Yahoo will sich gesundschrumpfen - Fragen bleiben

Donnerstag, 23. April 2009 um 13:24
Yahoo Unternehmenslogo

(IT-Times) Wie erwartet musste das Internet-Portal Yahoo (Nasdaq: YHOO, WKN: 900103) im vergangenen ersten Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen. Gleichzeitig gab die neue Yahoo-Chefin Carol Bartz einen weiteren Stellenabbau bekannt. Im Rahmen einer dritten Entlassungsrunde innerhalb weniger Monate sollen nunmehr nochmals 675 Stellen bzw. fünf Prozent der Arbeitsplätze wegfallen.

Mit der Maßnahme will die neue Yahoo-Chefin die Struktur des Unternehmens weiter straffen. Das Produkt- und Engineering-Team soll in eine einzige globale Einheit zusammengeführt werden. Yahoo benötigt dringend mehr Produkt-Innovationen, nachdem insbesondere das Suchmaschinengeschäft weiter in der Luft hängt. Yahoos Marktanteil im Suchmaschinengeschäft stagniert weiterhin mit rund 20 Prozent, während Google den US-Markt mit einem Anteil von über 60 Prozent dominiert.

Wachstum der Seitenaufrufe verlangsamt sich


Ob das Suchmaschinengeschäft überhaupt eine Zukunft innerhalb des Unternehmens hat, bleibt offen. Carol Bartz will insbesondere die Stärken des Unternehmens besser fördern. Dazu gehört insbesondere das Finanz-Portal Yahoo Finance, sowie die Yahoo-Homepage und der Freemail-Dienst Yahoo Mail. Doch auch hier ist Eile geboten, denn das Wachstum der Seitenaufrufe verlangsamte sich im ersten Quartal deutlich. Wuchsen die Page Views im zweiten Halbjahr 2008 noch zweistellig, hat sich das Wachstum hier im ersten Quartal auf acht Prozent verlangsamt. Barclays-Analyst Douglas Anmuth führt dies nicht nur auf die allgemein schwache Wirtschaftslage, sondern insbesondere auf die fehlende Innovationskraft bei Yahoo zurück.

Eine weitere Großbaustelle bei Yahoo ist das Suchmaschinengeschäft. Insbesondere das internationale Suchmaschinengeschäft geriet im jüngsten Quartal unter die Räder. Die Erlöse sanken in diesem Bereich um 29 Prozent, auch wegen dem erstarkten US-Dollar. Bei konstanter Währungsentwicklung hätte sich hier ein Minus von 12 Prozent ergeben.

Suchmaschinen-Strategie bleibt im Dunkeln


Zu möglichen Verhandlungen mit dem US-Softwarekonzern Microsoft wollte sich Bartz bislang nicht äußern. Laut US-Medien verhandelt Yahoo seit geraumer Zeit über eine mögliche Kooperation in diesem Bereich. Ein Verkauf des Suchmaschinengeschäft als Ganzes scheint derzeit eher unwahrscheinlich, deutet man die jüngsten Äußerungen der neuen Yahoo-Chefin dahingehend, dass Yahoo an diesem Geschäft weiter festhalten will.

Doch noch ließ sich die neue Yahoo-Lenkerin nur sehr wenig entlocken, wie sie die Monetarisierung des Suchmaschinen- und Anzeigengeschäfts bei Yahoo weiter verbessern will. Vorerst steht die Reduzierung der Kosten ganz oben auf der Agenda, was allerdings die grundlegenden Probleme bei Yahoo - die fehlende Innovationsfähigkeit - nicht lösen wird...

Kurzportrait

Das Internet-Unternehmen Yahoo wurde ursprünglich im Jahre 1994 von den Studenten Jerry Yang und David Filo als Internet-Suchmaschine gegründet. Die Suchmaschine Yahoo sollte das Navigieren im weltweiten Datennetz erleichtern und das Auffinden von Informationen vereinfachen. Heute präsentiert sich das Unternehmen als vollwertiges Internet-Portal, das seinen weltweit mehr als 500 Mio. Nutzern im Monat umfassende Services und Zusatzdienste bietet.

Der eigentliche Aufstieg der Gesellschaft begann im Jahre 1996 mit dem Börsengang an die Nasdaq. So folgten bereits zwei Jahre nachdem IPO die Übernahmen der Internet-Unternehmen WebCal, Viaweb, HyperParallel und Yoydyne Entertainment. Im Jahre 1999 nutzte das Unternehmen geschickt die hohe eigene Börsenbewertung für weitere milliardenschwere Zukäufe. So wurde unter anderem die weltweit führende Online-Gemeinschaft GeoCities, wie auch der Internet-Dienst broadcast.com übernommen. Mit der Akquisition von Online Anywhere, Encompass und Log-Me-On.com stillte das Unternehmen seinen Expansionsdrang. Nach und nach wurden Auslandstöchter gegründet und das inhaltliche Angebot weiter ergänzt, so dass Yahoo bereits im Jahre 1998 ein umfassendes Inhaltsangebot anbieten konnte und nicht länger nur als Suchmaschine fungierte.

In den Jahren 1999 bis 2000 ergänzte das Unternehmen sein Angebot durch weitere Special-Interest-Angebote. Im Jahr 2001 folge die Übernahme des Online-Musikdienstes Launch Media. Mit der Akquisition der Online-Stellenbörse HotJobs.com konnte Yahoo den Mitbieter TMP Worldwide ausstechen. Im Jahr 2002 übernahm Yahoo den Suchmaschinenspezialisten Inktomi, um seine Suchfunktionen weiter zu stärken. Im Jahr 2003 verstärkte sich Yahoo durch die Übernahme von Overture Services im Bereich „sponsored Links“, um dem bisherigen Marktführer Google die Stirn zu bieten. Danach folgte die Übernahme des chinesischen Suchspezialisten 3721 Network Software. Anschließend übernahm Yahoo den Web-Spezialisten Musicmatch und den VoIP-Spezialisten DialPad Communications. Gleichzeitig beteiligte sich Yahoo für insgesamt einer Mrd. Dollar mit 40 Prozent an Chinas führendem E-Commerce Unternehmen Alibaba.com und brachte damit gleichzeitig seine China-Aktivitäten in das Venture mit ein. Zuletzt übernahm Yahoo den Bookmark-Dienst Del.icio.us sowie die Musik-Community Webjay. Im Juni 2006 erwarb Yahoo zehn Prozent an dem südkoreanischen E-Commerce-Spezialisten GMarket. Gleichzeitig kaufte Yahoo den Video-Editor Jumpcut. Im Herbst folgte schließlich die Akquisition des Online-Werbespezilaisten AdInterax. Ende 2006 übernahm Yahoo über seine Einheit Yahoo Kimo die taiwansche Social-Media-Plattform WRETCH. Anfang 2007 kaufte man die Online-Community MyBlogLog. Später übernahm Yahoo den Spezialisten Right Media vollständig. Mitte 2007 schluckte Yahoo die Webseite Rivals.com, das Werbenetzwerk BlueLithium sowie den Email-Spezialisten Zimbra und die Newsseite BuzzTracker. Anfang 2008 übernahm Yahoo die Videoplattform Maven Networks und den Marketing-Spezialisten IndexTools. Ende 2008 trennte sich Yahoo von seiner Preissuchmaschine Kelkoo. Im Frühjahr 2009 verkaufte Yahoo seine 10%ige Beteiligung dem südkoreanischen Online-Marktplatz Gmarket an eBay.

Die Einnahmequelle Werbeeinnahmen trägt nach wie vor die Mehrheit der gesamten Yahoo-Umsätze. Durch Kooperationen mit AT&T und BT vermarktet Yahoo! auch erfolgreich Breitbandzugangsservices. Die beiden Firmengründer David Filo und Jerry Yang halten nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an Yahoo, wobei Jerry Yang in 2007 den glücklosen Terry Semel als Yahoo-CEO ablöste.

Zahlen

Im vergangenen ersten Quartal 2009 ging der Bruttoumsatz bei Yahoo um 13 Prozent auf 1,58 Mrd. US-Dollar zurück. Ohne etwaige Währungseinflüsse durch den erstarkten US-Dollar wäre der Umsatz nur um drei Prozent gesunken, so Yahoo. Abzüglich entsprechende Provisionen, die an Werbepartner ausgeschüttet wurden, setzte Yahoo netto 1,16 Mrd. US-Dollar um und damit 50 Mio. Dollar weniger, als von Analysten erwartet wurden.

Der Gewinn brach allerdings kräftig ein. Nach einem Profit von 537 Mio. Dollar oder 37 US-Cent je Aktie im Jahr vorher, sank der Gewinn im jüngsten Quartal auf 118 Mio. Dollar oder acht US-Cent je Aktie. Allerdings beinhalten die Vorjahresergebnisse einen Sonderertrag in Höhe von 401 Mio. Dollar. Analysten hatten im Vorfeld mit einem Nettogewinn von acht US-Cent je Anteil kalkuliert, womit das Internet-Portal die Erwartungen erfüllen konnte.

Der operative Cashflow summierte sich im jüngsten Quartal auf 409 Mio. Dollar, wobei Yahoo einen freien Cashflow von 214 Mio. Dollar generieren konnte. Insgesamt beendete Yahoo das Quartal mit liquiden Mitteln von 3,7 Mrd. Dollar.

Markt und Wettbewerb

Insgesamt soll der Online-Werbemarkt im Jahr 2010 ein Marktvolumen von 75 Mrd. Dollar erreichen. Yahoo sieht sich nach eigenen Angaben als das weltweit meistbesuchte Internet-Portal mit mehr als 500 Mio. Nutzern. Yahoo! konkurriert mit seinem Internet-Angebot in erster Linie mit den Angeboten von America Online (AOL), Microsoft MSN und Terra Lycos.

Meldung gespeichert unter: Yahoo, Hintergrundberichte,

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