Nokia: Turnaround gerät ins Stocken

Smartphones

Dienstag, 23. April 2013 um 13:50
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(IT-Times) - Nokia-Aktien gerieten unmittelbar nach den jüngsten Zahlen kräftig unter die Räder. Der Grund: Das Geschäft mit kostengünstigen Feature-Phones, dem eigentlichen Kerngeschäft von Nokia, bricht schneller weg als dem Unternehmen lieb ist.

Auf der anderen Seite wächst das Smartphone-Geschäft nicht schnell genug. Zwar konnte Nokia im ersten Quartal 2013 6,1 Millionen Smartphones absetzen und seinen Lumia-Absatz um 27 Prozent gegenüber dem Vorquartal auf 5,6 Millionen Lumia-Geräte steigern, doch der Gesamtabsatz brach auf 61,9 Millionen Geräte ein, nachdem Nokia im Vorjahr noch 82,7 Millionen Handys, darunter 11,9 Millionen Smartphones verkaufen konnte.

Asha- und China-Absatz brechen ein
Insbesondere das Geschäft rund um die Einsteiger-Reihe Asha entwickelte sich erschreckend negativ. Hier musste Nokia (WKN: 870737) einen Absatzeinbruch um 46 Prozent hinnehmen. Swedbank-Analyst Hakan Wranne hält diese Entwicklung im Interview mit der BBC für bedenklich, ist dieses Geschäft nach wie vor das Brot-und-Butter-Geschäft für Nokia.

Bedenklich stimmt auch die Entwicklung im nordamerikanischen und chinesischen Markt, zwei bedeutende Absatzmärkte für Nokia. In Nordamerika brach der Nokia-Absatz von 700.000 auf 400.000 Geräte ein, während in China zwar mehr Lumia-Telefone verkauft wurden, der Handy-Absatz aber insgesamt von 9,2 Millionen auf 3,4 Millionen Einheiten zurückging.

Für Swedbank-Analyst Hakan Wranne steht fest, dass Nokia den Smartphone-Absatz schneller ankurbeln muss, will das Unternehmen im Mobilfunkmarkt nicht von der Bildfläche verschwinden.

Nokia CEO kündigt neue Produkte an
Nokia CEO Stephen Elop kündigt dann auch weitere taktische Maßnahmen an, um neue Innovationen in den Markt zu bringen. Schon Ende dieses Quartals sei mit einem neuen „Hero Status“ Telefon aus dem Hause Nokia zu rechnen. „Hero Status“ bedeutet, dass das Smartphone ein prominenter Platz in den Verkaufsstores eingeräumt wird. Zudem werden Mobilfunknetzbetreiber das Telefon mit hohen Subventionen und Marketing-Ausgaben bewerben, so Elop.

Bei dem neuen Hero-Telefon dürfte es sich um eine leichtere und dünnere Variante des Lumia 920 handeln. Gleichzeitig dürfte mit dem Nokia EOS ein neues Smartphone mit einer 41-Megapixel-Kamera auf den Markt kommen.

Der Financial Times zufolge plant Nokia auch Phablet, dass mit einem 5-Zoll großen Display in direkte Konkurrenz zum Galaxy Note II treten soll. Insgesamt läuft Nokia die Zeit davon. Die Finnen müssen nunmehr schnell neue Produkte in den Markt bringen, will das Unternehmen im Smartphone-Markt nicht den Anschluss verlieren.

Kurzportrait

Die im Jahre 1865 gegründete und im finnischen Espoo ansässige Nokia stellte nach seiner Gründung ursprünglich Papier her. In den späteren Jahren machte sich Nokia als Hersteller von Gummistiefeln einen Namen. Erst im Jahre 1960 wandte sich Nokia den modernen Kommunikationstechniken zu. In den 80er Jahren stellte das Unternehmen dann elektronische Komponenten und ganze Computer her. Im Jahre 1987 folgte schließlich mit der Entwicklung von Mobilfunktelefonen der Durchbruch und der Beginn einer neuen Ära. Heute besitzt das Unternehmen mehr als 30.000 Patente im Mobilfunkbereich.

Das Unternehmen ist heute in drei wesentliche Kerngeschäftsbereiche unterteilt: Devices and Services, Navteq und der Netzwerksparte (Nokia Siemens Networks).

Nokia erregte in den vergangenen Jahren auch Aufmerksamkeit durch seine Expansion im Netzwerkbereich und entsprechende Firmenzukäufe. So kaufte Nokia unter anderem den GPS- und Kartenspezialisten Navteq im Rahmen einer Milliardentransaktion. Ende 2007 schloss man die Übernahme der Internettauschbörse Avvenu ab. Mitte 2008 kaufte Nokia auch die restlichen Anteile an dem britischen Mobile-Softwarehersteller Symbian. Daneben wurde auch die Übernahme des Softwarespezialisten Trolltech erfolgreich abgeschlossen. Mitte 2010 übernahm NSN die Netzwerkausrüstungssparte von Motorola. Mitte 2010 wurde zudem die Modemsparte (Wireless Modem) veräußert. Mitte 2011 trennte sich Nokia von seiner Operator Branded Messaging-Sparte (OBM). Gemeinsam mit der Siemens AG betreibt Nokia das 50:50 Joint Venture Nokia Siemens Networks (NSN).

Gleichzeitig verkaufte NSN seine Breitband-Festnetzsparte. Mitte 2012 trennte sich Nokia von seiner Luxus-Marke Vertu. Gleichzeitig wurde der Imaging-Spezialisten Scalado übernommen. Im Herbst 2012 kaufte Nokia ein Patentportfolio bestehend aus 500 Patenten und Patentanträgen an Vringo. Zudem wurde Ende 2012 der Kartenspezialist earthmine übernommen. Ende 2012 brachte Nokia seinen eigenen digitalen Kartenservice Here.net an den Start.

Mit seiner eigenen Internet-Plattform Ovi will Nokia im weltweiten Datennetz stärker Fuß fassen. Anfang 2011 schloss Nokia eine Kooperation mit Microsoft, womit Windows Phone zur Hauptplattform im Smartphone-Bereich aufsteigen soll. In diesem Bereich hofft Nokia mit seinen Windows Phone-basierten Lumia-Modellen auf einen Durchbruch.

Zahlen

Für das vergangene erste Quartal 2013 meldet Nokia einen Umsatzrückgang um 20 Prozent auf 5,85 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis (EBIT), das im ersten Quartal 2012 noch bei minus 1,34 Mrd. Euro lag, erreichte nun einen Wert von minus 150 Mio. Euro. Somit wurde pro Aktie ein Ergebnis von minus 0,07 Euro erwirtschaftet (Vorjahr: minus 0,25 Euro). Der Cash-Flow aus operativer Tätigkeit verbesserte sich von minus 590 Mio. Euro auf plus 206 Mio. Euro.

Meldung gespeichert unter: Nokia, Hintergrundberichte, Telekommunikation

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