Yahoo bleibt in der Defensive - Hulu-Übernahme letzte Chance?

Donnerstag, 21. Juli 2011 um 13:44
Yahoo Unternehmenslogo

(IT-Times) - Das amerikanische Internet-Portal Yahoo kämpft weiter um Anschluss. Während Google und Facebook nicht nur bei den Nutzerzahlen davon eilen, kämpft Yahoo mit hausgemachten Problemen.

Anzeigengeschäft sorgt für große Enttäuschung


Das Online-Werbeanzeigengeschäft war im jüngsten Quartal eine einzige Enttäuschung. Das Anzeigengeschäft wuchs gerade einmal um fünf Prozent, in Amerika stagnierte das Online-Anzeigengeschäft sogar. Yahoo-Chefin Carol Bartz führt dies allerdings nicht auf die Konkurrenzsituation, sondern auf den Umbau des US-Vertriebsteams zurück. Man habe die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf das Geschäft unterschätzt, gibt die Managerin in der Quartalspressekonferenz umunwunden zu.

Große Hoffnungen setzte Yahoo auf die Partnerschaft mit Microsoft und dessen neuer Suchmaschine Bing. Doch blieb auch hier der Umsatz pro Suchanfrage hinter den Erwartungen der Analysten zurück.

Stattdessen muss Yahoo (Nasdaq: YHOO, WKN: 900103) kämpfen, um Nutzer länger auf seinen Webseiten zu halten. Web-Surfer verbrachten im Juni im Schnitt 6,7 Stunden auf Facebook, während Nutzer sich lediglich 3,4 Stunden auf Yahoo-Seiten tummelten, so comScore. Während Facebook inzwischen die Marke von 750 Millionen registrierte Nutzern weltweit überschritten hat, nimmt Google mit seinem neuen Social-Networking-Dienst Google+ inzwischen die Marke von 20 Millionen Nutzer ins Visier.

Yahoo will angeblich bis zu zwei Mrd. US-Dollar für Hulu bieten


Yahoo hat dem bislang wenig entgegenzusetzen. Ein neues innovatives Produkt oder ein größerer Zukauf muss her, um den Niedergang zu stoppen. Letzte Chance für Yahoo könnte daher das Videoportal Hulu sein, welches zum Verkauf steht.

Laut einem Bericht des Business Insider, soll Yahoo bereit sein, bis zu zwei Mrd. US-Dollar für Hulu zu bezahlen, vorausgesetzt, Hulu kann einen exklusiven Zugang zu aktuellen TV-Shows und Filmmaterial für die nächsten vier bis fünf Jahre bieten. Bislang wehren sich die Hulu-Eigentümer noch und wollen Yahoo stattdessen nur einen Exklusiv-Zugang für zwei Jahre bieten.

Der Kaufpreis mutet relativ hoch an, doch könnte Hulu für Yahoo die letzte Chance sein, im medialen Internetzeithalter mitzuspielen. Laut comScore liegt zwar YouTube unangefochten an der Spitze des Videoportalmarktes mit zuletzt 147 Millionen Besuchern im Monat, doch dominierte Hulu trotz seiner 28,5 Millionen Besucher beim Verkauf von Videowerbung. Demnach konnte Hulu 1,3 Mrd. Videowerbeanzeigen ausliefern, wodurch jede dritte Videowerbung im Mai bei Hulu lief.

Zudem betreibt Hulu mit Hulu Plus einen gebührenpflichtigen Streaming-Service, mit dem sich Yahoo besser im Wettbewerb zu Netflix und Amazon.com stellen könnte…

Kurzportrait

Das Internet-Unternehmen Yahoo wurde ursprünglich im Jahre 1994 von den Studenten Jerry Yang und David Filo als Internet-Suchmaschine gegründet. Die Suchmaschine Yahoo sollte das Navigieren im weltweiten Datennetz erleichtern und das Auffinden von Informationen vereinfachen. Heute präsentiert sich das Unternehmen als vollwertiges Internet-Portal, das seinen weltweit mehr als 600 Millionen Nutzern im Monat umfassende Services und Zusatzdienste bietet.

Der eigentliche Aufstieg der Gesellschaft begann im Jahre 1996 mit dem Börsengang an die Nasdaq. So folgten bereits zwei Jahre nachdem IPO die Übernahmen der Internet-Unternehmen WebCal, Viaweb, HyperParallel und Yoydyne Entertainment. Im Jahr 1999 wurden weitere Zukäufe getätigt und anderem die weltweit führende Online-Gemeinschaft GeoCities, als auch der Internet-Dienst broadcast.com übernommen, wobei GeoCities inzwischen wieder geschlossen wurde. Nach und nach wurden Auslandstöchter gegründet und das inhaltliche Angebot weiter ergänzt, so dass Yahoo bereits im Jahre 1998 ein umfassendes Inhaltsangebot anbieten konnte und nicht länger nur als Suchmaschine fungierte.

In den Jahren 1999 bis 2000 ergänzte das Unternehmen sein Angebot durch weitere Zukäufe. Mit der Akquisition der Online-Stellenbörse HotJobs.com konnte Yahoo den Mitbieter TMP Worldwide ausstechen, inzwischen wurde HotJobs.com an den Konkurrenten Monster abgegeben. Im Jahr 2002 übernahm Yahoo den Suchmaschinenspezialisten Inktomi, um seine Suchtechnik zu stärken. Im Jahr 2003 verstärkte sich Yahoo durch die Übernahme von Overture Services im Bereich "sponsored Links", um dem bisherigen Marktführer Google die Stirn zu bieten. Danach folgte die Übernahme des chinesischen Suchspezialisten 3721 Network Software. Anschließend übernahm Yahoo den Web-Spezialisten Musicmatch und den VoIP-Spezialisten DialPad Communications. Gleichzeitig beteiligte sich Yahoo mit insgesamt einer Mrd. Dollar mit 40 Prozent an Chinas führendem E-Commerce Unternehmen Alibaba und brachte damit seine China-Aktivitäten in das Venture mit ein. Daneben hält Yahoo noch eine 34%ige Beteiligung an Yahoo Japan.

Später übernahm Yahoo den Bookmark-Dienst Del.icio.us sowie die Musik-Community Webjay. Mit demVideo-Editor Jumpcut und den Online-Werbespezilaisten AdInterax folgten weitere Zukäufe. Anfang 2007 kaufte man die Online-Community MyBlogLog. Später übernahm Yahoo den Spezialisten Right Media vollständig. Mitte 2007 schluckte Yahoo die Webseite Rivals.com, das Werbenetzwerk BlueLithium und den Email-Spezialisten Zimbra und die Newsseite BuzzTracker. Anfang 2008 übernahm Yahoo die Videoplattform Maven Networks und den Marketing-Spezialisten IndexTools. Ende 2008 trennte sich Yahoo von seiner Preissuchmaschine Kelkoo. Im Herbst 2009 schluckte Yahoo die arabische Internet-Community Maktoob.com. Anfang 2010 trennte sich Yahoo wieder von Zimbra und verkaufte den Email-Spezialisten an VMware. Anfang 2010 wurde die indonesische Koprol übernommen, zudem wurden Dapper und Citizen Sports aufgekauft.

Die Einnahmequelle Online-Werbung trägt nach wie vor die Mehrheit der gesamten Yahoo-Umsätze. Durch Kooperationen mit AT&T und BT vermarktet Yahoo! auch erfolgreich Breitbandzugangsservices. Die beiden Firmengründer David Filo und Jerry Yang halten nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an Yahoo.

Zahlen

Für das vergangene Juniquartal wies Yahoo einen Gesamtumsatz von 1,23 Mrd. US-Dollar aus, was einen Rückgang von 23 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode entspricht. Allerdings hinkt der Vorjahresvergleich etwas, da Yahoo Änderungen bei der Erfassung seiner Umsätze in der Bilanz vorgenommen hat.

Im Zuge der Partnerschaft mit Microsoft und dessen Suchmaschine Bing, die auf Yahoo-Seiten im Einsatz ist, führt Yahoo für jede 100 US-Dollar an Werbeumsatzerlöse 12 US-Dollar an Microsoft ab. Entsprechend brach der Suchmaschinenumsatz um 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 467 Mio. Dollar ein.

Meldung gespeichert unter: Yahoo, Hintergrundberichte,

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