Telefonica redet Klartext

Dienstag, 5. September 2006 um 00:00
Telefonica

(IT-Times) - Den Ex-Monopolisten laufen weltweit die Festnetzkunden weg. Ob die australische Telstra, die Deutsche Telekom oder der spanische Lokalmatador Telefonica (WKN: 850775). César Alierta, Chef des iberischen Konzerns, sagte gestern auf einer Tagung in Santander, dass 2009 nur noch 15 Prozent des Umsatzes im spanischen Festnetz durch die traditionelle Telefonie generiert werden.

 

 

Selbsterkenntnis als Weg zur Besserung

Derzeit werden noch 55 Prozent des Umsatzes in der spanischen Festnetzsparte über traditionelle Voice-Services generiert. Im ersten Halbjahr 2006 sank dieser Wert im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,2 Prozent. Der Anteil am Gesamtmarkt schrumpfte um 1,3 Punkte auf geschätzte 84 Prozent. Alierta will dieser Entwicklung vor allem mit Bündelangeboten begegnen. Hier möchte Telefonica Festnetz, Datenübertragungsdiensten und Services wie IP-TV im Jahr 2009 85 Prozent des Segment-Umsatzes generieren. Schon heute überträgt Telefonica über das IP-TV-Angebot Imagenio die erste spanische Fußball-Liga. Bündelangebote sollen generell durch Content attraktiver gemacht werden. Die Deutsche Telekom AG lässt grüßen.

 

 

Akquisitions-Atempause

Telefonica hat jedoch im Gegensatz zum deutschen Ex-Monopolisten - um bei dem Vergleich zu bleiben - in der Vergangenheit eine aggressive Akquisitionspolitik betrieben. Jüngstes Highlight war die Übernahme des britischen Mobilfunkkonzerns O2. Doch nun soll nach Aliertas Worten zumindest in Europa eine Verschnaufpause eingelegt werden. Man habe die Konsolidierung an Europas Telekommunikationsmärkten bereits vorweg genommen, ließ der Manager wissen, und mit einem Anteil von elf Prozent bereits eine kritische Masse erreicht.

 

 

Auf der anderen Seite haben sich die Iberer in Lateinamerika ein zweites Standbein aufgebaut, das organisches Wachstum verspricht. Mit der Übernahme von Tochtergesellschaften des US-Konzerns BellSouth wurde diese Position weiter gestärkt. Vor allem diese Region dürfte maßgeblich dazu beitragen, Aliertas gestern kommuniziertes Ziel von 255 Millionen Kunden in 2009 zu erreichen. Derzeit sind es rund 191 Millionen Nutzer.

 

 

Ganz lassen kann es Telefonica aber nicht. Alierta sagte, dass eine Aufstockung der strategischen Beteiligung an dem zweitgrößten chinesischen Festnetzanbieter China Netcom auf zehn Prozent interessant sei. Derzeit hält man 4,9 Prozent. Noch interessanter dürfte die vollständige Übernahme des brasilianischen Mobilfunknetzbetreibers Vivo sein. Das Joint Venture wird derzeit paritätisch mit Portugal Telecom gehalten. Doch die Portugiesen an sich dürften kein Interesse an einem entsprechenden Geschäft haben, sind die brasilianischen Aktivitäten doch das Filetstück des Konzerns. Hier gibt es aber ein pikantes Detail: Sonaecom, die portugiesische Nummer zwei, hat ein feindliches Übernahmeangebot für PT platziert. Der Prozess stockt zwar derzeit, aber Telefonica selbst hält knapp zehn Prozent an dem portugiesischen Ex-Monopolisten. Eine klassische Win-Win-Situation liegt also auf der Hand, zumal Sonaecom sich offenbar nur für die Bereiche Multimedia, Internet und Pay-TV interessiert. In der Slowakei steht zudem der Markteintritt bevor.

 

 

 

 

 

 

Kurzportrait

Die Telefonica SA ist eines der größten Telekommunikationsunternehmen der Welt. Der Konzern bietet sämtliche Dienstleistungen eines Telekommunikationsunternehmens an. Hierzu gehören Mobilfunk, Festnetz, Internetzugänge und damit verbundene Dienstleistungen. Telefonica ist in die Sparten Telefónica de España (Festnetz Spanien), Telefónica Latinoamérica (Festnetz Lateinamerika), Telefónica Móviles (Mobilfunk), Telefónica O2 Europe (vormalige O2-Aktivitäten sowie Cesky Telecom) und Atento (CRM-Dienstleistungen) gegliedert. Daneben gibt es noch Beteiligungen an den spanischen Gelben Seiten und dem Medienkonzern Endemol, die abgestoßen werden sollen.

 

 

Telefonica ist vormals der spanische Telekommunikations-Monopolist gewesen. Heute sind die spanischen Banken BBVA mit rund 6,6 Prozent und La Caixa mit rund fünf Prozent die größten Aktionäre.

 

 

Zahlen

Der Umsatz von Telefonica summierte sich im ersten Halbjahr 2006 auf 25,162 Mrd. Euro. Noch im Vorjahreszeitraum waren es nur 17,186 Mrd. Euro gewesen. Auf der Gewinnseite wies man 2,574 Mrd. Euro Überschuss aus. 2005 waren noch 1,835 Mrd. Euro verbucht worden. Der operative Gewinn vor Abschreibungen (OIBDA) stieg auf 9,242 Mrd. Euro - fast 2,7 Mrd. Euro mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Übernahmen des vergangenen Jahres werden nun erstmals in den Bilanzen konsolidiert und sorgen für diese enormen Steigerungen. Der Mobilfunknetzbetreiber O2 allein machte 5,828 Mrd. Euro Umsatz und 1,758 Mrd. Euro OIBDA. Auch die tschechische Tochtergesellschaft Cesky Telecom glänzt mit guten Zahlen. Telefonica Moviles steuerte 8,8 Mrd. Euro zum Umsatz bei, Telefonica de Espana 5,9 Mrd. und die Telefónica Latinoamérica Group 4,6 Mrd. Euro.

Meldung gespeichert unter: Telekommunikationsnetzbetreiber (Carrier), Telefonica, Hintergrundberichte, Telekommunikation

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