Oracle geht gut vorbereitet ins neue Jahr - Übernahme von Informatica?

Mittwoch, 29. Dezember 2010 um 13:07
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(IT-Times) - Während der US-Datenbank- und Softwarehersteller Oracle (Nasdaq: ORCL, WKN: 871460) zuletzt vor allem wegen seines Rechtsstreits gegen SAP in den Schlagzeilen stand, hat das Unternehmen jüngst im operativen Geschäft still und leise einen weiteren Vorstoß in Richtung Microsoft und Google gewagt.

Oracle nimmt Markt für Cloud-basierte Office-Software ins Visier


Mitte Dezember stellte Oracle mit Cloud Office 1.0 eine Web-basierte Productivity-Lösung vor, die in direkter Konkurrenz zu Angeboten aus dem Hause Microsoft und Google treten soll. Wie Open Office, basiert Cloud Office auf dem Open Document Format (ODF) und bietet Anwendern den Zugang zu Textverarbeitungs-, Tabellenkalkulations- und Präsentationssoftware. Zudem ist die Lösung kompatibel zu Microsoft Office.

Nutzer können über das Web gemeinsam an Dokumenten arbeiten und diese auch vom Mobiltelefon aus ausrufen, verspricht der US-Datenbankspezialist. Während sich die Standard-Edition für 49,95 US-Dollar pro Nutzer und Jahr vor allem an kleine und mittelständische Firmen richtet, will Oracle mit der Professional Edition (90 US-Dollar pro Nutzer und Jahr) vor allem größere Konzerne ansprechen.

Zumindest beim Preis ist Oracle konkurrenzfähig, kostet das Google-Angebot (Google Apps for Business) ebenfalls 50 US-Dollar pro Nutzer und Jahr. Oracle hofft dabei vor allem von der Popularität der kostenlosen Version von Open Office profitieren zu können, die weiterhin unter OpenOffice.org zur Verfügung steht.

Der Markt für Cloud-basierte Office-Software verspricht in den nächsten Jahren enorme Zuwachsraten und dürfte im Jahr 2016 nach Angaben von WinterGreen Research ein Volumen von 17 Mrd. US-Dollar erreichen, nachdem im Jahr 2009 in diesem Bereich bereits 3,3 Mrd. Dollar umgesetzt wurden.

Oracle vor Übernahme von Informatica?


Daneben dürfte Oracle auch im kommenden Jahr 2011 seine Einkaufstour weiter fortsetzen. Nachdem sich Oracle für mehr als sieben Mrd. Dollar durch die Übernahme von Sun Microsystems im Hardware-Bereich verstärkt hat, rätseln Analysten bereits über das nächste Übernahmeziel.

Medienberichten zufolge stehen die beiden Softwarehäuser Informatica und BMC Software ganz oben auf der Wunschliste Oracles. Mit der Übernahme von Informatica könnte sich Oracle im Markt für Data Integration Lösungen verstärken. Oracle tritt bereits heute als Reseller von Informatica-Produkten in Erscheinung, so dass sich durch eine Übernahme sicherlich Synergieeffekte für Oracle ergeben würden. Zudem würde Oracle sich damit einen Eintritt in einen Markt verschaffen, in dem der Datenbankspezialist bislang noch gar nicht präsent war.

Bei einer Übernahme von BMC Software dürften die Synergieeffekte ähnlich hoch sein, allerdings müsste Oracle bei einer Übernahme deutlich tiefer in die Tasche greifen. Der Spezialist für Datenzentren- und Management-Software wird derzeit für 8,4 Mrd. Dollar an der Börse bewertet, etwa doppelt so hoch wie Informatica?

Kurzportrait

Die im Jahre 1977 gegründete und in Redwood City/Kalifornien ansässige Oracle galt in der Vergangenheit als klassischer Datenbankspezialist. Inzwischen operiert Oracle von drei wesentlichen Geschäftsbereichen heraus: Software, Hardware Systeme und Services. Über das Softwaregeschäft erwirtschaftet Oracle nach wie vor den Großteil seiner Umsatzerlöse.

Mit dem neuen Datenbank- und Anwendungsserver 11g will Oracle verstärkt auf verteiltes Rechnen und Cloud Computing setzen. Darüber hinaus expandierte Oracle auch in die Bereiche elektronische Beschaffungssysteme, Customer Relationship Management (CRM) und Business Intelligence (BI). Der Bereich Supply Chain Management bildet eine Ergänzung zu den bisherigen Datenbank- und Anwendungslösungen aus dem Hause Oracle.

Neben dem Datenbankgeschäft bietet Oracle weitere Systemsoftware in Form von Serversoftware an. Der Visionäre Oracle-Chef Larry Ellison hält nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an dem Softwarehaus, welches nach Microsoft und IBM als drittgrößter Softwarehersteller der Welt gilt.

Nach einer 18-monatigen Übernahmeschlacht übernahm Oracle im Januar 2005 den US-Softwarespezialisten PeopleSoft. Wenige Monate später folgte die Übernahme des kleineren Rivalen Retek. Gleichzeitig übernahm Oracle den Sicherheitsspezialisten Oblix und TimesTen. Später kaufte Oracle den finnischen Open Source Spezialisten Innobase OY, sowie den Logistikspezialisten G-Log. Ende 2005 folgte der Zukauf der beiden Sicherheitsspezialisten Thor Technologies, OctetString sowie die Übernahme des führenden Kunden-Management-Softwarehersteller Siebel Systems. Anfang 2006 übernahm Oracle den Softwarenanbieter 360Commerce und den Open Source Spezialisten Sleeypcat.

Mitte 2006 schloss Oracle die Übernahme von Portal Software ab. Gleichzeitig erhöhte Oracle seine Beteiligung an der indischen i-flex auf inzwischen über 80 Prozent. Anfang 2007 kaufte Oracle dann den Business Intelligence Spezialisten Hyperion Solutions. Wenige Monate später folgte dann die Übernahme von Agile Software. Anschließend wurden mit Bharosa, Netsure Telecom, Bridgestream, LogicalApps, Interlace Systems und Moniforce weitere Firmen hinzugekauft. Nach der Übernahme von BEA Systems, kaufte Oracle in 2008 mit Skywire, Global Knowledge Software, ClearApp, Advanced Visual Technology und Primavera weitere Firmen auf. Auch in 2009 setzte Oracle seine Einkaufstour weiter fort und schluckte die Unternehmen mValent, Relsys sowie Virtual Iron Software und übernahm zudem Sun Microsystems für 7,4 Mrd. Dollar. Mitte 2009 kaufte Oracle GoldenGate Software. Auch in 2010 blieb Oracle weiter auf Einkaufstour und übernahm mit Silver Creek Systems, AmberPoint, PhaseForward, eServGlobal und Secerno weitere Unternehmen.

Mit der Einheit OracleMobile.com will der Datenbankspezialist insbesondere den Mobilfunkbereich erschließen. Mobile Geschäftslösungen und Services rund um das Handy sollen das bestehende Oracle-Angebot ergänzen. Bereits im Jahr 2007 stieg Oracle mit Oracle VM auch in den Virtualisierungsmarkt ein.

Zahlen


Für das vergangene Novemberquartal meldet Oracle einen Umsatzsprung um 47 Prozent auf 8,6 Mrd. US-Dollar, nach Einnahmen von 5,9 Mrd. Dollar im Jahr vorher. Der Nettogewinn kletterte um 28 Prozent auf 1,87 Mrd. Dollar oder 37 US-Cent je Aktie steigern können, nach einem Profit von 1,46 Mrd. Dollar oder 29 US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Oracle einen Nettogewinn von 51 US-Cent je Aktie realisieren. Mit den vorgelegten Zahlen konnte Oracle die Markterwartungen der Analysten übertreffen, die im Vorfeld mit einem Plus von 46 US-Cent je Aktie sowie mit Einnahmen von 8,34 Mrd. Dollar gerechnet hatten.

Das Geschäft mit neuen Softwarelizenzen wuchs um 21 Prozent, ein wichtiger Indikator für das künftige Geschäft. Auch bei der übernommenen Sun Microsystems kletterten die Bruttomargen im Hardware-Geschäft wieder über 53 Prozent. Der Auftragsbestand in der Exadata-Pipeline summiert sich inzwischen auf knapp zwei Mrd. US-Dollar, so Oracle.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Oracle, Hintergrundberichte, Software

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