Yahoo weiter in der Defensive - Asset-Verkauf letzte Chance für Yahoo?

Mittwoch, 1. Februar 2012 um 14:12
Yahoo Unternehmenslogo

(IT-Times) - Das Internet-Portal Yahoo hat mit dem ehemaligen PayPal-Manager Scott Thompson einen neuen CEO erhalten. Thompson will durch die Analyse der Nutzerdaten herausfinden, was Konsumenten wollen und das Inhaltsangebot entsprechend ausrichten.

An der Wall Street zeigt man sich bislang wenig beeindruckt von der neuen Strategie, zumal Yahoo zuletzt weiter Marktanteile verloren hat. Dies gilt nicht nur im Suchmaschinenmarkt, sondern auch im Geschäft mit Werbeanzeigen, wie CFO Tim Morse auch unumwunden zugab.

Der neue Yahoo-Chef Thompson sieht sich alten Problemen und Fragen gegenüber, auf die das Internet-Portal bislang keine Antworten gefunden hat. Die Probleme heißen Facebook, Twitter und Google, die mit ihrem Webangebot mehr und mehr Konsumenten begeistern, während Yahoo das Nachsehen hat.

Yahoo schließt zehn Mobile Apps


Auch im mobilen Internet kommt Yahoo (Nasdaq: YHOO, WKN: 900103) nicht so recht voran, was die jüngste Meldung eindrucksvoll belegt. So beschloss Yahoo nunmehr zehn Mobile-Apps zu schließen, darunter Yahoo Meme (iPad/iPhone), Yahoo Mim (iPad), Yahoo Answers (Android), Yahoo AppSpot (Android/iPhone), Yahoo Deals (iPhone), Yahoo Finance (Blackberry), Yahoo Movies (Android), Yahoo News (Android), Yahoo Shopping (iPhone) sowie Yahoo Sketch-a-Search (iPad/iPhone).

Dennoch will Yahoo die Schließung nicht als Aufgabe verstanden wissen, vielmehr will das Unternehmen in 2012 mit neuen Yahoo Mobile Produkten glänzen. Dabei sollen Innovationen in Bereichen im Vordergrund stehen, in denen Yahoo traditionell eine starke Position genießt. Dabei verweist man beim Yahoo Mobile Team unter anderem auf IntoNow, oder dem Media-Dienst Livestand, sowie Yahoo Mail, den Yahoo Messenger, Sportacular und Flickr.

Yahoo CEO trifft sich mit Private Equity Firmen


So gut wie ausgemacht scheint, dass sich Yahoo von seinen Asien-Assets trennen wird. Dabei geht es um die 40%ige Beteiligung an dem chinesischen E-Commerce Konzern Alibaba und die 35%ige Beteiligung an Yahoo Japan. Die Assets könnten an die Alibaba Group und Softbank im Rahmen einer steuerfreien Aktion verkauft werden, heißt aus der Branche. Der Wert der Asien-Assets wird auf 12 bis 17 Mrd. US-Dollar taxiert.

Yahoo CEO Scott Thompson soll sich bereits mit Private Equity Firmen getroffen haben, um einen Turnaround bzw. Equity Deal zu erörtern. Einen Verkauf von Yahoo als Ganzes wird es dabei nicht geben, wie der neue Yahoo CEO jüngst klarstellte, allerdings scheint ein Teilverkauf von Vermögenswerten unausweichlich, will das Unternehmen doch noch die Wende schaffen. Zwar sitzt das Unternehmen auf Barreserven von 2,5 Mrd. Dollar, doch reichen diese Mittel höchstens dazu aus, um Technologie-Lücken zu schließen, nicht aber, um Yahoo gegen Facebook und Google als ernsthaften Konkurrenten zu positionieren.

Kurzportrait

Das Internet-Unternehmen Yahoo wurde ursprünglich im Jahre 1994 von den Studenten Jerry Yang und David Filo als Internet-Suchmaschine gegründet. Die Suchmaschine Yahoo sollte das Navigieren im weltweiten Datennetz erleichtern und das Auffinden von Informationen vereinfachen. Heute präsentiert sich das Unternehmen als vollwertiges Internet-Portal, das seinen weltweit rund 700 Millionen Nutzern im Monat umfassende Services und Zusatzdienste bietet.

Der eigentliche Aufstieg der Gesellschaft begann im Jahre 1996 mit dem Börsengang an die Nasdaq. So folgten bereits zwei Jahre nachdem IPO die Übernahmen der Internet-Unternehmen WebCal, Viaweb, HyperParallel und Yoydyne Entertainment. Im Jahr 1999 wurden weitere Zukäufe getätigt und anderem die weltweit führende Online-Gemeinschaft GeoCities, als auch der Internet-Dienst broadcast.com übernommen, wobei GeoCities inzwischen wieder geschlossen wurde. Nach und nach wurden Auslandstöchter gegründet und das inhaltliche Angebot weiter ergänzt, so dass Yahoo bereits im Jahre 1998 ein umfassendes Inhaltsangebot anbieten konnte und nicht länger nur als Suchmaschine fungierte.

In den Jahren 1999 bis 2000 ergänzte das Unternehmen sein Angebot durch weitere Zukäufe. Mit der Akquisition der Online-Stellenbörse HotJobs.com konnte Yahoo den Mitbieter TMP Worldwide ausstechen, inzwischen wurde HotJobs.com an den Konkurrenten Monster abgegeben. Im Jahr 2002 übernahm Yahoo den Suchmaschinenspezialisten Inktomi, um seine Suchtechnik zu stärken. Im Jahr 2003 verstärkte sich Yahoo durch die Übernahme von Overture Services im Bereich "sponsored Links", um dem bisherigen Marktführer Google die Stirn zu bieten. Danach folgte die Übernahme des chinesischen Suchspezialisten 3721 Network Software. Anschließend übernahm Yahoo den Web-Spezialisten Musicmatch und den VoIP-Spezialisten DialPad Communications. Gleichzeitig beteiligte sich Yahoo mit insgesamt einer Mrd. Dollar mit 40 Prozent an Chinas führendem E-Commerce Unternehmen Alibaba und brachte damit seine China-Aktivitäten in das Venture mit ein. Daneben hält Yahoo noch eine 35%ige Beteiligung an Yahoo Japan.

Später übernahm Yahoo den Bookmark-Dienst Del.icio.us sowie die Musik-Community Webjay. Mit demVideo-Editor Jumpcut und den Online-Werbespezilaisten AdInterax folgten weitere Zukäufe. Anfang 2007 kaufte man die Online-Community MyBlogLog. Später übernahm Yahoo den Spezialisten Right Media vollständig. Mitte 2007 schluckte Yahoo die Webseite Rivals.com, das Werbenetzwerk BlueLithium und den Email-Spezialisten Zimbra und die Newsseite BuzzTracker. Anfang 2008 übernahm Yahoo die Videoplattform Maven Networks und den Marketing-Spezialisten IndexTools. Ende 2008 trennte sich Yahoo von seiner Preissuchmaschine Kelkoo. Im Herbst 2009 schluckte Yahoo die arabische Internet-Community Maktoob.com. Anfang 2010 trennte sich Yahoo wieder von Zimbra und verkaufte den Email-Spezialisten an VMware. Anfang 2010 wurde die indonesische Koprol übernommen, zudem wurden Dapper und Citizen Sports aufgekauft.

Die Einnahmequelle Online-Werbung trägt nach wie vor die Mehrheit der gesamten Yahoo-Umsätze. Durch Kooperationen mit AT&T und BT vermarktet Yahoo! auch erfolgreich Breitbandzugangsservices. Die beiden Firmengründer David Filo und Jerry Yang halten nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an Yahoo.

Zahlen

Für das vergangene Dezemberquartal meldet Yahoo einen Umsatzrückgang um 13 Prozent auf 1,32 Mrd. US-Dollar. Abzüglich etwaiger Provisionen an Werbepartner blieb unter dem Strich ein Nettoumsatz von 1,17 Mrd. Dollar übrig. Der Gewinn schrumpfte im vierten Quartal auf 296 Mio. Dollar oder 24 US-Cent je Aktie, ein Rückgang von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr, als Yahoo noch einen Profit von 312 Mio. Dollar realisieren konnte.

Meldung gespeichert unter: Yahoo, Hintergrundberichte, Internet

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