Demand-Spezialist BookSurge aufgekauft. In 2006 übernahm Amazon.com den US-Händler Shopbob. Im Frühjahr 2007 schluckte Amazon.com die englische Fotoseite dpreview.com. Ende 2007 brachte Amazon seinen eBook-Reader Amazon Kindle auf den Markt und startete gleichzeitig die Frage- und Antwortseite Askville.com. Mit Audible, Shelfari, AbeBooks.com, Withoutabox, Fabric.com und dem Spielespezialisten Reflexive wurden in 2008 weitere Zukäufe getätigt. Nach der Übernahme von SnapTell, übernahm Amazon.com in 2009 den Online-Schuhhändler Zappos.com. Zudem kündigte Amazon.com mit AmazonBasics eine eigene Produktlinie an. Anfang 2010 schluckte Amazon.com mit Touchco zudem einen TouchScreen-Display-Spezialisten. Im Herbst 2010 verstärkte sich Amazon.com durch die Übernahme von BuyVip.com. Anfang 2011 übernahm Amazon.com den europäischen DVD-Verleiher Lovefilm vollständig. Im Herbst 2011 stellte Amazon mit dem Kindle Fire seinen ersten Tablet PC vor.

Der visionäre Unternehmensgründer Jeff Bezos, welcher gleichzeitig als CEO der Gesellschaft fungiert, hält zusammen mit seiner Familie etwa ein Drittel der Anteile am Unternehmen.

Zahlen

Für das vergangene vierte Quartal 2011 meldet Amazon.com einen Umsatzsprung um 35 Prozent auf 17,4 Mrd. US-Dollar. Der Gewinn dagegen brach um 58 Prozent au 177 Mio. Dollar oder 38 US-Cent je Aktie ein, nach einem Profit von 416 Mio. Dollar oder 91 US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Mit den vorgelegten Umsatzzahlen verfehlte Amazon.com die Markterwartungen deutlich. An der Wall Street hatte man im Vorfeld mit Einnahmen von rund 18,3 Mrd. Dollar, aber nur mit einem Nettogewinn von 17 US-Cent je Aktie gerechnet.

Mit ein Grund für den herben Gewinneinbruch waren deutlich gestiegene Kosten. So kletterten die operativen Kosten um 38 Prozent auf 17,2 Mrd. Dollar. Gleichzeitig stockte Amazon.com sein Personal um 67 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf. Das Unternehmen beschäftigt nunmehr 56.200 Mitarbeiter.

Meldung gespeichert unter: Amazon, Hintergrundberichte, Hardware, Internet

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