Nokia - vom Jäger zum Gejagten

Freitag, 17. April 2009 um 13:21
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(IT-Times) Der finnische Mobilfunkspezialist Nokia (NYSE: NOK, WKN: 870737) leidet weiter unter der weltweiten Absatzflaute im Mobilfunkmarkt. Vor allem in Europa und auf den boomenden Märkten in Lateinamerika musste Nokia zuletzt Federn lassen.

Eine schnelle Erholung ist vorerst nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil: Nokia-Finanzchef Rick Simonson rechnet damit, dass der Mobilfunkmarkt noch nicht seinen Tiefpunkt erreicht hat. Entsprechend äußerte sich der Manager gegenüber der finnischen Tageszeitung „Helsingin Sanomat“ und widersprach damit indirekt Aussagen von Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo, der zuvor eine Stabilisierung im Mobilfunkmarkt andeutete.

Nokia verliert im Smartphone-Markt an Boden


Wann sich der Mobilfunkmarkt wieder nachhaltig erholen wird, steht noch in den Sternen. Fest steht jedoch heute schon, dass sich der Wettbewerb deutlich verschärft hat und Nokia bislang nicht zu den Gewinnern zählt. Vielmehr sank der Weltmarktanteil der Finnen in den letzten Quartalen kontinuierlich auf rund 37 Prozent. Vor allem Samsung macht den Finnen bei Smartphones das Leben schwer. Die Südkoreaner verdoppelten ihren Marktanteil hier binnen eines Jahres auf nahezu 20 Prozent.

Zwar kontrolliert Nokia dieses wichtige Marktsegment, dass auch im laufenden Jahr gegen den Trend zweistellig wachsen dürfte, doch schrumpfte der Marktanteil der Finnen hier von 51 auf 41 Prozent. Hintergrund ist nicht nur die rasante Aufholjagd von Samsung, sondern auch von Research In Motion, dessen BlackBerry nicht nur bei Geschäftskunden, sondern inzwischen auch bei Privatanwendern gut ankommt. Auch Apple wurde zunächst unterschätzt, ging man bislang davon aus, dass sich die Kalifornier mit einem Marktanteil von einem Prozent am weltweiten Handy-Markt begnügen würden. Doch inzwischen hat Apple den Preis für sein iPhone gesenkt und visiert zunehmend den Massenmarkt an.

Die Bastion von Nokia waren bislang Handys im niedrigen Preissegment, wo das Unternehmen seinen Wettbewerbern auch heute noch überlegen ist. Dies ist auch der Grund für den großen Markterfolg in China. Doch auch hier dürfte sich Nokia bald dem Wettbewerber Apple gegenüber sehen, der das iPhone noch in diesem Jahr nach China bringen möchte.

Software spielt zunehmend die zentrale Rolle


Marktforscher aus dem Hause Gartner glauben, dass künftig Software für Handys eine noch stärkere Rolle im Mobilfunkmarkt spielen wird. Nokia hofft dabei auf seinen Online-Store Ovi, der im Mai offiziell starten soll. Doch auch hier läuft Nokia dem Trend hinterher, denn Rivalen wie Apple, RIM und auch Google (Android) sind bereits mit entsprechenden Online-Marktplätzen Start. Aufgrund der hohen Popularität von iTunes genießt hier Apple einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil, zumal solche Online-Marktplätze bei der Kundenbindung immer wichtiger werden...

Kurzportrait

Die im Jahre 1865 gegründete und im finnischen Espoo ansässige Nokia Oyj stellte nach seiner Gründung ursprünglich Papier her. In den späteren Jahren machte sich Nokia als Hersteller von Gummistiefeln einen Namen. Erst im Jahre 1960 wandte sich Nokia den modernen Kommunikationstechniken zu. In den 80er Jahren stellte das Unternehmen dann elektronische Komponenten und ganze Computer her. Im Jahre 1987 folgte schließlich mit der Entwicklung von Mobilfunktelefonen der Durchbruch und der Beginn einer neuen Ära.

Nokia entwickelte damals das erste Mobilfunktelefon, mit dem Ziel auf Basis des GSM-Netzes ein globales mobiles Kommunikationsnetz in Europa zu schaffen. Heute ist Nokia der weltweit führende Handy-Hersteller. Das Unternehmen ist heute in drei wesentliche Kerngeschäftsbereiche unterteilt: Mobile Devices, Enterprise Solutions und der Netzwerksparte (Nokia Siemens Networks).

Nokia erregte in den vergangenen Jahren auch Aufmerksamkeit durch seine Expansion im Netzwerkbereich. So erwarb der finnische Technologiekonzern in den vergangenen Jahren Beteiligungen an amerikanischen Netzwerkfirmen wie Ipsilon Networks, Aircom International, Rooftop Communications, Ramp Networks und F5 Networks. Später übernahm Nokia den Softwarespezialisten Eizel Technologies. Im Jahr 2004 kaufte Nokia Lizenzen und Technologien der Freescale-Tochter Metrowerks. Im Februar übernahm Nokia schließlich den Mobilfunksoftwareanbieter Intellisync Corporation. Im Jahr 2007 schluckte Nokia den mobilen Marketingspezialisten Enpocket. Anschließend kaufte Nokia den GPS- und Kartenspezialisten Navteq im Rahmen einer Milliardentransaktion. Ende 2007 schloss man die Übernahme der Internettauschbörse Avvenu ab. Mitte 2008 kaufte Nokia auch die restlichen Anteile an dem britischen Mobile-Softwarehersteller Symbian. Gleichzeitig übernahm Nokia den Social-Networking-Anbieter Plazes. Daneben wurde auch die Übernahme des Softwarespezialisten Trolltech erfolgreich abgeschlossen.

Gemeinsam mit der Siemens AG betreibt Nokia das 50:50 Joint Venture Nokia Siemens Networks. Gemeinsam mit Texas Instruments und STMicroelectronics will Nokia in Konkurrenz zu Qualcomm treten und den neuentwickelten CDMA-Standard CDMA 2000 1X vermarkten. Mit seiner eigenen Internet-Plattform Ovi will Nokia im weltweiten Datennetz stärker Fuß fassen.

Zahlen

Während im ersten Quartal 2008 noch ein Umsatz von 12,66 Mrd. Euro erzielt worden war, sank dieser in 2009 auf 9,27 Mrd. Euro. Der operative Gewinn lag mit 55 Mio. Euro ebenfalls deutlich unter dem Vorjahreswert von 1,53 Mrd. Euro. Entsprechend verringerte sich auch die operative Marge auf 0,6 Prozent (2008: 12,1 Prozent). Nokia wies einen Gewinn je Aktie von drei Cent aus (Vorjahr: 22 Cent).

Im Bereich mobile Geräte und damit verbundene Dienstleistungen lag der Umsatz im ersten Quartal 2009 bei 6,17 Mrd. Euro nach 9,26 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. Die Einheit Navteq wies einen Umsatz von 132 Mio. Euro aus. Der Bereich Nokia Siemens Networks trug unterdessen 2,99 Mrd. Euro zum Umsatz bei (2008: 3,4 Mrd. Euro).

Im ersten Quartal 2009 setzte Nokia insgesamt 93,2 Millionen Mobiltelefone ab. Damit sank dieser Wert im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent. Das im November 2008 neu eingeführte Gerät N5800 Xpress Music wurde insgesamt 2,3 Millionen Mal verkauft. Zwischen November 2008 und dem Beginn des ersten Quartals 2009 lagen die Absatzzahlen hier bei rund drei Millionen. Insgesamt wurden im ersten Quartal 2009 255 Millionen Geräte zur mobilen Kommunikation verkauft. An den Marktanteil von 2008 konnten die Finnen jedoch nicht anknüpfen: Nach 39 Prozent in 2008 wurden nun noch 37 Prozent erreicht.

Markt und Wettbewerb

In den vergangenen Quartalen sank der Weltmarktanteil von Nokia kontinuierlich, wobei die Finnen zuletzt auf einen Marktanteil von 37 Prozent kamen. Damit blieben die Finnen weiter Marktführer vor Rivalen wie Samsung, Motorola, Sony Ericsson und LG.

Meldung gespeichert unter: Nokia, Hintergrundberichte, Telekommunikation

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