Nokia meldet sich zurück

Dienstag, 2. Februar 2010 um 13:57
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(IT-Times) - Finnlands Mobilfunkgigant Nokia (NYSE: NOK, WKN: 870737) hat sich von der Wirtschafts- und Finanzkrise wieder erholt. Sowohl in der Netzwerksparte, als auch im Kerngeschäft mit Mobiltelefonen konnten die Finnen zuletzt mit positiven Zahlen überraschen.

Nokia steigert Marktanteil im Smartphone-Bereich


Entscheidend scheint dabei der Erfolg im Smartphone-Segment. Nokia konnte eigenen Angaben zufolge in diesem schnell wachsenden Bereich trotz der Konkurrenz durch Apple (iPhone), Research In Motion (RIM) und Palm Marktanteile gewinnen. Laut Nokia erreichte man im vierten Quartal 2009 hier einen Marktanteil von 40 Prozent, nach 31 Prozent im Jahr vorher. Doch auch die Konkurrenz in Form von Apple und Research In Motion (RIM) konnte nach Angaben der Marktforscher aus dem Hause Strategy Analytics zulegen und Marktanteile im Smartphone-Segment gewinnen. So kam RIM im vierten Quartal 2009 auf einen Marktanteil von rund 20 Prozent, während Apple seinen Markanteil auf über 16 Prozent im Smartphone-Segment erhöhen konnte.

Trotz aller Euphorie über den vorgelegten Quartalsbericht und den zuletzt gestiegenen Nokia-Aktienkurs gibt es auch mahnende Stimmen. So seien die durchschnittlichen Verkaufspreise von Nokia-Handys im jüngsten Quartal weiter gefallen, stellen die Analysten bei der Nord LB fest. Darüber hinaus erwartet Nokias neuer Finanzchef Timo Ihamuotila einen Preisrutsch bei Smartphones im ersten Quartal 2010. Hintergrund ist der intensive Wettbewerb in der Branche.

So hat der US-Mobilfunkspezialist Motorola bereits angekündigt, 20 neue Smartphone-Modelle im laufenden Jahr ins Rennen schicken zu wollen. Ferner will Motorola gemeinsam mit Google an einen Nachfolger für das Nexus One entwickeln. Auch Apple dürfte sich durch den Erfolg des iPhone 3GS ermutigt fühlen, schon bald an einen Nachfolger bzw. eine nochmals überarbeitete Version zu präsentieren. Auch bei Research In Motion will man sich keinesfalls mit dem Erreichten zufrieden geben.

Billig-Anbieter wollen Nokia Marktanteile abjagen


Neben den etablierten Playern wagen sich auch immer mehr Billig-Anbieter in den Bereich vor. Nicht nur die taiwanesische HTC will an bisherige Erfolge anknüpfen, auch die taiwansche Mediatek bietet inzwischen vollständige Handy-Plattformen für Handy-Hersteller schon für etwas mehr als zehn US-Dollar an, berichtet das Handelsblatt. Dadurch können auch andere Billig-Anbieter wie ZTE, Huawei, aber auch Asustek ohne großen Aufwand in den Handy-Markt einsteigen und Produkte unter dem eigenen Markennamen verkaufen.

Auch wenn Nokia auf seinen Größenvorteil vertrauen und Skaleneffekte in der Preisstrategie für sich nutzen kann, dürfte es für die Finnen weiterhin schwierig bleiben, seine Marktanteile nachhaltig zu verteidigen, solange das Unternehmen im high-end Segment unterbesetzt ist, denn hier wird nach wie vor das meiste Geld verdient…

Kurzportrait

Die im Jahre 1865 gegründete und im finnischen Espoo ansässige Nokia Oyj stellte nach seiner Gründung ursprünglich Papier her. In den späteren Jahren machte sich Nokia als Hersteller von Gummistiefeln einen Namen. Erst im Jahre 1960 wandte sich Nokia den modernen Kommunikationstechniken zu. In den 80er Jahren stellte das Unternehmen dann elektronische Komponenten und ganze Computer her. Im Jahre 1987 folgte schließlich mit der Entwicklung von Mobilfunktelefonen der Durchbruch und der Beginn einer neuen Ära.

Nokia entwickelte damals das erste Mobilfunktelefon, mit dem Ziel auf Basis des GSM-Netzes ein globales mobiles Kommunikationsnetz in Europa zu schaffen. Heute ist Nokia der weltweit führende Handy-Hersteller. Das Unternehmen ist heute in drei wesentliche Kerngeschäftsbereiche unterteilt: Devices and Services, Navteq und der Netzwerksparte (Nokia Siemens Networks).

Nokia erregte in den vergangenen Jahren auch Aufmerksamkeit durch seine Expansion im Netzwerkbereich. So erwarb der finnische Technologiekonzern in den vergangenen Jahren Beteiligungen an amerikanischen Netzwerkfirmen wie Ipsilon Networks, Aircom International, Rooftop Communications, Ramp Networks und F5 Networks. Später übernahm Nokia den Softwarespezialisten Eizel Technologies. Im Jahr 2004 kaufte Nokia Lizenzen und Technologien der Freescale-Tochter Metrowerks. Im Februar übernahm Nokia schließlich den Mobilfunksoftwareanbieter Intellisync Corporation. Im Jahr 2007 schluckte Nokia den mobilen Marketingspezialisten Enpocket. Anschließend kaufte Nokia den GPS- und Kartenspezialisten Navteq im Rahmen einer Milliardentransaktion. Ende 2007 schloss man die Übernahme der Internettauschbörse Avvenu ab. Mitte 2008 kaufte Nokia auch die restlichen Anteile an dem britischen Mobile-Softwarehersteller Symbian. Gleichzeitig übernahm Nokia den Social-Networking-Anbieter Plazes. Daneben wurde auch die Übernahme des Softwarespezialisten Trolltech erfolgreich abgeschlossen. Im Herbst 2009 schluckte Nokia den Spezialisten Cellity.

Gemeinsam mit der Siemens AG betreibt Nokia das 50:50 Joint Venture Nokia Siemens Networks. Gemeinsam mit Texas Instruments und STMicroelectronics will Nokia in Konkurrenz zu Qualcomm treten und den neuentwickelten CDMA-Standard CDMA 2000 1X vermarkten. Mit seiner eigenen Internet-Plattform Ovi will Nokia im weltweiten Datennetz stärker Fuß fassen.

Zahlen

Im vierten Quartal 2009 lag der von Nokia erzielte Umsatz bei 11,98 Mrd. Euro nach 12,66 Mrd. Euro im Vorjahr. Operativ verbuchte Nokia ein Ergebnis von 1,47 Mrd. Euro, damit konnte der Wert aus 2008 von 1,23 Mrd. Euro übertroffen werden. Die operative Marge wurde mi 12,3 Prozent angegeben (2008: 9,8 Prozent). Je Aktie verbuchte Nokia somit ein Ergebnis von 26 Cent nach 15 Cent im vierten Quartal des Vorjahres.

Der Umsatz des Gesamtjahres 2009 wurde mit 40,98 Mrd. Euro beziffert (2008: 50,72 Mrd. Euro). Im Bereich Devices und Services wurde ein Umsatz von 27,85 Mrd. Euro verbucht, weitere 673 Mio. Euro entfielen auf die Sparte Navteq. Im Vorjahreszeitraum lagen die Werte bei 35,09 Mrd. Euro sowie bei 363 Mio. Euro. Nokia Siemens Networks trug 12,57 Mrd. Euro zum Gesamtumsatz bei (2008: 15,31 Mrd. Euro).

Auf Gesamtjahressicht erzielte Nokia ein operatives Ergebnis von 3,50 Mrd. Euro nach 7,03 Mrd. Euro im Vorjahr. Hinsichtlich der Marge bedeutete dies einen Rückgang von 13,9 Prozent auf nunmehr 8,5 Prozent. Je Aktie kam so ein Ergebnis von 24 Cent zusammen (2008: 1,05 Euro).

Nokia setzte im Gesamtjahr 2009 insgesamt 431,8 Millionen Mobiltelefone ab, ein Rückgang gegenüber der Vorjahreszahl mit 468,4 Millionen Einheiten. In Europa verkaufte man in 2009 107 Millionen mobile Endgeräte, weitere 77,6 Millionen Telefone entfielen auf das Gebiet Mittlerer Osten und Afrika. In 2008 lag der Absatz bei 114,9 Millionen Geräten in Europa sowie bei 81 Millionen Units im afrikanischen Raum. China verbuchte einen Absatz von 72,6 Millionen Mobiltelefonen und konnte so, verglichen mit 71,3 Millionen in 2008, zulegen. Nokia meldete den Verkauf von 123,5 Millionen Geräten im Raum Asien-Pazifik, weitere 13,5 Millionen wurden in Nordamerika abgesetzt (2008: 134 Millionen bzw. 15,7 Millionen Stück). Der lateinamerikanische Markt trug 37,6 Millionen Geräte zum Gesamtabsatz bei (Vorjahr: 51,5 Millionen Einheiten).

Markt und Wettbewerb

In den vergangenen Quartalen sank der Weltmarktanteil von Nokia kontinuierlich, wobei die Finnen zuletzt ihren Marktanteil allerdings bei rund 39 Prozent stabilisieren konnten. Im lukrativen Smartphone-Markt kam Nokia Ende 2009 eigenen Angaben zufolge auf einen Marktanteil von rund 40 Prozent. Damit blieben die Finnen weiter Marktführer vor Rivalen wie Research In Motion, Samsung, Apple, Motorola, Sony Ericsson, HTC und LG.

Als Nummer zwei der Branche gilt inzwischen Südkoreas Elektronikkonzern Samsung Electronics, der den US-Mobilfunker Motorola vom zweiten Platz verdrängen konnte. Samsung wird inzwischen ein Weltmarktanteil von 18 Prozent zugeschrieben. Motorola konnte bislang keinen geeigneten Nachfolger für sein bisheriges Erfolgsprodukt Razr präsentieren und versucht nunmehr mit einer Produktoffensive Marktanteile zurückzugewinnen.

Meldung gespeichert unter: Nokia, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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