Yahoo stabilisiert sich - Suchmaschinengeschäft bleibt eine Baustelle

Donnerstag, 22. Oktober 2009 um 14:12
Yahoo Unternehmenslogo

(IT-Times) - Das amerikanische Internet-Portal Yahoo (Nasdaq: YHOO, WKN: 900103) konnte zwar im jüngsten Quartal seine Gewinne gegenüber dem Vorjahr verdreifachen, doch noch steht nicht fest, ob damit auch der Turnaround für den Internetspezialisten geschafft ist.

Denn der Gewinnanstieg im jüngsten Quartal ist mehrheitlich den eingeleiteten Kostenmaßnahmen geschuldet, nachdem Yahoo zahlreiche Arbeitsplätze abgebaut hat. Das Yahoo noch lange nicht über den Berg ist, zeigt spätestens ein Blick auf die Umsatzzahlen des Unternehmens. So ging der Nettoumsatz um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Die Erlöse aus im Geschäft mit Werbeanzeigen auf den eigenen Suchmaschinenseiten schrumpften sogar um 19 Prozent. Im Display-Geschäft schrumpften die Erlöse um 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Yahoo verliert im Suchmaschinengeschäft weiter an Boden


Im Kontrast hierzu stehen die Quartalsergebnisse des Suchmaschinenrivalen Google, der seine Umsätze mit Suchmaschinenwerbung stark steigern konnte. Folglich hat Google seinen Vorsprung gegenüber Yahoo auf dem Suchmaschinenmarkt weiter ausgebaut, was sich auch in den jüngsten Zahlen des Marktforschers comScore widerspiegelt.

Auch Thomas Weisel Partners Analystin Christa Charles warnt vor zuviel Euphorie. Insbesondere im Suchmaschinengeschäft funktioniere es noch nicht, glaubt die Analystin, die sogar den gesamten Turnaround von Yahoo gefährdet sieht, sollte Yahoo weiter Marktanteile verlieren.

Die Hoffnungen ruhen nunmehr auf der angekündigten Partnerschaft mit Microsoft. Bing.com soll künftig die Yahoo-Suchmaschine ersetzen. Dadurch entfällt für Yahoo die kostenintensive Indexierung von Webseiten. Allerdings verliert damit aber gleichzeitig auch die Marke Yahoo an Gewicht. Zwar will das Internet-Portal künftig auch seinen eigenen Suchmaschinenservice in anderer Form weiter anbieten, doch ob diese Strategie aufgeht, bleibt mehr als fraglich, zumal Yahoo mit seinem eigenen Service schon in der Vergangenheit nicht gegen Google punkten konnte.

Allerdings hegen Marktbeobachter die Hoffnung, dass sich der Verlust von Marktanteilen im nächsten Jahr durch die Microsoft-Partnerschaft verlangsamen wird. Zudem hat Yahoo durch den Deal mit Microsoft den Großteil der Werbeindustrie hinter sich, die den Deal unterstützt, da die Industrie ein Quasi-Monopol durch Google fürchtet. Diese Unterstützung könnte Yahoo langfristig genauso helfen, wie die Erholung im Werbemarkt insgesamt. Ob Yahoo vom nächsten Aufschwungzyklus wirklich profitieren kann, wird sich allerdings erst im nächsten Jahr zeigen, wenn die neue Partnerschaft mit Microsoft zum Tragen kommt…

Kurzportrait

Das Internet-Unternehmen Yahoo wurde ursprünglich im Jahre 1994 von den Studenten Jerry Yang und David Filo als Internet-Suchmaschine gegründet. Die Suchmaschine Yahoo sollte das Navigieren im weltweiten Datennetz erleichtern und das Auffinden von Informationen vereinfachen. Heute präsentiert sich das Unternehmen als vollwertiges Internet-Portal, das seinen weltweit mehr als 580 Mio. Nutzern im Monat umfassende Services und Zusatzdienste bietet.

Der eigentliche Aufstieg der Gesellschaft begann im Jahre 1996 mit dem Börsengang an die Nasdaq. So folgten bereits zwei Jahre nachdem IPO die Übernahmen der Internet-Unternehmen WebCal, Viaweb, HyperParallel und Yoydyne Entertainment. Im Jahre 1999 nutzte das Unternehmen geschickt die hohe eigene Börsenbewertung für weitere milliardenschwere Zukäufe. So wurde unter anderem die weltweit führende Online-Gemeinschaft GeoCities, wie auch der Internet-Dienst broadcast.com übernommen. Mit der Akquisition von Online Anywhere, Encompass und Log-Me-On.com stillte das Unternehmen seinen Expansionsdrang. Nach und nach wurden Auslandstöchter gegründet und das inhaltliche Angebot weiter ergänzt, so dass Yahoo bereits im Jahre 1998 ein umfassendes Inhaltsangebot anbieten konnte und nicht länger nur als Suchmaschine fungierte.

In den Jahren 1999 bis 2000 ergänzte das Unternehmen sein Angebot durch weitere Special-Interest-Angebote. Im Jahr 2001 folge die Übernahme des Online-Musikdienstes Launch Media. Mit der Akquisition der Online-Stellenbörse HotJobs.com konnte Yahoo den Mitbieter TMP Worldwide ausstechen. Im Jahr 2002 übernahm Yahoo den Suchmaschinenspezialisten Inktomi, um seine Suchtechnik zu stärken. Im Jahr 2003 verstärkte sich Yahoo durch die Übernahme von Overture Services im Bereich „sponsored Links“, um dem bisherigen Marktführer Google die Stirn zu bieten. Danach folgte die Übernahme des chinesischen Suchspezialisten 3721 Network Software. Anschließend übernahm Yahoo den Web-Spezialisten Musicmatch und den VoIP-Spezialisten DialPad Communications. Gleichzeitig beteiligte sich Yahoo mit insgesamt einer Mrd. Dollar mit 40 Prozent an Chinas führendem E-Commerce Unternehmen Alibaba und brachte damit gleichzeitig seine China-Aktivitäten in das Venture mit ein. Später übernahm Yahoo den Bookmark-Dienst Del.icio.us sowie die Musik-Community Webjay. Im Juni 2006 erwarb Yahoo zehn Prozent an dem südkoreanischen E-Commerce-Spezialisten GMarket, die inzwischen an eBay verkauft wurde. Gleichzeitig kaufte Yahoo den Video-Editor Jumpcut. Im Herbst folgte schließlich die Akquisition des Online-Werbespezilaisten AdInterax. Ende 2006 übernahm Yahoo über seine Einheit Yahoo Kimo die taiwansche Social-Media-Plattform WRETCH. Anfang 2007 kaufte man die Online-Community MyBlogLog. Später übernahm Yahoo den Spezialisten Right Media vollständig. Mitte 2007 schluckte Yahoo die Webseite Rivals.com, das Werbenetzwerk BlueLithium sowie den Email-Spezialisten Zimbra und die Newsseite BuzzTracker. Anfang 2008 übernahm Yahoo die Videoplattform Maven Networks und den Marketing-Spezialisten IndexTools. Ende 2008 trennte sich Yahoo von seiner Preissuchmaschine Kelkoo. Mitte 2009 übernahm Yahoo den Foto-Service Xoopit. Im Herbst 2009 schluckte Yahoo die arabische Internet-Community Maktoob.com.

Die Einnahmequelle Werbeeinnahmen trägt nach wie vor die Mehrheit der gesamten Yahoo-Umsätze. Durch Kooperationen mit AT&T und BT vermarktet Yahoo! auch erfolgreich Breitbandzugangsservices. Die beiden Firmengründer David Filo und Jerry Yang halten nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an Yahoo.

Zahlen

Für das vergangene Septemberquartal meldete Yahoo einen Umsatzrückgang auf 1,58 Mrd. US-Dollar, ein Minus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn kletterte allerdings auf 186 Mio. US-Dollar oder 13 US-Cent je Aktie, nach einem Plus von 54 Mio. Dollar oder vier US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Mit den vorgelegten Zahlen konnte Yahoo die Markterwartungen der Analysten übertreffen. Diese hatten im Vorfeld mit einem Plus von sieben US-Cent je Aktie bei Einnahmen von 1,12 Mrd. Dollar gerechnet.

Der Gewinnanstieg wurde insbesondere durch Stellenstreichungen begünstigt. So hat Yahoo seit dem Vorjahr rund 2.000 Stellen abgebaut und die Zahl seiner Mitarbeiter auf 13.200 Stellen reduziert. Darüber hinaus verbuchte Yahoo einen Einmalertrag in Höhe von 98 Mio. Dollar durch den Verkauf seiner Beteiligung an dem chinesischen B2B-Spezialisten Alibaba.com.

Markt und Wettbewerb

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