Wirecard: Indizien sprechen neben Phantom-Bilanzen auch für Geldabflüsse im großen Stil
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Es mehren sich die Indizien dafür, dass es bei der gescheiterten Wirecard AG nicht nur aufgeblasene Bilanzen gab, sondern dass auch seit Jahren Beträge im großen Stil vom Unternehmen abgeflossen sind, um es vielleicht "auszuhöhlen".
Der Verdacht ist allerdings alles andere als neu. Bereits mit der 340 Mio. Euro teuren Übernahme eines kleinen unbekannten Unternehmens namens Hermes I-Tickets Private Ltd., einen Ticketvermarkter bzw. das Payment-Geschäft von GI Retail in Indien im Oktober 2015, gab es Spekulationen in diese Richtung.
Die Transaktion war mehr als abenteuerlich und hat auch Gerichtsprozesse nach sich gezogen. Die indischen Verkäufer des Unternehmens erhielten nur einen Bruchteil der Summe, die die Wirecard AG für die Akquisition letztendlich zahlen musste.
Zwischengeschaltet war auch hier ein Mittelsmann, einen in Mauritius ansässigen Fonds, dessen Auftreten mehr als dubios erschien. Dieser erwarb für rund 40 Mio. Euro wesentliche Teile des indischen Unternehmens.
Wer die Summe in Höhe von 340 Mio. Euro, die von der Wirecard letztendlich auf den Tisch gelegt wurde, wirklich erhielt, ist bis heute nicht aufgeklärt. Auch der Vorstand von Wirecard konnte angeblich die Fragen nicht beantworten.
Großinvestoren hielten den Kaufpreis bereits seinerzeit für völlig überzogen, das Unternehmen machte kaum Umsatz. Ex-CEO Braun hingegen verteidigte die Übernahme mit dem Hinweis auf den Markteintritt in Indien und dessen hohes Potenzial.
Darüber hinaus soll es im Fall Wirecard auch um nicht besicherte Kredite in dreistelliger Millionenhöhe gehen, deren tatsächliche Empfänger (Personen bzw. Gesellschaften) bislang nicht ausgemacht werden konnten.
Der Wirtschaftsprüfer EY sprach bereits von Hinweisen „dass es sich um einen umfassenden Betrug handelt, an dem mehrere Parteien rund um die Welt und in verschiedenen Institutionen mit gezielter Täuschungsabsicht beteiligt waren“.
EY steht inzwischen selbst stark unter Druck, hat die Gesellschaft doch seit 2009 den Jahresabschluss geprüft und auch testiert, zumindest bis 2018. Gestern stellte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) Strafanzeige gegen drei Prüfer von EY.
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