Solon im Tal der Finsternis

Mittwoch, 24. Februar 2010 um 12:59
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(IT-Times) - Das Berliner Solarunternehmen Solon SE (WKN: 747119) steckt weiter in der Krise. Im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise und des anhaltenden Preisverfalls bei Solarmodulen musste das Unternehmen das Jahr 2009 mit tiefroten Zahlen beenden. Während sich der Umsatz auf Jahressicht halbierte, entstand ein Jahresfehlbetrag von 195 Mio. Euro.

Bund beschließt Kürzung der Solarförderung zum 1. Juli


Zwar hat das Unternehmen im Schlussquartal von einer wieder anziehenden Nachfrage nach solaren Dachanlagen profitiert, dieser Nachfrageboom könnte jedoch nur von kurzer Dauer sein. Wie die Koalition gestern beschlossen hat, sollen die Subventionen für Dachanlagen zum 1. Juli um 16 Prozent sinken. Die Förderung für Freiflächen soll um 15 Prozent sinken, wobei die Förderung von Anlagen auf Ackerflächen sogar gänzlich wegfallen soll.

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) sieht in der Verschiebung keine substantielle Hilfe für die Branche, wie BSW-Solar Geschäftsführer Carsten Körnig durchblicken lässt. Beim Solarverband sieht man daher auch eine Pleitewelle auf die Branche zurollen. Auch Marktbeobachter und Analysten erwarten einen massiven Stellenabbau in der Branche, zumal die deutschen Anbieter gegen die Konkurrenz aus Asien nicht wirklich wettbewerbsfähig sind.

Verbraucherschützer rechnen nunmehr damit, dass es insbesondere im zweiten Halbjahr 2010 zu einem weiteren Preisverfall in der Branche kommen wird und warnen Investoren davor, sich jetzt noch schnell überteuerte Anlagen aufs Dach bauen zu lassen, um die höhere Förderung zu kassieren.

Deutsche Anbieter gelten als nicht mehr wettbewerbsfähig


Marktbeobachter glauben dennoch, dass sich die starke Nachfrage nach Solar-Aufdachanlagen im vierten Quartal noch bis zum ersten Halbjahr getrieben durch Last-Minute-Investoren fortsetzen wird. Anschließend wird mit einem ähnlichen Einbruch der Nachfrage wie nachdem Auslaufen der Abwrackprämie in der Autobranche gerechnet.

Offen bleibt, inwieweit Hersteller wie Solon den Nachfragerückgang auffangen können. Beim Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) bewertet man die Kostenstruktur und die Finanzierungsmöglichkeiten der deutschen Anbieter gegenüber der asiatischen Konkurrenz als unterlegen. Die einheimischen Anbieter dürften hier nur schwer mit der Konkurrenz aus China & Co mithalten können, heißt es. Für Solon könnten dann schon im zweiten Halbjahr dunkle Zeiten anbrechen, sollte es dem Unternehmen nicht gelingen, seine Kostenstruktur nachhaltig zu verbessern…

Kurzportrait

Die im Jahre 1997 gegründete und in Berlin ansässige Solon SE gilt als einer der führenden Solartechnikanbieter in Deutschland. Das Unternehmen war mit seinem Börsengang im Jahre 1998 das erste an der Börse notierte Solarunternehmen.

Heute bietet das Unternehmen nicht nur Solarmodule und Wechselrichter an, sondern ist auch beim Bau von Solarkraftwerken engagiert. Solon ist mit entsprechenden Tochterfirmen in Deutschland, Österreich (Solon Hilber Technologie GmbH, Solon Mover), Italien (Solon S.p.A.), in den USA (Solon Corporation) und in der Schweiz (Solon Inverters AG) präsent. Gleichzeitig ist Solon an der französischen Silicium de Provence (SilPro) beteiligt. Die Produktion von Solarmodulen wird über die beiden Tochterfirmen Solon PV GmbH in Berlin und der Solon Nord GmbH abgewickelt. Die Projektierung von Solargroßkraftwerken erfolgt über die Tochter Solon Solar Investments GmbH.

Die Solon-Tochter HTC GmbH hat sich auf die Realisierung von Solarkraftwerken spezialisiert. Dazu zählen auch die Konzeption und die Entwicklung von solaren Großkraftwerken, wo das Unternehmen durch Solon Solar Investments vertreten ist. Im Bereich der Systemtechnologie ist das Unternehmen über die Schweizer Tochter asp AG am Markt präsent, die auch Wechselrichter herstellt.

Zuletzt expandierte Solon verstärkt im Ausland, wobei im Jahr 2007 19 Prozent an dem australischen Unternehmen CBD Energy Ltd erworben wurden. Nachdem sich Solon an der österreichischen Blue Chip Energy beteiligt hatte, erhöhte der deutsche Solarspezialist Ende 2007 seine Beteiligung an der Blue Chip Energy von 19 auf 47 Prozent. Ende Dezember 2008 übernahm Solon die italienische Estelux s.r.l.

Zuletzt beschäftigte die Solon AG mehr als 900 Mitarbeiter und kann dabei auf eine Jahresproduktionskapazität von über 400 MWp verweisen und gilt damit als einer der größten Hersteller von Solarmodulen in Deutschland.

Zahlen

Für das Gesamtjahr 2009 meldet Solon einen Umsatzrückgang auf 354 Mio. Euro. Dies entspricht einem Einbruch um 57 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 815 Mio. Euro. Auf der Ertragsseite sieht der Geschäftsverlauf ähnlich düster aus. So sank das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von plus 58 Mio. in 2008 auf minus 195 Mio. Euro in 2009. Ebenfalls tief in den roten Zahlen lag das Konzernergebnis nach Minderheiten. Hier fiel der Wert auf minus 276 Mio. Euro, nachdem im Vorjahr noch ein positives Ergebnis von 33 Mio. Euro eingefahren worden war.

Je Aktie gerechnet lag das Ergebnis der Solon SE bei minus 22,00 Euro. 2008 hatte das Unternehmen noch einen positiven Gewinn je Aktie von 2,61 Euro erwirtschaftet.

Solon erklärte den Verlust mit massiven Sondereffekten, darunter Wertberichtigungen auf Finanzanlagen und Vermögenswerte von Tochtergesellschaften im Umfang von 122 Mio. Euro. Weitere 60 Mio. Euro sollen auf Abschreibungen auf Vorräte entfallen. Diese seien Konsequenz eines 30-prozentigen Preisrückganges in 2009 gewesen. Insgesamt sei das Jahr 2009 nur eine Stagnation der weltweiten Nachfrage geprägt gewesen. Allerdings habe sich im vierten Quartal bereits eine Erholung abgezeichnet, dies gelte insbesondere für den deutschen Endkundenmarkt. Das Segment Kraftwerkstechnik habe nach guten Vorjahren in 2009 einen massiven Einbruch erlebt, hieß es.

Meldung gespeichert unter: Solon, Hintergrundberichte, Solartechnik

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