Oracle: Sun-Übernahme droht Hängepartie

Montag, 21. September 2009 um 13:11
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(IT-Times) - Die geplante Übernahme des Computer- und Softwarespezialisten Sun Microsystems gerät ins Stocken. Nachdem die US-Behörden die geplante Übernahme bereits genehmigt haben, droht dem US-Softwaregiganten Oracle (Nasdaq: ORCL, WKN: 871460) dennoch eine Hängepartie.

Nachdem die EU noch weitere Informationen über den geplanten Zusammenschluss angefordert hat, wird die Übernahme voraussichtlich erst im Januar abgeschlossen werden können. Notfalls wird sich Oracle von der von Sun übernommenen MySQL trennen, wird bereits in den US-Medien spekuliert.

Zukunft nach der Fusion bleibt unklar


Doch wie die Zukunft des Unternehmens nach der geplanten Milliardenfusion im Detail aussehen soll, blieb zuletzt weiter im Dunkeln. Zwar präsentierte Oracle zuletzt mit der Exadata Database Machine Version 2 eine neue Datenbankmaschine, doch über weitere gemeinsame Produktpläne gibt es derzeit nur wenig konkrete Informationen. So ist die Unsicherheit unter den Sun-Anwendern groß, die nicht wissen, ob ihr Produkt künftig noch weiter entwickelt wird. Entsprechend nervös sind auch die Reseller, die Sun-Produkte vermarkten, da sie ihren Kunden keine klaren Antworten geben können, wie die Zukunft aussieht.

Diese Situation wollen Oracle-Konkurrenten wie Hewlett-Packard und IBM nutzen und werben derzeit aggressiv um Sun-Kunden. Oracle hat inzwischen mit einer umfangreichen Werbekampagne reagiert und verspricht künftig noch mehr Geld in die Weiterentwicklung von Solaris und UltraSparc zu investieren.

Wird MySQL zum Stolperstein?


Über die Absichten im Zusammenhang mit der Open-Source Datenbank MySQL hüllt sich Oracle bislang allerdings in Schweigen. Die Open-Source-Datenbank, die Sun im Jahr 2008 für rund eine Mrd. Dollar übernommen hat, gilt inzwischen als Knackpunkt, ob die EU die geplante Übernahme genehmigen wird. Marktbeobachter halten es inzwischen nicht mehr für ausgeschlossen, dass Oracle die Einheit ausgliedern oder sogar verkaufen wird.

Wie auch immer sich Oracle entscheiden wird, das Unternehmen sollte schnell handeln, um bei Kunden und Vertriebspartner, sondern auch bei Investoren und Anlegern für Klarheit zu sorgen. Sollte die geplante Fusion zur Hängepartie werden, droht dem Unternehmen nicht nur ein Image-Verlust, sondern auch eine Kunden-Abwanderung, womit die Synergieeffekte aus der geplanten Übernahme dahin wären…

Kurzportrait

Die im Jahre 1977 gegründete und in Redwood City/Kalifornien ansässige Oracle galt in der Vergangenheit als klassischer Datenbankspezialist. Inzwischen operiert Oracle von zwei wesentlichen Geschäftsbereichen heraus: Software und Services. Diese zwei Geschäftsbereiche sind wiederum in fünf operative Segmente unterteilt. Über das Softwaregeschäft erwirtschaftet Oracle nach wie vor den Großteil seiner Umsatzerlöse.

Mit dem neuen Datenbank- und Anwendungsserver 10g will Oracle verstärkt auf verteiltes Rechnen setzen. Darüber hinaus expandierte Oracle auch in die Bereiche elektronische Beschaffungssysteme, Customer Relationship Management (CRM) und Business Intelligence (BI). Der Bereich Supply Chain Management bildet eine Ergänzung zu den bisherigen Datenbank- und Anwendungslösungen aus dem Hause Oracle.

Neben dem Datenbankgeschäft bietet Oracle weitere Systemsoftware in Form von Serversoftware an. Der Visionäre Oracle-Chef Larry Ellison hält nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an dem Softwarehaus, welches nach Microsoft und IBM als drittgrößter Softwarehersteller der Welt gilt.

Nach einer 18-monatigen Übernahmeschlacht übernahm Oracle den US-Softwarespezialisten PeopleSoft im Januar 2005 für rund 10,3 Mrd. Dollar. Wenige Monate später folgte die Übernahme des kleineren Rivalen Retek. Gleichzeitig übernahm Oracle den Sicherheitsspezialisten Oblix und den Daten-Management-Anbieter TimesTen. Später kaufte Oracle den finnischen Open Source Spezialisten Innobase OY, sowie den Logistikspezialisten G-Log. Ende 2005 folgte der Zukauf der beiden Sicherheitsspezialisten Thor Technologies, OctetString sowie die Übernahme des führenden Kunden-Management-Softwarehersteller Siebel Systems. Anfang 2006 übernahm Oracle den Softwarenanbieter 360Commerce und den Open Source Spezialisten Sleeypcat. Mitte 2006 schloss Oracle die Übernahme von Portal Software ab. Gleichzeitig erhöhte Oracle seine Beteiligung an der indischen i-flex auf inzwischen über 80 Prozent. Anfang 2007 kaufte Oracle dann den Business Intelligence Spezialisten Hyperion Solutions. Wenige Monate später folgte dann die Übernahme von Agile Software. Anschließend wurden mit Bharosa, Netsure Telecom, Bridgestream, LogicalApps, Interlace Systems und Moniforce weitere Firmen hinzugekauft. Nach der Übernahme von BEA Systems, kaufte Oracle in 2008 mit Skywire, Global Knowledge Software, ClearApp, Advanced Visual Technology und Primavera weitere Firmen auf. Auch in 2009 setzte Oracle seine Einkaufstour weiter fort und schluckte die Unternehmen mValent, Relsys sowie Virtual Iron Software und gab zudem ein Übernahmeangebot für Sun Microsystems ab. Mitte 2009 übernahm Oracle den Softwarespezialisten GoldenGate Software.

Mit der Einheit OracleMobile.com will der Datenbankspezialist insbesondere den Mobilfunkbereich erschließen. Mobile Geschäftslösungen und Services rund um das Handy sollen das bestehende Oracle-Angebot ergänzen. In 2007 stieg Oracle mit Oracle VM auch in den Virtualisierungsmarkt ein.

Zahlen


Für das vergangene erste Fiskalquartal 2010 meldet Oracle einen Umsatzrückgang um rund fünf Prozent auf 5,05 Mrd. US-Dollar. Das Geschäft mit neuen Softwarelizenzen brach um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein, während das Servicegeschäft mit Software-Updates und technischem Support und um sechs Prozent auf 3,1 Mrd. US-Dollar zulegte.

Durch den Anstieg im Support-Geschäft konnte Oracle seinen Gewinn im Augustquartal um vier Prozent auf 1,12 Mrd. US-Dollar oder 22 US-Cent je Aktie steigern, nach einem Plus von 1,08 Mrd. Dollar oder 21 US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Oracle einen Nettogewinn von 30 US-Cent je Aktie realisieren und damit zumindest die Gewinnerwartungen der Analysten erfüllen. Diese hatten im Vorfeld allerdings mit Einnahmen von 5,24 Mrd. Dollar kalkuliert.

Die Barreserven summierten sich zum Quartalsende auf 20,6 Mrd. Dollar, nachdem Oracle im jüngsten Quartal einen positiven operativen Cashflow von 3,7 Mrd. Dollar generieren konnte.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Oracle, Hintergrundberichte, Hardware, Software

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